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Im InterviewMary Roos über ihr Köln-Konzert, eine China-Reise und ihre Biografie

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mary roos

Eine Frau, die weiß, was sie will: Mary Roos beim Rundschau-Gespräch.

Köln – Sie könnte sich gut vorstellen, mal wieder für ein halbes Jahr in Paris zu leben. Und sie will nach China reisen. Für die Zeit nach ihrer dann 60-jährigen Musikkarriere, deren Ende Mary Roos vor ein paar Wochen angekündigt hat, hat sie schon eine ganze Reihe von Plänen. "Ich war ja so viel in der ganzen Welt unterwegs, aber habe eigentlich nichts gesehen. Du fährst vom Flughafen ins Hotel und in die Halle und dann wieder zurück."

Und warum gerade das Reich der Mitte? "Das habe ich meiner Mutter versprochen, sie hat immer so gerne diese Romane über China gelesen. Also habe ich gesagt, Mama, ich fahre für dich!" erzählt Mary Roos im Rundschau-Gespräch. "Ich habe zwei Leute gefunden, mit denen ich das mache - der eine unterrichtet Chinesisch an der Universität, er wird mir dann Sachen zeigen können, die ich sonst nicht zu sehen bekäme."

Mary Roos am 2. Mai in Köln

Aber bis dahin ist noch etwas hin, denn die Sängerin hat klar gemacht, dass sie alle bereits vereinbarten Verpflichtungen erfüllen wird. Etwa die große Tournee, die sie am 2. Mai auch nach Köln führt. Die erste große Solotournee ihres Lebens - und die vielleicht auch diesen Stein ein wenig ins Rollen gebracht hat.

"Ich habe das Gefühl, ich bin da angekommen, wo ich immer hinwollte." In anderen Worten: Größer kann's nicht mehr werden. "Ich will das nicht mehr so lange warten, bis nichts mehr geht", bis auf die sprichwörtlichen Möbelhäuser. Und wenn sie darüber spricht, schwingen dabei immer auch unausgesprochen die Schicksale zahlloser Kollegen mit...

Und sie kann es sich leisten: "Ich bin ja Steinbock... und Steinböcke legen immer ein bisschen Geld auf die Seite", grinst sie und fügt ernst hinzu: "Ich habe von klein auf gesehen, dass Sänger mit Geld nicht umgehen können. Und ein Satz meiner Mutter ist in meinem Kopf betoniert: Du kannst nur das kaufen, was du bezahlen kannst." Aus einer Steuernachzahlung in den 70ern ("eine stolze Summe") hat sie eine Lehre gezogen: "Jetzt passt du besser auf! Und ich habe einen Buchführungskurs gemacht, man kann ja nicht immer alles auf andere schieben."

Zur Arena: "Ich habe nicht gewusst, dass das so ein Riesending ist"

Und dennoch: Erst als sie bei Bettina Böttinger in der Talkshow saß, hat Mary Roos erfahren, dass sie in Köln in der Arena auftreten wird. "Ich habe gar nicht gewusst, dass das so ein Riesending ist", gibt sie freimütig zu. Auch wenn die Halle für ihren Auftritt geteilt wird, "dann sind das ja immer noch 6000... Aber ich denk' nicht drüber nach, ob eine Halle groß oder klein ist, ich geh' einfach raus und habe Spaß. Es ist keine Arbeit."

Auf der Bühne steht sie mit acht Musikern, zwei Sängerinnen, die Plaudereien zwischen den Songs liest sie nicht vom Teleprompter ab. Durch die Zusammenarbeit mit Wolfgang Trepper im Comedy-Programm "Nutten, Koks und frische Erdbeeren" sei sie "sehr, sehr schnell geworden, auch um auf das Publikum zu reagieren. Das einzige, was ich ablese, ist die Reihenfolge."

Denn die hat sich seit dem Tourstart im Herbst verändert. "Ich dachte ja immer, man müsse mit einem schnellen Lied aufhören und nicht mit einer Ballade." Und so endet der Abend nun mit einem Medley, "Rücksicht", "Aufrecht geh'n" und "So leb dein Leben".

Rücktritt vom Rücktritt ausgeschlossen

Wird sie im "Ruhestand" das Singen vermissen? "Ich weiß es nicht, aber nach der Geburt meines Sohnes habe ich ja schon einmal sechs Jahre lang nichts gemacht. Und damals habe ich mich damit wohl gefühlt." Einen Rücktritt vom Rücktritt, wie das andere Kollegen gemacht haben, schließt sie aus. Theater könnte sie spielen, "das ist ja dann nicht mehr die große Öffentlichkeit".

Oder ihre Autobiografie schreiben. "Ich hatte schon drei, vier Angebote. Aber ich weiß ja gar nicht, wie das geht." Doch eine mögliche Co-Autorin ist in Sicht: "Als ich das Pe Werner erzählt habe, schlug sie vor, dass wir das zusammen machen - irgendwo hin fahren, ein bisschen was versuchen und hinterher könnten wir ja dann entscheiden..." Das klingt nach einem gepflegten Unruhestand.