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Kölner InitiativeTierische Dates im Beethovenpark

Lesezeit 4 Minuten

Bark Date im Kölner Beethovenpark

Die Kölnerin Lisa Williamson hat Hunde-Treffen erfunden, bei denen Pflegetiere vermittelt werden.

Olivera hat ein freundliches Wesen, das merkt man sofort. Wer auf sie zukommt, wird kurz beschnüffelt, und wenn ihr der Geruch und das Verhalten gefällt, schmiegt sie sich schnell an, genießt jede Streicheleinheit sichtbar.

So schnell kommen sich Menschen bei einem Blinddate wohl eher nicht nahe, anders ist das beim „Bark Date“ im Kölner Beethovenpark. Denn Olivera ist eine stolze Hundedame, gut ein Jahr alt, und sie sucht ein neues Zuhause. Die Suche findet statt im Beethovenpark. Mit ihrer „Pflegefamilie“ hat sie auf einer Picknickdecke Platz genommen und freut sich auf ihre Dates.

Schon zum zehnten Mal

Lisa Williamson aus Lindenthal hat die Veranstaltung erfunden, sie findet in Köln nun zum zehnten Mal statt. Im Jahr 2023 hatte die Besitzerin von zwei Hunden bei sich zum ersten Mal einen Pflegehund aufgenommen. Die Mischlingshündin Cassy hatte zuvor in Rumänien in einem Heim gelebt. Nun ging es für Williamson darum, für Cassy eine neue Familie zu finden.

Normalerweise passiert eine solche Vermittlung meist über das Internet. Man sieht nur ein Foto, ein paar Zeilen zur Erklärung, und anhand dieser spärlichen Angaben soll man sich entscheiden, ein vierbeiniges Neumitglied in die Familie aufzunehmen.

Lisa Williamson, Organisatorin des Bark Date im Kölner Beethovenpark

Also traf sich Williamson mit Interessenten im Park. Und daraus entstand die Idee, das mit mehreren Pflegehunden und Tierheimen zu machen, und eben mit mehreren potenziellen neuen Hundebesitzern.

Bei den „Bark Dates“ gibt es die Möglichkeit, das Wesen des Hundes direkt zu erleben, erklärt die Initiatorin: „Wie bei einem guten Dating unter Menschen geht es darum, sich kennenzulernen und gegenseitig auf den Charakter einzulassen.“

"Einfach nur nett"

Mit Olivera klappt das an diesem sonnigen Tag im Beethovenpark schon recht gut. Sie stammt aus Kroatien, lebte in einem Sammellager für Hunde, die niemand wollte. „Sie ist einfach nur nett“, sagt Pflegemutter Miriam Simon. Mehrere Menschen haben einen kleinen Steckbrief zu Olivera mit Kontaktdaten mitgenommen. Zum Beispiel Hilla Valldeperas aus Brühl und ihre 13-jährige Tochter Yanara.

Letztere habe sich schon seit vielen Jahren ein Haustier gewünscht, erzählt die Mutter, während die Olivera zärtlich streichelt. Inzwischen sei man umgezogen und habe auch Platz für einen Hund. „Sie ist wirklich bezaubernd“, sagt Hilla Valldeperas mit einem Lächeln. Ihr liege es nicht, einen faktisch unbekannten Hund vom Tierschutz aus dem Ausland einfliegen zu lassen: „Es geht uns schon darum, sich langsam anzunähern, sich reinzufühlen, ob man eine Beziehung aufbauen kann.“

Direkt mitnehmen kann man die Hunde an diesem Tag ohnehin nicht. An das Kennenlernen schließen sich weitere Treffen mit der Pflegefamilie an, Formalitäten müssen absolviert und eine Schutzgebühr zwischen 200 und 500 Euro bezahlt werden – schließlich sind durch Transport, medizinische Versorgung und Bürokratie bereit Kosten entstanden.

35 Hunde haben sich bei diesem „Bark Date“ eingefunden. Manche gehen wie Olivera herzlich auf Interessentinnen und Interessenten zu. Andere sind eher zurückhaltend, wenige vermitteln sogar bellend den Zähne fletschend den Eindruck, zumindest diesmal nicht die richtige Bekanntschaft gemacht zu haben. Aber genau darum geht es ja an diesem Tag: Gucken, ob die Chemie stimmt.

Laura Wontorra ist begeistert

Als Schirmherrin ist diesmal die bekannte Fernsehmoderatorin Laura Wontorra zum „Bark Date“ gekommen. Sie ist überzeugt, dass das von Ehrenamtlichen organisierte Konzept genau richtig ist. „Ich habe selbst vor einiger Zeit meinen Mischlingshund Milo adoptiert“, berichtet Wontorra: „Leider habe ich ihn vorher nicht kennenlernen können, auch wenn ich heute total glücklich mit ihm bin. Ich hätte mir aber gewünscht, dass es schon damals solche Date-Termine gegeben hätte.“

Der Euskirchener Futtermittelhersteller Purina sponsert die Veranstaltung, denn trotz des freiwilligen Engagements der Initiatoren entstehen natürlich Kosten. „Ich finde es einfach toll, wenn hier Pflegehunde vermittelt werden“, sagt Lisa Williams. Eine Kehrseite allerdings habe das schon: Als Pflegemutter ein Tier wieder abgeben zu müssen, sei schon ein bisschen traurig. Letztlich sei es aber ein erfüllendes Gefühl, für den Vierbeiner ein perfektes Zuhause gefunden zu haben.