Visionär und NaturfreundHeinz Sielmann wäre am 2. Juni 100 Jahre alt geworden

Tierfilmer Heinz Sielmann hinter der Skulptur eines Fischotters.
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Duderstadt – „Ich bin ein zutiefst zufriedener Mensch, und das verdanke ich der Natur“, sagte Heinz Sielmann in einem Interview, kurz vor seinem Tod im Jahr 2006. Seine Begeisterung für die Wunder der Schöpfung steckte an - seine „Expeditionen ins Tierreich“ faszinierten über Jahrzehnte hinweg Millionen von Zuschauern, denen der Filmemacher die Berggorillas im Kongo oder die Riesenschildkröten auf den Galapagosinseln näherbrachte.
Sielmann verstand es aber auch, die Faszination für den heimischen Specht oder den Artenreichtum an der damaligen innerdeutschen Grenze zu wecken.

Inge Sielmann, Witwe des Tierfilmers Heinz Sielmann: „Er machte sich nichts aus Luxus“.
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Am 2. Juni wäre der Pionier des Tierfilms 100 Jahre alt geworden. Die Deutsche Post ehrt ihn mit einer Sonderbriefmarke, die Sielmann, noch nicht ergraut, beim Filmen einer Schneegans zeigt. Zahlreiche Veranstaltungen erinnern an den Anwalt der Natur. Unter anderem wird im Museum für Naturkunde in Berlin die Ausstellung „Sielmann!“ eröffnet, die den Menschen porträtiert, aber auch sein Vermächtnis vorstellt: Die 1994 gegründete Heinz Sielmann Stiftung verbindet den Artenschutz - etwa durch Ankäufe von ehemaligen Truppenübungsplätzen - mit der Umweltbildung für Kinder und Jugendliche.
Tausende Filmrollen archiviert und digitalisiert
Gut Herbigshagen im niedersächsischen Duderstadt ist Sitz der Stiftung, die von Spenden lebt. Hier lagern in einer Kühlkammer Tausende Filmrollen, Sielmanns Werk wurde in den vergangenen Jahren archiviert und digitalisiert. Außerdem ist das Natur-Erlebniszentrum an der Grenze zu Thüringen stets von Schülergruppen bevölkert. In der Wohnung der Sielmanns auf dem Gut hält sich die Witwe des Tierfilmers immer noch regelmäßig auf, überwiegend lebt sie am Stadtrand von München. Ihr Mann habe sich vom Tierfilmer zum leidenschaftlichen Naturschützer entwickelt, sagt die heute 87-jährige Inge Sielmann. „Das habe ich mit ihm geteilt.“

Heinz Sielmann mit Ehefrau Inge.
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Im Alter appellierte er bei seinen Vorträgen stets daran, die Natur nicht länger auszubeuten und betonte: „Wir müssen das Kapital schonen und von den Zinsen leben.“ Heinz Sielmann wurde 1917 in Rheydt im Rheinland geboren und wuchs in Ostpreußen auf. Dort entdeckte er seine Liebe für die Tier- und Pflanzenwelt und präsentierte schon als 21-Jähriger seinen ersten Film „Vögel über Haff und Wiesen“ vor Ornithologen in Berlin. Nach dem Zweiten Weltkrieg feierte der Verhaltensforscher und Biologe große Erfolge im Kino. „Man merkte ihm seine Liebe zu den Tieren an, er hatte eine liebevolle Art und eine tolle Stimme“, sagt Fritz Brickwedde.
Einziger Sohn verunglückte tödlich bei Expedition
Der langjährige Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt löst Inge Sielmann am 1. Juni an der Spitze des Stiftungsrates der Heinz Sielmann Stiftung ab. Das NDR Fernsehen zeigt am 7. Juni um 20.15 Uhr die Dokumentation „Heinz Sielmann – Der Tierfilm-Pionier wird 100!“ mit frisch restaurierten Filmausschnitten und neu entdecktem Material aus den Archiven der BBC. In England wurde der junge Filmemacher als „Mr. Woodpecker“ bekannt. Deutlich wird, wie früh der Biologe zum Weltenbummler wurde und den Menschen schon in den 50er und 60er Jahren die Wunder der Tierwelt aller Kontinente vermittelte.
Inge Sielmann erinnert sich in der 45-minütigen Doku auch an den einzigen Sohn des Paares. Stephan Sielmann verunglückte im Alter von nur 24 Jahren bei einer gemeinsamen Expedition in Kenia tödlich - der größte Schicksalsschlag im Leben des von Optimismus, Naturliebe und Schaffensdrang geprägten Tierfilmers und seiner Frau. (dpa)