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Schauspiel KölnDas bietet der „barrieresensible Monat“ am Kölner Theater

3 min
Ein Theatersaal

Theater für alle: Im Schauspiel Köln bietet Vorstellungen für beeinträchtigte Menschen.

Um Theater auch für beeinträchtigte Menschen zugänglich zu machen, bietet das Schauspiel Köln verschiedene Veranstaltungen an.

Schon bevor sich der Vorhang öffnet, haben einige Theaterkostüme im Schauspiel Köln ihren ersten großen Auftritt des Abends. Ehe sie auf der Bühne glänzen, werden sie von einer Gruppe Zuschauenden genaustens untersucht. Sehbehinderte oder blinde Menschen können die Kleidung mit den Händen entdecken und sich Beschreibungen dazu anhören. So haben sie später ein besseres Bild von der Vorstellung.

Mit einem barrieresensiblen Monat im November (bis zum 3. Dezember) will das Schauspiel Köln ausprobieren, wie es seine Bühnen langfristig für möglichst viele Menschen zugänglich machen kann. Im Programm sind nicht nur Angebote für sehbehinderte oder blinde Menschen, sondern auch für Menschen mit Rollstuhl, Hörgeschädigte, kognitiv Beeinträchtigte oder Personen, die mit Autismus oder Tourette leben. Alle Vorstellungen könne auch von Personen ohne Beeinträchtigung besucht werden.

Es ist unser Auftrag, möglichst viele Menschen mit Theater zu versorgen.
Isabelle Pyka, Diversitätsmanagerin Schauspiel Köln

17 Programmpunkte gibt es während des Aktionsmonats. Dazu gehören auch Fortbildungen, Führungen und Workshops, beispielsweise zur Gebärdensprache. „Das kostet den Betrieb durchaus mehr Kraft. Vor allem, wenn man Dinge zum ersten oder zweiten Mal macht und sie noch nicht routiniert sind“, sagt Diversitätsmanagerin Isabelle Pyka. „Es ist aber unser Auftrag, möglichst viele Menschen mit Theater zu versorgen.“

Sitzsäcke statt Theaterstühle? Bei den sogenannten „Relaxed Performances“ (entspannte Darstellungen) ist das Teil des Programms. Aufzustehen und den Saal zu verlassen? Bei dieser Art Vorstellung ist das ausdrücklich erlaubt. So sollen auch Menschen, die psychisch schnell überreizt sind, Theater erleben können. Etwas Neues sind diese Darstellungen beim Schauspiel nicht. Neben Vorstellungen mit Übersetzungen in deutsche Gebärdensprache sind sie seit einiger Zeit punktuell im Spielplan zu finden. Wer ein Hörgerät oder ein Cochlear Implantat trägt, kann sich seit vergangenem Jahr außerdem per WLAN mit einer Höranlage verbinden.

Erstmals Übersetzungen in leichte Sprache

Zum ersten Mal seit der Pandemie bietet das Schauspiel im Rahmen des Aktionsmonats Audiodeskriptionen für blinde oder sehbehinderte Menschen an. Dabei werden akustische Bildbeschreibungen mittels Kopfhörer über die erwähnte Höranlage übertragen. Zu diesem Angebot gehört auch das Kennenlernen der Kostüme im Vorfeld. Doch es gibt auch eine Neuheit im Schauspiel, die während des barrieresensiblen Monats Premiere feiert: Damit auch Menschen mit Demenz, Lernschwierigkeiten oder einem begrenzten Wortschatz die Vorstellung verfolgen können, werden Simultan-Übersetzungen in leichter Sprache angeboten, die auf kurze Sätze und einfache Wörter setzt.

„Durch Rückmeldung der Zuschauenden wollen wir herausfinden, welche von den Angeboten gut funktionieren. Die wollen wir im Idealfall verstetigen“, kündigt Pyka an. Auf mehreren Bühnen Kölns werden die Programme laut der Diversitätsmanagerin immer inklusiver. Mit diesem Fortschritt sei sie zufrieden - jedenfalls in gewisser Hinsicht: „Lieber jetzt als gar nicht. Aber noch lieber natürlich vor zehn Jahren“, sagt sie schmunzelnd.