Kölner ProduktionsfirmaWie der „Club der roten Bänder“ ins Kino kam

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Szene aus dem Film „Club der Roten Bänder“

  • In Köln werden viele Filme gedreht – oft auch unter dem Radar des großen Publikums.
  • Unser Autor beleuchtet in der Serie „Abgedreht“ diverse Produktionen.
  • In dieser Episode: „Club der roten Bänder“.

Köln – In Köln fällt ständig die Klappe: Unzählige Firmen produzieren Filme für Kino und Fernsehen. Für die heutige Folge unserer Serie „Abgedreht“ sprach Axel Hill mit Gerda Müller und Jan Kromschröder, den Geschäftsführern von Bantry Bay. „Downton Abbey“, „Sex and the City“ oder „Türkisch für Anfänger“ – und auch der in Köln produzierte Erfolg „Der Club der roten Bänder“: Es ist einer der Trends im Kino, eine populäre Serie auf der großen Leinwand weiterzuerzählen. Wobei im Fall der „roten Bänder“ Gerda Müller und Jan Kromschröder mit ihrem Team von „Bantry Bay“ einen etwas anderen Weg wählten.

Format nicht verwässern

„Es gab ja eine klare Entscheidung sowohl von uns als auch vom Sender, die Serie zu Ende zu erzählen, weil man das Format nicht verwässern wollte“, erklärt Gerda Müller. Aber weil man allein schon den „500 000 Fans bei Facebook“ etwas Neues bieten wollte, entstand die Idee, die Vorgeschichte aufzublättern, den Weg der einzelnen Charaktere bis zum Krankenhaus aufzuzeichnen, um dann mit der Gründung des Clubs enden zu können.

Und so ergab sich praktisch automatisch, was Gerda Müller als „visuellen Mehrwert“ bezeichnet: „Bei einem Kinofilm wäre es schwierig, 110 Minuten im Krankenhaus zu verbringen.“ Und Kromschröder ergänzt: „Im Fernsehen liebt der Zuschauer es ja, da ist die Sachsenklinik die Sachsenklinik, und er weiß genau, dass im Schwesternzimmer immer derselbe rote Kittel an einem Haken hängt.

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Gerda Müller, Geschäftsführerin von Bantry Bay.

Diese kleine Welt hat etwas Wärmendes, weil sie einen Wiedererkennungswert hat. Im Kino will man was Neues sehen!“ Bei den einzelnen Geschichten der sechs Hauptcharakteren war es allerdings nicht leicht, die richtige „Balance“ zu finden, doch für Gerda Müller ist sie „Regisseur Felix Binder und der Cutterin Anne-Kathrein Thiele gut gelungen“.

Kino anders als Fernsehen

Aber: „Eine erfolgreiche Fernsehserie ist nicht gleich ein erfolgreicher Kinofilm“, weiß Jan Kromschröder. Im TV verfolgten zwischen zwei und mehr als drei Millionen Zuschauer die Geschichten der jungen Krebspatienten, den Weg ins Kino fanden hingegen nur 450 000 Fans. „Und wir haben uns schon etwas mehr gewünscht“, gibt Gerda Müller zu. Dennoch zeigt man sich alles in allem mit dem Resultat zufrieden.

Der Erfolgsclub

Die Serie „Club der roten Bänder“ erzählt von sechs Jugendlichen, die, zum Teil schwer erkrankt, sich auf der Jugendstation eines Krankenhauses kennenlernen. Es war die erste eigene Serienproduktion von VOX und wurde zwischen 2015 und 2017 ausgestrahlt. Die Quoten lagen bei allen drei Staffeln sehr deutlich über dem Mittelwert des Senders.

In Folge gab es zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Grimme-Preis und zwei Jahr hintereinander den Deutschen Fernsehpreis.

Bei Bantry Bay entstanden des Weiteren die Vox-Serie „Das Wichtigste im Leben“ oder die beiden „Wendy“-Kinofilme. (HLL)

Inwiefern muss sich eine Produktionsfirma umstellen, wenn mal für das eine, mal für das anderen Medium gearbeitet wird? „Serie ist Langstreckenlauf, Film ist Sprint“, bringt Jan Kromschröder es auf den Punkt. „Bei einer Serie ist jemand ein ganzes Jahr damit beschäftigt, beim Film ist die Entwicklungsphase vielleicht auch lang, aber die Dreharbeiten dauern nur um die 30 Tage.“ Und da bei Bantry Bay „eigentlich jedes zweite Jahr ein Kinofilm“ auf dem Programm steht, bleibe man „komplett beim selben Personal. Dramaturgie ist ein Handwerk, dass man für beides anwenden kann.“

Sehverhalten hat sich verändert

Seit der „Club der roten Bänder“ vor fünf Jahren ins Fernsehen lief, hat sich durch Streamingdienste und Mediatheken das Sehverhalten gewaltig verändert. Für Jan Kromschröder ist aber klar: „Wenn wir die ,roten Bänder’ erst heute produzieren würden, würde ich nicht bahnbrechend an der Geschichte rumschrauben!“ Denn: „Die Figuren müssen stimmen, und sie müssen auf eine Reise gehen – mit einem Autoren, den wir betreuen, lenken, dem wir Impulse geben.“

Aber als er sich im Kino Damian Hardung (in der Serie spielt er den Jonas) in „Auerhaus“ anschaute, erlebte er hautnah, wie sich der Umgang mit Filmen verändert hat: „Vor mir saßen drei weibliche Teenager, die nur die ganze Zeit mit ihren Handys beschäftigt waren – aber im dem Moment, wo Damian auftauchte, möglichst unbekleidet, sprangen sie auf und fotografierten die große Leinwand mit dem halb nackten Darsteller, um sich dann, wenn die Szene beendet war, wieder mit ihren Handys zu beschäftigen.“

Das habe natürlich Auswirkungen auf das Produkt, man müsse sich mit Blick auf die Erzählstruktur fragen, wie komplex diese sein dürfe. Oder auch wie lang: Die Serie „Druck“ wird von Bantry Bay für Funk, das Jugendangebot des ZDF, produziert – in kleinen Episoden, die zunächst bei Youtube veröffentlicht wurden, erst später im Fernsehen.

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