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Kölner Musical DomePremiere von „West Side Story“ in Köln überzeugt

Lesezeit 2 Minuten
west side story

Die Show überzeugt mit exzellenten tänzerischen Leistungen und kraftvollen und ausdrucksstarken Stimmen.

Köln – Untertitel, so wird sich vielleicht der eine oder andere Besucher der „West Side Story“-Premiere im Kölner Musical Dome gedacht haben, Untertitel sind doch eigentlich nicht nötig. Ist die von Leonard Bernstein (Musik), Stephen Sondheim (Gesangtext), Arthur Laurents (Buch) und Jerome Robbins (Idee und Choreografie) kreierte Geschichte aus dem New York der 1950er Jahre ja hinlänglich bekannt.

Doch bei dieser Inszenierung von Joey McKneely – die übrigens als derzeit weltweit einzige Robbins Originalchoreografie folgt und auch folgen darf – sind die roten Einblendungen links und rechts der Bühne gar keine üble Idee. Denn die Darsteller des hervorragend besetzten australischen Ensembles sprechen ganz genau so, wie man sich das von Gangmitgliedern auf den Straßen von New York vorstellt – und eigentlich auch wünscht. Jung sind sie. Auffallend jung. Das Verhältnis zwischen dem Alter der Figuren und der Akteure stimmt in diesem Fall eins zu eins.

Die Story ernst genommen

Ein weiterer Pluspunkt in Sachen Authentizität. Es gibt derer noch mehr: Die kurze Sequenz am Bühnenrand, als der eigentlich doch so sexy-toughen Puerto Ricanerin Anita (Chloé Zuel) von den Jets Gewalt angetan wird, erklärt, warum sie lügt; zutiefst gedemütigt und voller Zorn.

Gutes kann daraus nicht erwachsen. Aber das ist kaum allein ihre Schuld. Neben exzellenten tänzerischen Leistungen und den kraftvollen und ausdrucksstarken Stimmen von Sophie Salvesani (Maria) und Todd Jacobsson (Tony) überzeugt diese Inszenierung vor allem auch dadurch, dass sie ihre Story ernst nimmt.

So wie die Jets, die Söhne polnischer Einwanderer, einer vernachlässigten, nahezu verlorenen Generation angehören, so haben die Sharks um ihren charismatischen Clanchef Nardo (Lyndon Watts) sich noch lange nicht gefunden.

Ebenso glaubwürdig wie die traurige Gewissheit, dass es für Tony und Marias Traum zu früh war. Noch, aber vielleicht nicht für immer.

„West Side Story“: Bis zum 3. Juli im Musical Dome Köln. Karten gibt es bei den bekannten Vorverkaufsstellen. (EB)