Was wird aus der Hohe Straße?Kölns Einkaufsstraße verkommt zu einer Billigmeile

So sieht es auf der Hohe Straße aus
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- Innerhalb der nächsten Jahre plant der Vermieter, den gesamten Bereich bis zum Lego-Shop zu verschönern, erklärt Thomas Nandzik vom Immobiliendienstleister CBRE.
- Die Einzelhandelsbranche ist im Umbruch.
Köln – Gut ein Jahr stand der Laden leer. Eigentlich ist der Standort ein Sahne-Stückchen auf der Hohe Straße, nebenan verkaufen „Jack & Jones“, „Vero Moda“ und der Lego-Shop ihre Waren. Jetzt verkünden große Plakate an der Ecke zur Straße „In der Höhle“: „Vermietet“. Und wer hat sich den Laden gesichert?
Dort eröffnet im Frühjahr „Femme“, ein junges Modeunternehmen aus dem niedrigen bis mittleren Preissegment. Noch ein günstiger Laden in der sogenannten „Top 1A-Lage“? Zumindest zeitweise. Denn innerhalb der nächsten Jahre plant der Vermieter, den gesamten Bereich bis zum Lego-Shop zu verschönern, erklärt Thomas Nandzik vom Immobiliendienstleister CBRE.

„Femme“ zieht ein
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Sechs weitere Projektentwicklungen sind in der Innenstadt geplant. „In zwei Jahren wird es hier schon anders aussehen“, kündigt Nandzik an.
Die Leerstände fallen allerdings besonders ins Auge
Die Einzelhandelsbranche ist im Umbruch. „Wenn hier vor zehn Jahren ein Ladenlokal frei wurde, hätte man es eigentlich versteigern können“, sagt Thomas Nandzik. Vorbei – alleine auf der Hohe Straße kennt er derzeit gut ein Dutzend Vakanzen. Das muss nicht unbedingt einen Leerstand bedeuten. Es kann auch sein, dass in Kürze ein Mietvertrag ausläuft oder ein Vermieter einen neuen Mieter sucht.

Andere Läden stehen leer oder werden von Interimsmietern genutzt.
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Die Leerstände fallen allerdings besonders ins Auge – ebenso wie die schrill-bunten Billig-Läden mit ihren Dauer-Rabatt-Angeboten zwischen Dom und Schildergasse. Im Fachjargon heißen sie Interimsmieter. Das heißt, sie bleiben für einige Zeit dort, bis die Immobilie anderweitig vermietet wird. Tatsächlich halten sich einige Interimsmieter auf der Hohe Straße offensichtlich schon seit Jahren.
„In den 1960er Jahren war die Hohe Straße ein Hotspot der Mode, mit vielen inhabergeführten Geschäften“, sagt Annett Polster vom Stadtmarketing Köln. Derzeit fehle für den Bereich ein zukunftsorientiertes Konzept, das neue Entwicklungen berücksichtigt. „Wir müssen in der Innenstadt völlig anders denken.“ Das Stadtmarketing hat einen verstärkten Wechsel der Ladenkonzepte verzeichnet. „Das ist ein klarer Beweis dafür, dass Köln den Erwartungen der Händler derzeit nicht gerecht wird.“
„Das Blatt hat sich gedreht“
Allmählich reagieren die Eigentümer auf die Zustände. „Das Blatt hat sich gedreht“, sagt Thomas Nandzik. „Früher hatten wir einen Vermietermarkt, jetzt ist es ein Mietermarkt.“ Die Mieten sind gesunken, Mietverträge werden für kürzere Zeiträume abgeschlossen.

Einige Läden stehen leer
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Die Nachfrage internationaler Einzelhändler nach einem Standort in Köln sei nach wie vor stabil hoch, sagt Nandzik. „Viele Vermieter haben verstanden, dass sie nicht nur auf Miete verzichten, sondern auch in die Immobilie investieren müssen.“
Gastronomie soll Aufenthaltsqualität steigern
Es gibt immer weniger Händler, die in der Lage oder Willens sind, eine dreigeschossige Immobilie zu bespielen. Es könnte aber zum Beispiel eine Idee für das Untergeschoss und eine andere für das Obergeschoss entwickelt werden. Gastronomie-Angebote könnten etwa die Aufenthaltsqualität erhöhen, erklärt Thomas Nandzik.
Links neben dem Lego-Geschäft wird in dem ehemaligen Handy-Laden ein Imbiss mit spanischem Gebäck eröffnen. Auf der Hohe Straße gibt es mehr als 80 Geschäfte. „Durch das neue Dom-Carré wird die Hohe Straße im Bereich Wallrafplatz aufgewertet“, sagt Thomas Nandzik. Das könnte auch auf den weiteren Verlauf ausstrahlen. „Die Entwicklung geht in die richtige Richtung.“