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Im InterviewJunge Schauspieler aus Köln berichten über ihren Start in den Beruf

Lesezeit 5 Minuten
Gruppenfoto

Paul Basonga, Rebecca Lindauer und Kei Muramoto 

  • Rebecca Lindauer, Kei Muramoto und Paul Basonga sind die „Neuen“ am Schauspiel Köln.
  • Frisch von ihren jeweiligen Schauspielschulen kommend traten sie zu Beginn der Spielzeit hier ihr erstes Engagement an.
  • Mit Carolin Raab und Axel Hill sprachen sie über ihren Start.

Köln – Haben Sie durch ihren gemeinsamen Start ein besonderes Verhältnis als Trio?

Rebecca Lindauer:  Zusammen in „Ode“ von Rafael Sanchez zu spielen war für uns  ein guter Start. Es war total schön, nicht alleine zu sein. Gerade mit den neuen Kollegen und der Aufregung: Wir konnten zu dritt alle kennenlernen.  Ich glaube, einzeln kann man besser „abtauchen“.

Kei Muramoto: Rebecca und ich wohnen sogar zusammen. Weil Paul und ich nach „Ode“ auch in „Molière“ von Frank Castorf zusammen spielen, ist schon etwas Freundschaftliches entstanden.

Paul Basonga: Wir treffen uns  und kochen zusammen. All das hat uns durchaus zusammen geschweißt.

Weinen Sie sich manchmal an der Schulter der anderen aus?

Rebecca Lindauer: Also ich musste in letzter Zeit nicht so viel weinen (lacht). Aber wir reden  über unsere Erlebnisse in unterschiedlichen Produktionen und die Arbeitsweise der jeweiligen Regisseure. Oliver Frljić, bei dem ich in „Himmelreich“ spiele,  ist zum Beispiel ein sehr achtsamer, teamorientierter  Regisseur. Und Castorf?

Die Schauspieler und ihre Stationen

Rebecca Lindauer

Rebecca Lindauer, Jahrgang 1996, wuchs in Halle an der Saale auf. Bevor sie 2017 an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ Berlin studierte, hatte sie als Regiehospitantin am Schauspiel Stuttgart und am Thalia Theater Hamburg gearbeitet.

Kei Muramoto

Kei Muramoto wurde 1994 in der Ishikawa-Präfektur in Japan geboren. An der Universität Kanazawa studierte er Linguistik und Germanistik.   2017 begann er sein Schauspielstudium an der Universität der Künste in Berlin. 

Paul Basonga

Paul Basonga ist gebürtiger Wiener (Jahrgang 1994), wo er am Max Reinhardt Seminar 2017 sein Schauspielstudium begann.  

Paul Basonga: Er hat eine ganz andere Arbeitsweise als zum Beispiel Rafael Sanchez, aber viel Humor (lacht).

Hat Sie die Schauspielschule gut auf den Job vorbereitet? 

Rebecca Lindauer: Ich habe dort oft gehört, dass am Theater alles sehr hart wird. Aber ehrlich gesagt merkt man, dass die Leute am Schauspiel Köln ihren Job sehr gern machen. Und es hat etwas total Befreiendes, richtig zu arbeiten. 

Paul Basonga: Wir in Wien wurden zwar schon auf das Berufsleben vorbereitet, aber es ist etwas ganz anderes, wenn man  dann am Theater spielt. Der Zugang zum Publikum ist zum Beispiel noch viel intensiver.

Von Ihrer Leistung wird auch abhängig sein, ob die Verträge verlängert werden. Führt es zu mehr Druck, wenn man von der Arbeit leben muss?

Rebecca Lindauer: Natürlich merke ich diesen Druck, aber es  ist gesund, wenn man sich ihm nicht so ergibt. Und ich glaube, es geht eher um eine künstlerische Arbeit und darum, zu sehen: Wo bin ich? Was fühlt sich für mich richtig an? Daran kann man sich ein bisschen festhalten.

Viele Kollegen konnten wegen der Pandemie nicht arbeiten. Haben Sie sich die Frage gestellt, ob es richtig war, Schauspieler zu werden?

Kei Muramoto: Bei mir war es egal, denn ich bin einfach zu weit gekommen. Ich bin von Japan nach Deutschland ausgewandert und habe hier Schauspiel studiert. Ich muss das jetzt durchziehen (lacht).

Paul Basonga: Viele Leute aus meinem Jahrgang haben entweder gar keine Anstellung oder nur Stückverträge, und ich empfinde es deshalb als großes Privileg, an so einem Haus spielen zu können.

Rebecca Lindauer: Es kommen jedes Jahr allein von den staatlichen Schauspielschulen sehr viele Menschen auf den ohnehin schon überfüllten Markt. Ich frage mich eher, wie es nach zwei Jahren Corona in der Zukunft weitergeht.

Wie war es, als  das Dreierteam ab der zweiten Produktion getrennte Wege gehen musste?

Rebecca Lindauer: Ich habe mich total drauf gefreut, allein in das Ensemble reinzuschauen: Wie sind da die Kräfteverhältnisse, wie kommt man damit klar? Das war spannend, hat aber gut hingehauen.

Paul Basonga: Für mich war es ein bisschen wie ein Schock. Mit dem Ensemble von „Ode“ hat man so viel Zeit verbracht – und sich danach nur zu den Vorstellungen gesehen. Das hat schon etwas weh getan. Andererseits lernt man dann auch wieder andere Kollegen kennen.

Haben Sie die Kritiken zu Ihren Auftritten gelesen?

Rebecca Lindauer: Mich interessiert schon, was in der Presse so geschrieben wird. Ich stelle mir nicht unbedingt am nächsten Morgen einen Wecker und lese direkt die Zeitungen. Aber Kritik ist ja auch eine Art Austausch.

Haben Sie schon ein Verhältnis zur Stadt aufgebaut?

Rebecca Lindauer: Ich finde Köln vom Konzept her richtig gut, aber ich muss ehrlich sagen, dass ich noch nicht wirklich angekommen bin. Allerdings finde ich die Stimmung  gut, den Karneval auch. Nur Kölsch verstehe ich noch nicht.

Das Bier oder die Sprache?

Rebecca Lindauer: Das Bier! Die Sprache ist super! Ich komme aus dem Osten und war vorher noch nie hier. Aber eigentlich ist der Unterschied gar nicht so groß. Aber ich komme hier immer zu spät, weil ich mir denke: „Ach, du brauchst eh’ nur zehn Minuten und dann bist du überall!“ Und ich bin anfangs immer von den Gehwegen heruntergefallen, weil die in Berlin irre breit sind und hier so schmal (lacht).

Paul Basonga: Aus Wien hier herzukommen, war schon ein kleiner Kulturschock. Was ich aber sehr schön und lustig finde, ist der Karneval.  Bei uns gibt es das gar nicht, da tanzt man am 11.11. Wiener Walzer und das war’s. Ich habe auch schon einige Museen besucht, und langsam wird Köln wirklich zu meiner Heimat. Es ist nicht die hässlichste Stadt, die es gibt (lacht).

Gibt es  Momente, die Ihnen besonders in Erinnerung geblieben sind?

Kei Muramoto: Bei der Generalprobe zu „Molière“ musste ich von einem Podest springen und habe dabei gefühlt, dass die Füllung aus einem Zahn herausgefallen ist. Frank  Castorf spürte, dass ich verunsichert bin. Und wenn er merkt, dass ein Schauspieler Angst hat, legt er noch eine Schippe drauf. Wir haben uns schließlich kurz angeschrien – und dann habe ich weitergeprobt. Aber dadurch habe ich gemerkt, dass ich trotz maximaler Aufregung immer noch gut spielen kann. Und zum Zahnarzt bin ich dann nach der Premiere gegangen.

„Molière“ (mit Muramoto und Basonga)  kann man am 5.3. sowie am 14. und 16. 4.  sehen.  „Ode“, das Stück mit alle dreien, läuft am 9. und 16.3., „Das Himmelreich...“ (mit Lindauer ) ist für den 3., 4. und 23.3. , sowie für den 10. und 18.4.  angesetzt. (EB)

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