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„Die Verlorenen“Gelungener Auftakt von Simon Becketts neuer Krimireihe

2 min
Simon Beckett

Der britische Thrillerautor Simon Beckett

David Hunter, ade – willkommen Jonah Colley! Nach seinem erfolgreichen Rechtsmediziner schickt Simon Beckett einen neuen Helden ins Krimirennen – In „Die Verlorenen“ muss sich das Mitglied einer Spezialeinheit der Londoner Polizei durch ein mörderisches Gewirr aus Gegenwart und Vergangenheit lotsen.

Seit vor zehn Jahren sein Sohn Theo auf dem Spielplatz verschwand, ist nicht nur Jonahs Ehe perdu – die Ex hat jetzt einen Neuen mit „Spesenkontoschmerbauch“ und Zwillinge. Auch der ehemals beste Freund ist in den Trümmern dieser Ehe verloren gegangen. Doch als er sich wieder meldet und Jonah um Hilfe bittet, landet dieser in einem alten Lagerhaus und hat auf einmal vier Leichen an der Backe. Oder auch nicht. Denn die Polizei findet und drei Tote. Und wenig später sieht Colley eine junge Frau, die einem der Opfer verblüffend ähnlich sieht.

Auftakt einer neuen Reihe

„Die Verlorenen“ ist der erste Band einer neuen Reihe – und der Auftakt nimmt sich gut aus. Beckett nimmt den Leser an die Spannungskandare und lässt die Zügel bis zum Ende nicht locker respektive – um im Bild zu bleiben – wedelt auf der letzten Seite noch mit einer Möhre, die zum zweiten Band deutet...

Allein, man hat das alles irgendwie schon mal gelesen, hier wird trotz aller Ideen das Genre nicht neu erfunden. Und viele Formulierungen („der Kupfergeruch von Blut“) und Satzkonstruktionen scheinen direkt dem Krimihandbuch entnommen: „Dann kam die Erinnerung mit voller Wucht zurück.“ Und fraglich ist auch, ob zwei Polizisten beim Vier-Augen-Gespräch gendern und von einem Studierendenvisum sprechen würden...

Ganz klar, hier kümmert sich jemand mehr um den vertrackten Plot und all die verblüffenden 180-Grad-Wendungen. So glaubt man gerade noch in der gewieften Journalistin schon den Sidekick für kommende Folgen erahnt zu haben, schon findet Jonah ihre Leiche. Und an einem gewissen Punkt kann man glauben, dass der Ich-Erzähler den Leser nach Strich und Faden an der Nase herumführt. Andererseits: Genau das will man doch auch, wenn man einen Krimi liest.

Simon Beckett. Die Verlorenen. Thriller, deutsch von Karen Witthuhn und Sabine Längsfeld. Wunderlich, 416 S., 24 Euro.