Kölner FDP-Politiker veruntreut Spenden„Ich bin schuld, dass ich Mist gebaut habe!“

In der Bredouille: Kulturpolitiker Ulrich Wackerhagen.
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Köln – „Ich bin schuld daran, dass ich Mist gebaut habe!“ Klare Worte des Rechtsanwalts und früheren kulturpolitischen Sprechers der Kölner FDP, Ulrich Wackerhagen, dem vorgeworfen wird, Spendengelder nicht ordnungsgemäß verwendet zu haben. Die Staatsanwaltschaft ermittelt in einer Spendenaffäre, in die der Trägerverein des Theaters der Keller verwickelt ist.
Eine Mäzenatin hatte 2019 insgesamt 230 000 Euro gespendet, damit das Theater, das derzeit keine feste Spielstätte hat und in der Tanzfaktur in Deutz spielt, eine bauliche Perspektive erhält. Für diese Summe hatte der heute 78-Jährige ein gesondertes Konto eröffnet, denn die Spenderin habe klar gemacht, dass damit nicht der Etat des Spielbetriebs unterstützt werden solle, so Wackerhagen im Gespräch mit der Rundschau.
Plan des Hauses ist es, am Kartäuserwall 18 (KAT 18) unterzukommen. Wie Intendant Heinz Simon Keller erklärt, ist noch nichts spruchreif. „Aber wir sind zuversichtlich, die Odyssee des Kellers beenden zu können.“ Doch die Odyssee hat nun neue Fahrt aufgenommen. Gegen den ehemaligen Vorsitzenden des Trägervereins des Theaters der Keller, Ulrich Wackerhagen, wurde Strafanzeige gestellt.
Er soll Gelder unberechtigt verwendet haben, und wie Rechtsanwalt Marcel Leeser erklärt, sei das Ganze Ende Mai 2021 aufgefallen. Leesers Mandant ist Ralph Elster – CDU-Franktionsvize, stellvertretender Bürgermeister, langjähriger Schatzmeister des Keller-Trägervereins und heute dessen erster Vorsitzender.
Wackerhagen: Von dem Geld in erster Linie Rechnungen bezahlt
Damals sei ein Mahnbescheid wegen ausstehender Bauhandwerkerkosten eingegangen. Elster sei daraufhin stutzig geworden und habe eine steuerliche Sonderprüfung beauftragt. Durch diese habe sich der Verdacht erhärtet, dass Geld für Zahlungen abgehoben wurde, die nicht in Zusammenhang mit dem Theater standen.
Das bestätigte Wackerhagen am Freitag gegenüber der Rundschau. Von dem Geld habe er in erster Linie allerdings Rechnungen bezahlt, die die für das Theater beauftragten Architekten geprüft und ihm vorgelegt hätten.
Ein en Betrag von insgesamt mehr als 80 000 Euro habe er verwendet, um ein „Sozialprojekt in Kolumbien zu unterstützen“. Darum habe ihn der Sohn eines früheren, mittlerweile verstorbenen FDP-Mitgliedes gebeten. Als Sicherheit habe dieser ihm einen Erbanspruch übertragen – dieses Erbe sei wiederum noch nicht ausgezahlt.
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Mit weiterem Geld unterstützte der Politiker „die geschiedene Frau eines früheren Fußballtrainers“, der die vereinbarte Unterstützung nicht gezahlt habe. Auch dieses Geld stehe noch aus.
„Ich habe da nicht mit meinem eigenen Geld, sondern dummerweise mit Geld von Mäzenen gezahlt. Ich bereue das zutiefst.“ Er habe sich das Geld quasi geliehen. In einem Telefonat habe er sich mit der Gönnerin ausgesprochen, ihres Zeichens eine Freundin der langjährigen Keller-Mäzenen, der Familie Schwarzhaupt. „Sie hat mir verziehen.“ Auch von seinen Parteifreunden habe er großen Zuspruch erhalten. Und von denen, denen er das Geld zur Verfügung gestellt hat, fühlt er sich auf Nachfrage nicht betrogen.
„Verfehlung erster Güte“
Das „geliehene“ Geld habe er praktisch zurückgezahlt, es gebe noch einige Rechnungen zu klären, die Unterlagen seien noch bei seinem Steuerberater. Das Problem: „Ich bin seit dem 20. Oktober Corona-positiv und darf das Haus nicht verlassen!“
Für Anwalt Leeser steht fest, dass Wackerhagen 20 Jahre im Vorstand des Trägervereins das Vertrauen genossen habe. Sein Mandant Elster werde nun von einem anderen Mitglied des Vorstands attackiert, dass er nicht für Transparenz sorge. Das habe er aber frühzeitig getan.
Für Intendant Heinz Simon Keller steht fest, dass der Trägerverein die Situation klären muss. „Das ist eine Verfehlung erster Güte.“