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Kölner Kulturpreis verliehenDas sind die Sieger des „Kulturereignis des Jahres“

Lesezeit 4 Minuten
Ein Kölner Kulturpreis geht an Marion Kranen

Ein Kölner Kulturpreis geht an Marion Kranen als „Managerin des Jahres“. Im Hintergrund: Bettina Böttinger.

Zum 15. Mal zeichnete der Kölner Kulturrat mit den Kölner Kulturpreisen herausragende Persönlichkeiten und Aktionen des vergangenen Jahres aus. 

„Räume“ – ein Wort, das sich durch diesen Abend zog, an dem in der Comedia zum 15. Mal die Kölner Kulturpreise des Kölner Kulturrates für das vergangene Jahr vergeben wurden. Kultur brauche Räume, im Sinne von Räumlichkeiten. Sie schaffe aber auch Räume Freiräume, die im Kopf entstehen, wie Moderatorin Bettina Böttinger sagte.

„Gerade in einer Zeit, in der gesellschaftliche Diskurse zunehmend politisiert werden, ist es wichtiger denn je, Räume für kulturellen Austausch und kritische Auseinandersetzungen zu schaffen - Räume wie unser Festival“, hieß es etwa in der Dankesrede des Afrika Film Festivals. Die Filmschau wurde zum „Kulturereignis des Jahres“ gekürt.

Votum der Rundschau-Leser

Das Votum setzt sich zu 50 Prozent aus den Stimmen der Leserschaft der Kölnischen Rundschau und des Kölner Stadt-Anzeigers und zu 50 Prozent aus der Abstimmung der Fachjury um die Vorsitzende Angela Spizig zusammen.

Doch, so Tutu Westerhoff weiter in ihrer Danksagung für die mit 5000 Euro dotierte Auszeichnung, diese falle „in eine Zeit, in der genau solche Räume zunehmend unter Druck geraten“. Und damit sei vor allem der finanzielle Druck gemeint, dem die gesamte Kulturszene derzeit ausgesetzt sei ein weiteres Thema, das sich durch den Abend zog, und von dem sich die immer schon knapp finanzierte sogenannte freie Szene besonders bedroht sieht.

Junge Initiativen gewürdigt

Dass dennoch Nachwuchstalente gefördert werden, dafür sorgen drei „Junge Initiativen“, die in der gleichnamigen Kategorie nominiert worden waren: die Performance-Reihe „Unruly Readings“, das „Bonanzafest“, ein „Festival für trans und nicht-binäre Kunst und Performance“, sowie „Next! Das Festival der Jungen Photoszene“, das schließlich den mit 5000 Euro dotierten Preis erhielt.

Für „Next!“ erklärte Katharina Klapdor Ben Salem, wie wichtig es sei, Perspektiven junger Menschen einen Raum zu geben. Ganz aktuell gibt es eine solche Möglichkeit im Rautenstrauch-Joest-Museum, wo noch bis zum 15. Juni Fotos die aktuelle Ausstellung zu sehen ist.

Neuer Preis

Bei dieser 15. Ausgabe der Kölner Kulturpreise gab es eine Neuerung: Zum ersten Mal wurde der „Sonderpreis für aktuelle Musik“ vergeben, ebenfalls mit 5000 Euro dotiert und von der Gerhart und Renate Baum Stiftung eingerichtet.

„Wer Kunst fördert, fördert auch Demokratie“, sagte Renate Liesmann-Baum, die die Stiftung zusammen mit ihrem im Februar gestorbenen Mann Gehart Baum noch zu dessen Lebzeiten gegründet hatte. Dass sie nun neben Demokratie-Projekten auch aktuelle Musik fördert, hat mit einer persönlichen Leidenschaft zu tun.

Erinnerung an Gerhart Baum

Die Jury des Sonderpreises, zu der die designierte Intendantin Ewa Bogusz-Moore gehört, kürte die Gruppe Kollektiv 3:6 Köln. Bestehend seit 2017 verbindet das Ensemble verschiedene Kunstformen, zu Liveauftritten in ungewöhnlichen Kostümen gibt es Videoperformances, die musikalischen Einflüsse reichen von neuer Musik bis zu Indie-Pop wie sie in einer Kostprobe in der Comedia eindrücklich demonstrierten.

In der Dankesrede verwies man explizit auf Gerhart Baum: „Immer wieder artikulierte er seine Sorge über die politische und gesellschaftliche Verschiebung nach rechts und positionierte sich klar und mutig gegen den erstarkenden Faschismus in unserem Land.“

Aufgeregte „Managerin des Jahres“

Nun seien es aber noch nicht die „Faschisten, die regieren und über die gravierenden Sparmaßnahmen in Bund, Land und Kommunen entscheiden. Noch können wir für eine plurale, offene und an ethischen Werten orientierte Gesellschaft kämpfen.“

Die Gewinner in dieser Kategorie als auch der Ehrenpreisträger Osman Okkan und die „Managerin des Jahres“, Marion Kranen, waren schon vor der Verleihung bekannt gegeben worden. Dennoch, so Marion Kranen in ihrer Dankesrede, sei es anstrengenden und aufregender als sonst, wenn sie gemütlich in den Zuschauerreihen gesessen hätte.

Kritik des Vorsitzenden

Und wie geht es weiter für die Kultur in Köln? Bruno Wenn, der Vorsitzende des Kölner Kulturrates, wertete es auf jeden Fall schon einmal als „gutes Zeichen für die Anerkennung der Kölner Kultur“, dass mit Berivan Aymaz, Hans Mörtter und Torsten Burmester drei OB-Kandidaten zur Preisverleihung gekommen waren.

Aber Wenn machte ebenso klar, dass auch die Kultur einen Konsolidierungsbeitrag leisten müsse. Doch: „Wenn aber schon gespart werden muss, dann sollte dies professionell und zielführend gemacht werden. Kürzungen nach dem Rasenmäherprinzip sind kontraproduktiv, denn sie schwächen auch profilierte und erfolgreiche Kultureinrichtungen und -initiativen, die kulturelle Aushängeschilder der Stadt sind“ wobei sein Blick sich von der Bühne aus auf den in der ersten Reihe sitzenden Kulturdezernenten Stefan Charles richtete ...

Aber wenn man dann Osman Okkan hörte, der seinen Preis Freunden und Weggefährten widmet, die wie der Istanbuler Bürgermeister Ekrem İmamoğlu im Gefängnis sitzen, erschienen zumindest die finanziellen Sorgen der hiesigen Kulturlandschaft relativiert. Doch es sind natürlich die schon erwähnten „Freiräume im Kopf“, die finanziert werden müssen.

Der Autor ist Mitglied der Jury des Kölner Kulturpreises.