Museen in KölnDas Rautenstrauch-Joest-Museum wird künftig von einer Doppelspitze geleitet

Lesezeit 4 Minuten
Die Weichen im Rautenstrauch-Joest-Museum werden neu gestellt.

Die Weichen im Rautenstrauch-Joest-Museum werden neu gestellt.

Nanette Snoep soll eine „geschäftsführende Direktion“ an die Seite gestellt werden. Seit einigen Jahren gibt es dieses Konstrukt bereits an den Bühnen der Stadt Köln.

„Wir arbeiten gemeinsam daran und veranstalten seit Anfang 2022 Mitarbeiter-Workshops. Die will ich auf jeden Fall weiterführen, um ständig miteinander ins Gespräch zu kommen und im Gespräch zu bleiben.“ Dies sagte Nanette Snoep, Direktorin des Rautenstrauch-Joest-Museums im vergangenen September im Interview mit der Rundschau. Anlass war ein Brief, den 18 Mitarbeitenden an Oberbürgermeisterin Henriette Reker Ende September 2021 geschrieben hatten. Darin brachten sie Probleme mit der Museumsleiterin zur Sprache. Einige Monate zuvor, im März 2021, hatten sie sich schon an die Direktorin selber gewandt.

Nun erhielt die OB erneut einen Brief - das Schreiben vom 20. April liegt der Rundschau vor – , diesmal von insgesamt 23 Mitarbeitenden unterzeichnet. Darin machen sie klar, dass sich aus ihrer Sicht die Lage im Haus nicht gebessert, sondern sogar verschlechtert habe.

Bekommt demnächst Unterstützung: RJM-Direktorin Nanette Snoep

Bekommt demnächst Unterstützung: RJM-Direktorin Nanette Snoep

Nun hat die Stadt darauf reagiert und teilt auf Anfrage der Rundschau mit: „Um die interne Organisation des Rautenstrauch-Joest-Museums zu optimieren, wird die Kulturverwaltung das Modell einer Co-Direktion einführen. Neben Nanette Snoep als künstlerische Leitung des Hauses wird eine geschäftsführende Direktion eingesetzt. Die neu zu schaffende Stelle wird die Stadt in einem regulären Verfahren besetzen. Bis zum Abschluss dieses Verfahrens wird die Stelle interimistisch besetzt.“ Diese Aufgabe soll, wie die Rundschau erfuhr, Michael Lohaus vom Kulturamt schon ab Mitte Mai vorübergehend übernehmen.

Zur Frage, warum diese Position überhaupt geschaffen werden musste, sagt die Stadt (und antwortet damit auch für Kulturdezernent Stefan Charles und Nanette Snoep): „Die Aufteilung in eine künstlerische und eine geschäftsführende Leitung ist ein national und auch international erfolgreiches Modell, das sich vor dem Hintergrund immer komplexerer Anforderungsprofile an Direktor*innenposten etabliert hat, und das wir in Köln nun erstmalig für ein Museum einführen.“

An den Bühnen hat man dieses Konstrukt schon vor einer Reihe von Jahren etabliert.

„Das neue Leitungsmodell“ stelle, so die Stadt weiter, „die künstlerisch-wissenschaftliche Kontinuität sicher sowie die damit verbundene international herausragende Positionierung, die das Museum insbesondere durch seine Arbeit im Bereich Dekolonisierung und Restitution in den vergangenen Jahren erworben hat.“

Mit Verweis auf „Betriebsinterna“ äußert sich die Stadt nicht zum Verhältnis zwischen den 23 Mitarbeitenden und ihrer Chefin – oder dazu, wie durch die Installation einer Co-Direktion dieses Verhältnis verbessert werden könnte. Auch zum Krankenstand im Haus und einer angesetzten Mediation gibt es keinen Kommentar.

In ihrem Brief vom April 2023 schildern die Mitarbeitenden des Museums, die von Kulturdezernent Stefan Charles und Monique Offelder, der Leiterin des Personal- und Verwaltungsmanagements der Stadt, „angestoßene“ Mediation sei von Frau Snoep „nach drei Monaten ausgesetzt“ worden. Im Sommer 2022 seien die Mitarbeitenden von ihr darüber informiert worden, „ dass dieser Prozess nicht fortgesetzt wird“.


Das Museum für Ostasiatische Kunst

Seitdem Adele Schlombs im vergangenen Herbst in den Ruhestand ging,ist die Leitung des Museums für Ostasiatische Kunst vakant, nach einer Nachfolgerin oder einem Nachfolger wird gesucht. Gesichert ist aber, dass die- oder derjenige, der den Posten übernimmt, dies nicht allein tun soll, wie die Stadt der Rundschau mitteilt: „Mittelfristig soll die neue geschäftsführende Direktion (des Rautenstrauch-Joest-Museums) auch die neu zu besetzende wissenschaftliche Direktion des Museums für Ostasiatische Kunst unterstützen.“ (HLL)


Die „Anzahl der Krankheitstage“ sei seit des ersten Briefes an Frau Snoep vor zwei Jahren „erheblich“ angestiegen, eine Krankschreibung bestehe seit „fünf Monaten“. Mehrere Reha-Maßnahmen seien vollzogen worden, weitere in Planung. „Das Arbeiten im Museum ist nach wie vor für alle belastend.“

Laut Stadt liegt die Quote im RJM bezogen auf das 1. Quartal mit 10,90 Prozent „ganz leicht über dem gesamtstädtischen Durchschnitt“ von 10,78 Prozent.

Den Hauptgrund sehen die Kolleginnen und Kollegen in „Frau Snoeps Führungsstil“ begründet, der sich in ihren Augen durch „Intransparenz, Desinformation, Geheimhaltung, Klientelpolitik, Exklusion und Chaos“ auszeichne.

Auch der Personalrat der Stadt begleitet die Geschehnisse im Rautenstrauch-Joest-Museum seit langem – und Roland Fernstaedt kommt zum Schluss: „So einen Fall habe ich noch nicht erlebt. Das Haus steht vor einem Scherbenhaufen.“ Die Schuld liegt aus seiner Sicht nicht bei den Mitarbeitenden, an denen „die Mediation nicht gescheitert“ sei.

Rundschau abonnieren