Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Bilanz Art Cologne„Deutsche Expressionisten sind der Renner“

3 min

Zahlreiche Kunstfreunde besuchten die Hallen bei der diesjährigen Art Cologne.

Die Bilanz der diesjährigen Art Cologne fällt positiv aus. Deutlich mehr kauffreudige Kunstfreunde besuchten die Galerien und Kunsthändler in den Kölner Messehallen.

Köln. Schlange stehen vor dem Eingang zur Art Cologne – das hat es lange nicht gegeben. In Scharen strömten kaufwillige Kunstfreunde in diesem Jahr in die Hallen; mit rund 43.000 Besuchern wurde das Ergebnis des Vorjahres deutlich übertroffen. Das sorgte für gute Stimmung bei den meisten der rund 190 Galerien und Kunsthändler, deren Verkäufe sich überwiegend im fünf- und sechsstelligen Bereich abspielten. „Extrem lebhaft“ gehe es zu, stellte Manuel Ludorff erfreut fest, der an seinem Stand „relevante Sammler“ begrüßen konnte. Ludorff verkaufte ein Aktgemälde des expressionistischen Malers Otto Mueller für 245.000 Euro, außerdem eine Kohlezeichnung von Hans Hartung für 55.000 Euro und zahlreiche weitere Werke.

Der Hamburger Thole Rotermund, ebenfalls ein langjähriger Messeteilnehmer, freute sich über „einen hohen Anteil an Neukunden“. Besonders gefragt waren bei dem Kunsthändler Papierarbeiten von Lyonel Feininger, außerdem vermittelte er ein großes Kirchner-Aquarell und eine Zeichnung von August Macke in eine Sammlung.

Art Cologne 2022.

„Deutsche Expressionisten sind der Renner“, bestätigte Laszlo von Vertes, der mit einem Ölgemälde von Claude Monet für 6,5 Millionen das teuerste Werk der diesjährigen Art Cologne im Angebot hatte. Er hat „erhebliche Verkäufe“ getätigt und gab unter anderem August Mackes Gemälde „Schlucht am Tegernsee“ ab. „Trotz der Krisen gibt es eine große Nachfrage nach Kunst“, so von Vertes, der auch belgische und französische Sammler begrüßen konnte.

Trotz der Krisen gibt es eine große Nachfrage nach Kunst

„Die Galerie“ aus Frankfurt fand erwartungsgemäß einen Käufer für Max Ernsts Bronzeskulptur „Oiseaux tete“ und seine Frottage „Foret“. Erfolgreich war auch die Galerie Lelong aus Paris, die schon bei der Vernissage eine Bronze von Markus Lüpertz für 65.000 Euro verkaufte. Die Amsterdamer Galerie Smith/Davidson fand Kunden für Werke der australischen Aboriginal Art, die erstmalig auf der Messe zu sehen war. „In der aktuellen Situation wollen sich viele Menschen das Leben mit Kunst verschönern“, hat Marvin Ackermann von der auf amerikanische Pop Art spezialisierten „Galerie Benden & Ackermann“ beobachtet.

Wenig einheitlich äußerten sich die Teilnehmer des neuen Sektors „Art + Objekt“, einer Art Miniaturausgabe der eingestellten Cologne Fine Art & Design. Kurator Sebastian Jacobi hatte zeitweilig symbolisch einen Hut vor seinem Stand aufgestellt, weil die Verkäufe sich so schleppend anließen. „Diese Abteilung verleiht der Art Cologne neue Perspektiven“, befand hingegen Jörg Jung von der Galerie „sgr a“.

Gute Geschäfte mit junger Kunst

In der Halle 11.2, dem Handelsplatz für zeitgenössische und junge Kunst, wurden ebenfalls durchweg gute Geschäfte gemacht. Die international agierende Galerie Ropac beklagte zwar die „mangelnde Energie“, konnte aber dennoch ein Gemälde von Alex Katz für 950.000 Euro verkaufen. Karsten Greve veräußerte mehr als 25 Werke des jüngeren Galerie-Programms. „Wir hängen jeden Tag um“, hieß es bei der Galerie König aus Berlin mit. Sprüth/Magers verkauften Werke von John Baldessari (275.000 US Dollar), Anne Imhof und George Condo in europäische Privatsammlungen.

Daniel Hug führt über das Gelände der Art Cologne.

Von den befürchteten Anschlägen radikaler Klimaschützer blieb die Art Cologne verschont. Weniger glücklich war man von den Performances am Stand von Hua International. Jedes Mal nämlich war eine gründliche Reinigung erforderlich, wenn die Protagonisten bei ihrem Auftritt massenhaft rohe Eier zerdrückt hatten.

Dass die Kunstmesse wieder auf den Herbsttermin gerückt ist, wurde allgemein begrüßt. „Die Art Cologne im November hat ihre eigene Strahlkraft“, findet Messedirektor Daniel Hug. „Es ist schön, wieder an die ursprüngliche Novembertradition anknüpfen zu können.


Aufgabe in Köln
Die renommierte Galerie Michael Werner gibt unerwartet den Kölner Standort auf. Grund sei „eine tiefe Enttäuschung über die Entwicklung der Stadt und ihrer Museen“, wie Galeriedirektorin Sabine Schiffer erklärte. Werner, der außerdem Galerien in New York und London betreibt, hatte bereits im Herbst 2021 neue Räume in der Berliner Hardenbergstraße bezogen. (sty)