Es gab eine Zeit, da setzten die Experten auf Radio und Smartphones. Doch spätestens seit der Flutkatastrophe war klar, ohne Sirenen wird es eng. Köln wusste das schon vorher und hat den Sirenenwald modernisiert. Zu hören am Donnerstag zum Probealarm.
Lauter AlarmHeute heulen in Köln wieder die Sirenen

Eine Alarmsirene auf dem Dach eines Mehrfamilienhauses
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Am Donnerstag, dem 9. März, findet in NRW wieder der landesweite Warntag statt. Um 11 Uhr werden die Warnmittel für den Gefahren- und Katastrophenfall getestet. Unter anderem löst das Land zentral die Warn-App Nina und das neue System Cell Broadcast aus, das automatisch eine Nachricht an alle eingeloggten Handys im Gefahrenbereich sendet.
Wenn am Donnerstag die Sirenen heulen, kommen auch die insgesamt 136 Sirenen in Köln wieder zum Einsatz. Sie gehören der Stadt Köln und werden von der Berufsfeuerwehr Köln betrieben. Grundsätzlich gibt es in Köln vier Mal pro Jahr einen Probealarm. Doch im letzten Frühjahr und Sommer hatte die Stadt auf Sirenentests verzichtet, um die mehr als 13 000 Menschen aus der Ukraine nicht zu verunsichern, die seit Februar vor dem russischen Angriffskrieg nach Köln geflüchtet sind. Zuletzt war am 8. Dezember ein Warntag durchgeführt worden.
Die 136 Sirenen in Köln sind über das gesamte Stadtgebiet verteilt und sollen flächendeckend die Warnung der Bevölkerung sicherstellen. Tatsächlich ist der Warnton zurzeit in ungefähr 98 Prozent des Stadtgebiets zu hören. Lediglich die Naherholungsgebiete Chorbusch und Königsforst sind nicht abgedeckt. „Hier werden allerdings in den kommenden Monaten sieben neue Sirenen aufgebaut“, erklärte die Stadt auf Anfrage der Rundschau. Denn Köln wusste schon, was manch anderer Stadt erst nach der Flutkatastrophe 2021 so richtig klar wurde: Nur mit Apps und ohne Sirenen geht es nicht.
Die Instandhaltung der Sirenen obliegt der Feuerwehr, die die Geräte von spezialisierten Firmen warten lässt. Die ältesten Sirenenstandorte wurden 1971 aufgebaut. Dort sind die Sirenenanlagen im Jahr 2012 erneuert worden. Die ältesten in Dienst befindlichen Sirenen in Köln sind Pressluft-Sirenen aus dem Jahr 1980.
Zustand der Sirenen wird täglich überprüft
Die meisten Sirenen in Köln sind auf Gebäudedächern montiert. Die höchste Mastsirene misst 25 Meter. Um sicherzustellen, dass jede der Warnanlagen jederzeit einsatzbereit ist, verfügen die Kölner Sirenen über ein Zustandsüberwachungssystem der Firma Helin. „Sie werden täglich über einen sogenannten Leisetest überprüft“, erläutert eine Stadtsprecherin. Einen Totalausfall gab es noch nicht: Bisher musste keine Sirene ausgetauscht werden. Es wurden lediglich bei Bedarf Defekte repariert. Eine der alten Sirenen von 1971 hat das Kölnische Stadtmuseum übernommen. Die Sirenen sind unabhängig vom Stromnetz, sie laufen mit Batteriestrom.
Nach Angaben der Stadt können sie bei einem Stromausfall maximal 20 Tage und 20 Alarme lang noch funktionieren. Laut Feuerwehrchef Christian Miller sind die Sirenen weiterhin ein sehr wichtiges Warnmittel, da sie autark funktionieren und für jeden in der Stadt wahrnehmbar sind (mit Ausnahme von gehörgeschädigten Personen). Sie signalisieren der Bevölkerung: Handeln! Im Ernstfall sollen Bürgerinnen und Bürger bei Sirenenalarm geschlossene Räume aufsuchen, passierende Personen bei sich aufnehmen, Türen und Fenster geschlossen halten und das Radio einschalten. Die Feuerwehr kann sich bei akuten Gefahren direkt in das laufende Hörfunkprogramm von Radio Köln (107,1 Megahertz) einblenden und unmittelbar von der Leitzentrale aus weitere Verhaltenshinweise geben.
Im Ernstfall auch Lautsprecherwagen
Aktuelle Informationen gehen auch an die Internetredaktionen, die Leitstelle der Kölner Verkehrs-Betriebe und über Cell Broadcast an funktionsfähige Smartphones und Handys. Im Ernstfall werden gegebenenfalls auch Lautsprecherwagen eingesetzt.
Bei der Übung am Donnerstag prüfen die Berufsfeuerwehr, Mitglieder der Löschgruppen in den Stadtteilen sowie freiwillige Paten, ob alle Sirenen wunschgemäß funktioniert haben.
Im Jahr 2023 sind in Köln an folgenden Tagen Probealarme geplant: 9. März, 11 Uhr, 3. Juni, 12 Uhr, 14. September, 11 Uhr, und 2. Dezember, 12 Uhr.
Der Probealarm
Am Donnerstag werden um 11 Uhr alle Kölner Sirenen ausgelöst. Der Probealarm beginnt mit einem einminütigen Dauerton, der im Ernstfall „Entwarnung“ bedeutet. Danach folgt eine fünfminütige Pause.
Anschließend ist ab 11:06 Uhr ein einminütiger auf- und abschwellender Heulton zu hören. Dabei handelt es sich um das eigentliche Warnsignal, das bei einem echten Notfall auf eine Gefahrenlage hinweist. Nach einer weiteren fünfminütigen Pause schließt um 11:12 Uhr ein einminütiger Entwarnungsdauerton den Probealarm ab. (fu)