Im Arp Museum Bahnhof Rolandseck sind Meisterwerke in der Ausstellung „Goldene Zeiten der holländischen Malerei“ zu sehen.
Arp MuseumDie Meister der Niederlande

Holzlager nahe Dordrecht von Albert Cuyp (1634) in der Ausstellung Goldene Zeiten niederländische Künstler im Arp Museum.
Copyright: The Kremer Collection
Stillleben, die die ganze Akkuratesse der Feinmalerei vorführen, Porträts, die wie delikate Psychogramme tief in die Seele blicken lassen, Landschaften, die sehr atmosphärisch das Ideale mit dem Natürlichen verknüpfen, große biblische Erzählungen, die das heilsgeschichtliche oder moralisierende Thema aufs Alltägliche und zutiefst Menschliche herunterbrechen: Keiner Zeit ist das so überzeugend gelungen wie dem sogenannten und gar nicht so goldenen Zeitalter der Niederländer im 17. Jahrhundert.
34 Werke an einem Ort
Dass einem dieses fantastische Spektrum in hoher Qualität geboten wird, hat zumindest in unserer Region absoluten Seltenheitscharakter. Wenn dann auch noch ein früher, ausgezeichneter Rembrandt dabei ist, kann man schon von einer Sensation sprechen: Die Ausstellung „Goldene Zeiten der holländischen Malerei“ im Arp Museum Rolandseck ist ein Muss.
Das hat nicht nur damit zu tun, dass man die Gelegenheit hat, 34 Meisterwerke des US-Sammlerpaars Ilone und George Kremer zu sehen – eine Seltenheit, denn die Sammlung ist in einem virtuellen Museum vereinigt, die Werke selbst sind als Leihgaben in alle Welt zerstreut, weswegen Ilone Kremer verriet, sie habe geweint, als sie die Arbeiten jetzt zusammen sah.
Besonders ist diese Ausstellung auch, weil die Werke der Kremers auf 16 Niederländer der Unicef-Sammlung von Gustav Rau treffen. Ein Dialog auf Augenhöhe, bei dem sich spannende Paarungen auftun, was etwa Arbeiten der überragenden Malerin Judith Leyster oder Porträts von Gerrit Dou angeht. Die Ausstellung bietet einen Querschnitt der niederländischen Malerei, ist mit Stars wie dem Marinemaler Willem van de Velde II., den Landschaftskünstlern Salomon van Ruysdael und Albert Jacobsz Cuyp und dem Duo Jan Lievens und David Teniers II. hochkarätig bestückt.
Gemälde bei Lempertz erworben
„Jedes Gemälde hat seine Geschichte“, erzählt Kremer. Er recherchiert viel, spricht mit Fachleuten, verfolgt manches Kunstwerk über Jahrzehnte. Etwa das unlängst bei Lempertz in Köln erworbene, rätselhafte Bild „Junge Bäuerin mit schwarzem Hut an einem Zaun“ von Caesar Boetius van Everdingen. Ein fantastisches Porträt, das den Kremers vor zehn Jahren bei einer Auktion noch durch die Lappen ging. Sie blieben dran.
In Rolandseck treffen leidenschaftliche Sammler aufeinander. Rau kennt man inzwischen, seit 2008 bestückt seine Sammlung die „Kunstkammer Rau“. Die Kremers kennt man hierzulande noch nicht so gut. Ilone und George Kremer ticken sehr unterschiedlich, erzählt sie und präsentiert zwei Bilder ähnlichen Inhalts: Maria mit Kind und Johannes der Täufer. Einmal gemalt von dem Antwerpener Abraham Janssens: Unvermittelt löst sich die sehr plastische, starkfarbige und hart beleuchtete Gruppe aus dem Dunkel des Hintergrundes.
Bei dem Rembrandt-Schüler Ferdinand Bol hat die Szene etwas Spielerisches, Weiches und sehr Delikates, ein Potpourri der Gefühle. „Das ist Georges Geschmack“, sagt Ilone Kremer und deutet auf den Bol, „das andere ist mein Geschmack, bei mir muss es Bäm! machen.“ Es macht oft „Bäm!“ Die Schau verfügt über eine exzellente Auswahl von sogenannten Caravaggisten, Niederländer, die sich von dem ungestümen Michelangelo Caravaggio (1571-1612) und dessen radikaler Malerei inspirieren ließen – darunter Utrechter Caravaggisten wie Matthias Stom, Gerrit van Honthorst und Hendrick Ter Brugghen.
Originaler Rembrandt
Rembrandt hat sich von dieser Art der Malerei inspirieren lassen, wie seine um 1627–28 gemalte „Büste eines alten Mannes mit Turban“ unschwer erkennen lässt. Als die Kremers das Gemälde, das 40 Jahre im Verborgenen war, 1995 auf einer Auktion als zweites oder drittes Bild ihrer 90 Niederländer umfassenden Sammlung erwarben, galt es als Werk von Jacques de Rousseaux, der vor 1630 kurz mit Rembrandt in der Lehre war.
„Wir fanden das Bild attraktiv und Rembrandt-artig. Wir hatten keine Kenntnis, aber ein Gefühl“, sagt Kremer. 1997 wurde das Bild im Zuge des „Rembrandt Research Project“ als originaler Rembrandt mit Signatur „entdeckt“. 40 000 Dollar hatte noch der Rousseaux gekostet, als Rembrandt ist das Werk von unschätzbarem Wert.
Rahmenprogramm
Die Schau „Goldene Zeiten der holländischen Malerei. Sammlung Kremer trifft Sammlung Rau“ im Arp Museum Bahnhof Rolandseck wird von einem Rahmenprogramm mit Vorträgen, Workshops oder Kostümführungen oder Landschaftsmalerei im Freien. Die gesamte Sammlung Kremer kann über ein Virtual-Reality-Museum besucht werden.
Bis 20. August, Di bis So 11-18 Uhr. Hans-Arp-Allee 1, Remagen. Der Katalog kostet 35 Euro.