Afrika Film Festival in KölnWenn das Filmemachen zum politischen Akt wird

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In „The Cemetery of Cinema“ geht es auf die Suche nach einem legendären Film.

In „The Cemetery of Cinema“ geht es auf die Suche nach einem legendären Film.

Vom 14. bis 24. September bietet das 20. Afrika Film Festival wieder ein vielschichtiges Programm. 

Seit 30 Jahren gibt es das Afrika Film Festival Köln. Jetzt wird die 20. Ausgabe vom Verein FilmInitiativ Köln organisiert. Eine stolze Bilanz, in die viel ehrenamtliches Engagement eingeflossen ist. Dennoch muss die Veranstaltung stets um die Förderung durch das Land NRW zittern, wie Ruth Spätling und Swantje Ndiaye erklären, die maßgeblich an der Organisation beteiligt sind.

Jünger und diverser

„Mit der Entwicklung des Festivals nahmen auch die afrikanischen Communities zahlreicher und selbstbewusster am Programm teil“, erklärt Ruth Spätling. Daher hat sich auch das Publikumsprofil verändert. „Die Besucher sind jünger und diverser geworden“, meint Swantje Ndiaye. So lag der Gedanke nahe, das Programm von einer Afrikanerin kuratieren zu lassen. Man entschied sich für die aus dem Senegal stammende Dyana Gaye, die sich ihrerseits daran erinnert, dass sie schon „in den frühen 2000er-Jahren mit offenen Armen empfangen“ wurde.

Das Festival erlebt sie als einen „Hort der Unabhängigkeit und des Widerstands“. Vor diesem Hintergrund erklärt sich, dass die Arbeit von Künstlern und Aktivisten in diesem Jahr im Zentrum des Programms vom 14. bis 24. September steht.

Filmemachen als politischer Akt

Die Frage, wie Filme gemacht werden, ist dabei entscheidend – und sie ist stets politisch. Beide Intentionen kreuzen sich etwa in der Dokumentation „Walter Rodney: What they don't want you to know“ von den Filmemachern Daniyal Harris-Vajda und Arlen Harris. Der Historiker und Aktivist Walter Rodney wurde erwiesenermaßen 1980 im Auftrag der Regierung von Guayana ermordet, weil er für das Establishment zum gefährlichen Kritiker des britischen Kolonialismus geworden war.

Wie das Filmemachen zum politischen Akt wird, zeigt der Dokumentarfilm „Au Cimetière de la Pellicule“ von Thierno Souleyman Diallo. Hier begibt sich ein Cineast unserer Tage auf die Suche nach einer Kopie des sagenumwobenen Films „Mouramani“, dem ersten Streifen, der 1953 im französischsprachigen Afrika südlich der Sahara gedreht wurde. Ein Beispiel dafür, wie eng das Afrikanische Kino mit den europäischen Traditionen verzahnt ist.

Ironische Lebensfreude 

Den Rassismus nimmt der Kongolese Baloji Tshiani in seinem Spielfilm „Augure“ satirisch aufs Korn. Ein in Europa zu Wohlstand gekommener Selfmademan kehrt an der Seite seiner weißen Frau in sein Heimatdorf im Kongo zurück und muss erleben, wie er wegen eines Flecks im Gesicht ausgegrenzt wird. Ein Film, der nicht mit Verärgerung, sondern mit ironischer Lebensfreude der Dummheit der Menschen begegnet.

Der Blick nach Afrika bringt auch deutsche Themen zum Vorschein. So präsentiert die Senegalesin Safi Faye in ihrer Doku-Fiction „Man Sa Yay“, die im Auftrag des Deutschen Fernsehens entstand, eine Art visuellen Briefroman über das Leben eines Senegalesen in Berlin.

Die Schauspielerin und Bestsellerautorin Mo Asumang ist auf dem Festival mit ihrer Filmrecherche „Die Arier“ vertreten. Sie folgt diesem Kampfbegriff der Nationalsozialisten zu seinen ethnologischen Wurzeln. Eine Reise, die sie nach Afrika und in die USA zum Ku Klux Klan führt. Mo Asumang gehört zur Schar der mehr als 30 Gäste, die zu Gesprächen und Veranstaltungen erwartet werden.

Eröffnet wird das Festival mit einem Film des Franzosen Alain Kassanda. In „Coconut Head Generation“ bekommt man eine Vorstellung vom Engagement der jungen Generation in Nigeria, die leidenschaftlich Fragen der Bildung, Kunst und Geschlechtszugehörigkeit diskutiert.

Treffpunkte

Festivalzentrum ist das Filmforum NRW im Museum Ludwig. Weitere Treffpunkte sind der Stadtgarten und das Café Riphahn. Party wird im Veedel Club auf der Luxemburger Straße und im Gare centrale am Dom gefeiert. Informationen zu Tickets und Programm auf der Homepage. (TL) afrikafilmfestivalkoeln.de.

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