„Die Höhle der Löwen“„Unglaublich!“ – Eine Million Euro für ein kleines Stück Silikon

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Ralf Dümmel mit einem Aspira Clip

Köln – In der zehnten Folge der aktuellen „Die Höhle der Löwen“-Staffel mussten die Zuschauer bis ganz zum Schluss warten, um ein größeres Investment zu sehen. Zuvor zeigten die Gründer technisch anspruchsvolle Mülleimer, grüne Leckereien für Hunde und eine App für den Motorrad-Fahrspaß.

Prezit, der Abfalleimer mit Pressfunktion

Maschinenbau-Ingenieur Alex Baechler hat etwas gegen volle Mülleimer. Aus seiner Unzufriedenheit hat der Schweizer die Idee zu Prezit entwickelt, einem Abfalleimer mit Komprimierfunktion. Der Müll wird gepresst, indem man sich auf den geschlossenen Eimer stellt – in einen Abfallsack soll so zwei- bis dreimal mehr Abfall gefüllt werden als bei einem normalen 35-Liter-Mülleimer. Baechler will 125.000 Euro und bietet dafür 25 Prozent der Firmenanteile.

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Judith Williams informiert sich über „Prezit“.

Nach zweiminütigen Erklärungen durch Baechler hat auch Carsten Maschmeyer verstanden: „Also ist der Vorteil, dass viel mehr in einen Müllsack passt." Bingo! Happige 150 Euro kostet der Prezit-Eimer, der diesen Vorteil verschafft. Einer der Nachteile des Produkts, der den Löwen schnell bewusst wird: Der Müll muss immer abends gepresst werden und erst am nächsten Tag kann wieder etwas entsorgt werden. „Ich wage die Aussage, dass deine Erfindung sehr viele Probleme hat“, sagt Frank Thelen und lehnt sich dabei nicht weit aus dem Fenster: „Das scheint mir ein echter Rohrkrepierer zu sein.“

Nur Ralf Dümmel gewinnt ein positives Bild von Prezit, vor allem als Gründer Baechler noch mit einem Kohlegranulat um die Ecke kommt, das Müllgestank vermeiden soll. Für 125.000 Euro bekommt Dümmel von Baechler schließlich 30 Prozent an Prezit.

Nero, die nachhaltige Grillkohle

Aaron Armah und Jakob Hemmers haben nachhaltige Grillkohle entwickelt. Nero soll die „weltweit erste und einzige Grillkohle mit Bio-Zertifizerung aus heimischen Wäldern“ sein. Nero gibt es bereits in über 700 Märkten in Deutschland, Österreich und Luxemburg. Die Gründer wollen nun noch mehr nachhaltige Produkte zum Thema Grillen entwickeln – Grillzange (für 24,99 Euro), Gewürze und Saucen – und verlangen dafür von den Investoren 100.000 Euro für zehn Prozent der Firmenanteile.

Mit Bildern aus Ghana, wo Armah die destruktive Holzkohleproduktion vor Jahren mit eigenen Augen sah, punkten die Gründer bei den Investoren. „Mich schockiert, dass für Grillkohle Regenwald abgeholz wird“, sagt Ralf Dümmel. „Das finde ich brutal, grausam und schlimm“, bekennt auch Frank Thelen. Dagmar Wöhrl erzählt, dass sie Ghana ebenfalls schon besucht und das Drama mit eigenen Augen gesehen hat. Sie sagt aber auch: „Wer umweltbewusst sein will, kauft überhaupt keine Kohle.“

Die „Löwen“ kritisieren außerdem die zu breite Produktpalette. Ihnen fehlt der Fokus auf das Kerngeschäft mit der Holzkohle. Auch wenn den Investoren der Auftritt gefällt, macht keiner von ihnen ein Angebot.

Vegdog, das vegane Hundefutter

In dieser Woche kommt das unvermeidliche Hundeprodukt von Tessa Zaune-Figlar, Valerie Hansen und Lisa Walther. Als Lösung für tierische Futtermittelunverträglichkeit haben die drei vegan lebenden Frauen in Zusammenarbeit mit Fachtierärzten und Fachlaboren veganes und getreidefreies Hundefutter entwickelt. Vegdog soll zudem nur mit regionalen und hochqualitativen Zutaten produziert werden. Für zehn Prozent der Firmenanteile wollen die Gründerinnen 150.000 Euro von den „Löwen“.

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Judith Williams nimmt Kontakt zum Test-Hund auf.

„Kann man Hunde zu Vegetariern machen?", fragt Judith Williams, noch bevor die Gründerinnen im Studio sind. Maschmeyer ist zu einem Scherz aufgelegt: „Wenn du sie veräppelst, ja.“ Der Unternehmer zweifelt nach der Präsentation von Vegdog auch daran, dass Hunde das vegane Futter überhaupt mögen. Sein Labrador habe kürzlich eine Karotte zwar durch die Gegend geschleppt, gefressen habe er sie jedoch nicht, erzählt Maschmeyer. Frank Thelen springt seinem Co-„Löwen“ bei: Er habe seinem Hund mal zum Test Paprika, Äpfel und Möhren hingehalten. Das Ergebnis: „Der hat nichts davon gegessen. Nichts.“

Am meisten stört die Investoren aber das Angebot: Obwohl der Umsatz in diesem Jahr bei nur 160.000 Euro liegen soll, verlangen die Gründerinnen nur etwas weniger. Dabei sei das Produkt sehr leicht nachmachbar, konstatiert Maschmeyer. Dümmel ist der gleichen Meinung – die großen Ketten würden sich schnell daran machen, ein eigenes, veganes Hundefutter zu produzieren. „Der Markt ist ein Haifischbecken“, sagt Dümmel und ist raus.

Dagmar Wöhrl lässt sich von den Kritikpunkten nicht abschrecken. Sie bietet das gewünschte Geld und die nötige Expertise, verlangt aber 20 Prozent der Firmenanteile. „Das mache ich, weil Sie so toll sind“, sagt Wöhrl. Die Vegdog-Gründerinnen nehmen das Angebot an und feiern.

Calimoto, die Navi-App für Motorradfahrer

Übliche Navigationssysteme suchen den schnellsten oder kürzesten Weg für Verkehrsteilnehmer raus. Motorradfahrer haben laut Luca Osten, Sebastian Dambeck und Hans-Joachim Allenfort aber andere Bedürfnisse. Sie wollen dank Kurven ein tolles Fahrerlebnis erreichen. Die App der Gründer namens Calimoto entwirft mit einem selbstentwickelten Kurvenalgorithmus ansprechende Motorradstrecken. Über das Programm lassen sich auch Touren planen. Ein Muss für alle Motorrad-Fans, sagen die Calimoto-Gründer, die bereits 16 Mitarbeiter und 300.000 Nutzer haben und nun in Europa und den USA expandieren wollen und dafür 650.000 Euro für zehn Prozent ihres Unternehmens verlangen.

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Frank Thelen, Dagmar Wöhrl und Ralf Dümmel (v.l.n.r.) lassen sich „Calimoto“ erklären. 

Während die Investoren Dümmel, Wöhrl und Williams raus sind, weil sie mit Motorradfahren aber auch gar nichts am Hut haben, reibt sich Carsten Maschmeyer an der Unternehmensbewertung von 6,5 Millionen Euro. Dass die Gründer ihm dann auch noch offenbaren, dass sie am Geld der „Löwen“ vor allem deshalb interessiert sind, um mit ihnen zu wachsen und so der hohen Bewertung gerecht zu werden, stört ihn noch mehr: „Das gefällt mir nicht“, sagt Maschmeyer. „Wir bezahlen doch nicht eine Erhöhung der Bewertung, indem wir mitmachen.“ Maschmeyer ist raus.

Frank Thelen zeigt größeres Verständnis: „Es ist eine steile Bewertung, ja. Aber keine, die ich nicht nachvollziehen könnte. Ihr habt einen spannenden Markt genau in einer Nische.“ Aber: „Ich habe nichts zu tun mit Motorrädern und habe leider einen Freund fast verloren durch einen Motorradunfall.“ Thelen steigt aus, die Calimoto-Gründer verlassen das Studio ohne Investment.

Lazys, der bequeme Ski-Turnschuh

Skischuhe sind hart und unbequem und bei aller Liebe zum Wintersport nicht für den Alltag geeignet. Dessen sind sich auch die Kölner und Soester Gründer Marcus Maaßen und Jens Willecke bewusst und haben Lazys entwickelt – einen Aufsatz für Skischuhe, die dadurch zu gemütlichen Turnschuhen werden sollen. Die sind mit einer Anti-Rutschsohle ausgestattet und lassen sich sogar am Skistock befestigen, während Skifahrer die Piste runterbrettern. Für den Markteintritt wollen Maaßen und Willecke 120.000 Euro und sind bereit 20 Prozent ihrer Firmenanteile abzugeben.

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Georg Kofler testet „Lazys“.

„Man steht angenehmer“, sagt Ralf Dümmel nach einem ersten Test. Georg Kofler, der sogar mal einen Skitrainer-Schein gemacht hat, hat sich sein ernüchterndes Urteil aber schnell gebildet: „Das bringt nicht viel. Freunde, das ist nichts. Ich würde dieses Ding nie und nimmer anziehen, selbst wenn ich es geschenkt bekomme.“ Maschmeyer stört sich am Preis von 49 Euro für die Lazys: „Für so'n bisschen Plastik und ne Schnur?“ Auch der Geschäftsplan ist unausgereift, die Gründer können kaum belastbare Zahlen nennen. Sie bekommen nicht ein Angebot, der Markteintritt der Lazys lässt noch auf sich warten.

Aspira Clip, der Mini-Inhalator für den Alltag

Der Aspira Clip von Vinh-Nghi Tiet und Wolfgang Kleiner soll eine Weltneuheit sein: ein Mini-Inhalator für den Alltag, der direkt in die Nase eingeführt wird und beim Atmen ätherische Öle versprüht. Die sollen zur Entspannung beitragen oder Erkältungen vertreiben. Die Gründer haben in ihre Erfindung bereits 1,3 Millionen Euro investiert, betreiben eine Produktionsstätte, haben ein Patent auf die Technologie und eine medizinische Zulassung. Zehn Prozent ihres Unternehmens wollen sie nun abgeben und dafür 600.000 Euro einsammeln.

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Judith Williams testet den Aspira Clip

Die „Löwen“ probieren gleich die drei vorhanden Sorten „Med“, „Fresh“ und „Relax“ mit verschiedenen Duftnoten aus, klemmen sie sich in die Nasenlöcher und sind sehr angetan. „Das ist überhaupt nicht unangenehm in der Nase“, sagt Dümmel. Die Tragezeit von drei Wochen, der Preis von knapp unter neun Euro und die Platzierung in den Filialen der Drogeriekette dm lässt die Investoren aufhorchen. Frank Thelen ist das Risiko eines Investments jedoch zu groß, auch Judith Williams ist raus, weil ihr der Dampf-Effekt des Inhalierens fehlt. Dagmar Wöhrl unterbreitet ebenfalls kein Angebot, doch zwei „Löwen“ bleiben dabei.

Dümmel und Maschmeyer beraten sich und sind sich schnell einig: „Wenn einer Ahnung davon hat, wie man daraus Geld macht, dann sind wir das." Und Ralf Dümmel möchte seine Begeisterung gar nicht verbergen: „Ich finde das Thema unglaublich. Sie haben einen erstklassigen Job gemacht.“ Doch die Bewertung von sechs Millionen Euro ist ihm und Maschmeyer zu hoch. Statt zehn erwartet das Duo 30 Prozent für 600.000 Euro.

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Ralf Dümmel (links) und Carsten Maschmeyer beraten sich.

Am Gesichtsausdruck der Gründer kann man gleich ablesen, was Vinh-Nghi Tiet wenig später bei der Beratung ausspricht: „Ich würde es nicht machen.“ Sein Geschäftspartner Wolfgang Kleiner schlägt ihm ein Gegenangebot von 15 Prozent vor, noch während Maschmeyer und Dümmel sich gegenseitig versichern: „30 oder nicht.“ Und tatsächlich schaffen es die beiden, die Aspira-Clip-Gründer noch von sich zu überzeugen: „Wir verkaufen siebenstellig in der ersten Woche.“ Sie stecken weitere 400.000 Euro in das laufende Geschäft, erhalten schließlich 25 Prozent und verkaufen fortan aromatisierte Nasen-Clips. Gründer Tiet: „Das wird eine super Story.“

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