Was übrig bleibtKünstlerpaar stellt Hausrat eines Verstorbenen in Köln aus

Einen ganzen Haushalt stellen die Künstler auf dem Rudolfplatz aus.
Copyright: Thomas Banneyer
Köln – „Das ist, was am Ende übrig bleibt“ schallt in Endlosschleife aus Megaphonen. Auf dem Rudolfplatz ist mit Hilfe der Sperrmüllabfuhr der Abfallwirtschaftsbetriebe eine ganze Wohnung aufgebaut. Schon in Auflösung, denn die Schränke sind ausgeräumt, Wäsche und Gegenstände in Stapeln einander zugeordnet.
Performance „Aufgelöst“ rückt ein Tabuthema ins Zentrum
Daniel Ernesto Müller sieht sich um in diesem Haushalt, in dem offenbar ein alter Mensch gelebt hat. „Von einer Sekunde zur anderen hat keinen Wert mehr, was jahrelang gesammelt, gehegt und gepflegt wurde“, sagt er. Aus einer realen Wohnungsauflösung wird auf dem Rudolfplatz die Performance „Aufgelöst“, eine Inszenierung zum Tabuthema Tod von Angie Hiesl und Roland Kaiser. Umstehende schauen ernst und gebannt hin. Was hier mit Mobiliar aus einer echten Wohnungsräumung nach einem Todesfall dargestellt wird, dürfte vielen bekannt vorkommen.

Daniel Ernesto Müller bei der Performance „Aufgelöst“
Copyright: Thomas Banneyer
Der Tänzer, Choreograph und ausgebildete Trauerbegleiter Daniel Ernesto Müller schlüpft in die Rolle des fiktiven Sohnes der fiktiven Erika, die kurz vor ihrem 94. Geburtstag in der Nacht vor dem täglichen gemeinsamen Frühstück plötzlich verstorben ist. Der Sohn nimmt Gegenstände zur Hand, stellt sie an den Platz, an dem sie bisher standen. „Alles hat seine Geschichte“, sagt er. Wie die Kerze, die nur einmal brannte, als der Bruder starb, und die seither unverrückbar in der Vitrine stand. „Alles riecht noch nach ihr, sogar die frisch gewaschene Wäsche“, bemerkt er.

Eine Ordnung ins Unerklärliche zu bringen, versucht Daniel Ernesto Müller.
Copyright: Thomas Banneyer
Beim Anblick eines alten elektrischen Staubsaugers erinnert er sich, was Erika oft sagte: „Ich benutze das so lange, bis es nicht mehr funktioniert.“ Doch im Leben der Hinterbliebenen wird kein Platz sein für die Polstersitzgruppe, den Fliesentisch, die Schränke, Orientteppiche, Gläser, das bauchige Kaffeeservice mit Goldrand und Blümchen oder das alte Kofferradio. „In einer solchen Wohnung wird man an die Kindheit erinnert“, sinniert der Sohn. Gelächelt hat er, hilflos erstmal, als er die tote Mutter entdeckte. Schuldgefühle, dass er sie vielleicht noch hätte retten können, wäre er früher gekommen, wechseln sich ab mit sinnloser Wut über ihr plötzliches Sterben. Schließlich folgt die erlösende Stille der Einsicht in die Vergänglichkeit.
Weitere Vorstellung der mehrstündigen Performance und Installation im öffentlichen Raum gibt es auf dem Rudolfplatz am Freitag, 30. September von 15.30 bis 19 Uhr und am Samstag, 22. Oktober, von 14.30 bis 18 Uhr. Der Eintritt ist frei.