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Kölner Geigenbauer„Ich baue, bis mir das Resultat gefällt!“

Lesezeit 3 Minuten

Für Claus Derenbach hängt zumindest die Werkstatt voller Geigen.

Köln – Die Zimmer des Jugendstil-Altbaus von 1899 sind hoch und freundlich, die Fenster groß und hell, der Blick daraus geht auf den Brüsseler Platz und die imposante Langseite von St. Michael. Claus Derenbach aber hat seine Augen woanders. Hochkonzentriert steht er vor seinem Biegeeisen, einem beheizten Metallzylinder, und formt darauf eine schmale Holzleiste. Präzise, akkurat, schnell. Das kleine Stück Ahorn unter seinen Händen wird einmal ein Teil der siebensaitigen französischen Bassgambe werden, an der Derenbach gerade arbeitet. Die liegt noch ohne Decke und Lack fast weiß vor dem Geigenbaumeister, der der Rundschau die Türen seines Ateliers geöffnet hat.

Nun ist es aber nicht so, dass wir dort inmitten von Sägespänen und zwischen Säge- und Hobelwerkzeug stünden. Sämtliches Werkzeug hängt fein säuberlich an seinem Platz über der Werkbank in einem Raum, der auch, wenn dort gearbeitet wird, nichts von seiner wohnlichen Atmosphäre verliert. Ein Gemälde zeigt eine Gebirgslandschaft. "Dort kommen meine Hölzer her, Fichte, Ahorn und so weiter", erzählt der Mann in der schwarzen Arbeitsschürze.

Im Nebenzimmer stehen und hängen Derenbachs hölzerne Schönheiten Spalier, in der Mitte ein Stuhl, auf dem seine Kunden zum Probespiel Platz nehmen. Darüber hängt eine handgemalte Kopie von Orazio Gentileschis "Lautenspielerin". "Ein Flohmarktfund" meint Derenbach, "ich höre bei der Arbeit gerne Lautenmusik".

Überhaupt hat er ein Faible für Alte Musik. So kommt es, dass sich nicht nur seine klassischen Instrumente wie Violinen, Bratschen, Celli, Bässe und Bögen bei Streichern größter Beliebtheit erfreuen. Auch seine Barockcelli und Gamben finden sich in den Händen namhafter Interpreten des historischen Fachs, darunter Prominenz wie die Gambistin Hille Perl. Aber nicht nur der Neubau ist sein Metier, denn auch wenn mal was zu reparieren ist, nimmt er sich der fragilen Gebilde an. "In Köln mit seiner vielfältigen Orchesterlandschaft ist da immer was los. Das reicht von der klanglichen Feineinstellung bis zum nächtlichen Notfall vorm Konzert", beschreibt er die Bandbreite.

Derenbachs kreative Leidenschaft begann früh: "Ich hatte schon als Jugendlicher eine große Bastellust. Ich bin ländlich aufgewachsen, da gab's immer was zu tun, egal ob man einen Traktor reparieren oder einen Zinken an die Harke schweißen musste". Ein Volksschullehrer damals baute Folk-Instrumente, ein Thema, das Derenbach sofort faszinierte und ihn nicht mehr losließ. Auch während seines Lehramtsstudiums an der Bonner PH beschäftigte er sich nebenher weiter autodidaktisch mit dem Instrumentenbau.

In den 80er Jahren tat er den entscheidenden Schritt, begann eine Ausbildung beim Geigenbauer Haat-Hedlev Uilderks in Lübeck und besuchte die Geigenbauschule Mittenwald. Nach sieben Jahren folgte die Meisterprüfung. An Angeboten renommierter Geigenbauwerkstätten fehlte es nicht, Derenbach aber eröffnete stattdessen sein eigenes Atelier in Köln. "Man muss Enthusiast sein, um so was zu machen, und Geduld haben".

Sorgfältig abgelagerte Hölzer

Konkurrenz aus Fernost fürchtet der Geigenbaumeister nicht. "In meinen Instrumenten stecken 30 Jahre Erfahrung, individuelle Handarbeit und sorgfältig abgelagerte Hölzer. Das bekommt man bei einer Geige für 250 Euro natürlich nicht." Unterschiede, die man hört. "Ich baue so lange, bis mir das Resultat gefällt."

So etwas wie eine Preisliste gibt es bei Derenbach nicht. Wenn sich ein Kunde für ein Instrument interessiert, findet zunächst ein ausführliches Gespräch über Klangvorstellungen und musikalische Erwartungen statt, dann erstellt Derenbach ein Angebot. Billig ist das nicht, aber wer sich von ihm ein Instrument bauen lässt, trifft eine künstlerische Lebensentscheidung, und die hat eben ihren Preis.

Aber diese Entscheidung muss nicht sofort getroffen werden: Anfänger - sowohl kleine als auch große - können bei ihm auch Instrumente leihen - die Violine für 20 bis 30 Euro im Monat, das Violoncello für 30 bis 40 Euro.

www.claus-derenbach.de