Wider das VergessenStolpersteine erinnern an ermordeten jüdischen Kaufmann

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Die in den Bürgersteig der Venloer Straße eingelassenen Steine sind dauerhafte Zeitzeugen.

Die in den Bürgersteig der Venloer Straße eingelassenen Steine sind dauerhafte Zeitzeugen.

Der jüdische Karnevalsverein „Kölsche Kippa Köpp“ stiftete die Gedenksteine für den Kaufmann Joseph Jakobs und seine Frau. Sie sollen an seine Ermordung in Auschwitz erinnern.

Der jüdische Kaufmann Joseph Jakobs sorgte in den 1920er-Jahren für eine Attraktion auf der Venloer Straße, als er sein Schuhgeschäft an der Ecke Thebäerstraße mit einer damals sensationell großen Schaufensterfront ausstattete. Jetzt hat der Künstler Gunter Demnig vor dem Haus an der Ehrenfelder Geschäftsstraße Stolpersteine für Jakobs und seine Ehefrau Bertha verlegt.

Die quadratischen Pflastersteine mit den Gedenkplaketten aus Messing stiftete der 2017 wiedergegründete jüdische Karnevalsverein Kölsche Kippa Köpp. Denn Jakobs soll ein begeistertes Mitglied des ersten jüdischen Karnevalsvereins „Kleiner Kölner Klub“ gewesen sein, den Max Salomon 1922 ins Leben rief.

Jakobs verpasste das rettende Schiff

Joseph Jakobs wurde am 25. November 1889 im heutigen Bonner Stadtteil Muffendorf geboren. Er wuchs allerdings in der Ruhrgebietsstadt Herne auf. Um 1920 kam er nach Köln, wo er das Schuhgeschäft aufbaute und äußerst erfolgreich führte, bis er sich wahrscheinlich mit dem aufwendigen Umbau übernahm. Zu der Zeit war er schon mit der 25 Jahre älteren Bertha, geborene Herz, verheiratet. Ende der 1920er-Jahre musste das Ehepaar das große Geschäft abgeben, blieb aber in dem Haus Nummer 265 wohnen und eröffnete einen neuen Laden in der Marienstraße 2e, die ebenfalls in Ehrenfeld liegt.

Bertha Jakobs starb am 12. April 1936 im Alter von 72 Jahren eines natürlichen Todes und wurde auf dem jüdischen Friedhof in Bocklemünd beerdigt. Nach seiner Verhaftung im August 1939 wegen angeblich illegal gesammelter Gelder floh Joseph Jakobs ins belgische Ostende, wo er auf einen Platz auf einem Schiff in die USA hoffte. Als das NS-Regime am 10. Mai 1940 Belgien überfiel, war es zu spät. Jakobs wurde in französischen Lagern interniert und von Drancy bei Paris schließlich 1942 mit 1000 anderen sogenannten „feindlichen Ausländern“ nach Auschwitz deportiert. Recherchen des NS-Dokumentationszentrums gehen davon aus, dass Jakobs in dem Konzentrationslager ermordet wurde, da nur einer aus dieser Gruppe bei der Befreiung im Januar 1945 lebend angetroffen wurde.

Sinn der Stolpersteinverlegung ist es, die Verfolgten und Ermordeten zu benennen und sichtbar zu machen, damit sie nicht vergessen werden.

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