Mit Handarbeit und HeimatliebeKölner Schau begeistert mit historischen Bildern in bestechender Qualität

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Die Jungfernfahrt eines Rheindampfers zeigt diese Aufnahme (1930) von August Sander.

Die Jungfernfahrt eines Rheindampfers zeigt diese Aufnahme (1930) von August Sander.

Im Rheinischen Bildarchiv ist derzeit die Ausstellung „Fotografen sehen Köln“ zu sehen. Die historischen Aufnahmen aus den Jahren 1875 bis 1960 zeigen, unter welchen Bedingungen die Bilder entstanden sind.

Photoshop-Nutzer mögen staunen: Die Bildbearbeitung kannten bereits die Fotografen, die vor über 100 Jahren begannen, Ansichten und Szenen von Köln mit der Kamera festzuhalten. Nur war Retusche längst nicht so einfach wie heute am Computer, sondern eine handwerkliche Herausforderung. Wie das damals funktionierte, ist jetzt im Rheinischem Bildarchiv (RBA) am Eifelwall 5 zu sehen. Dort wurde nach Erscheinen des Bildbandes „Fotografen sehen Köln“ eine gleichnamige Ausstellung eröffnet. Anders als im Buch von Katja Hoffmann liegt der Fokus auf den oft herausfordernden Bedingungen, unter denen die historischen Aufnahmen aus den Jahren 1875 bis 1960 zustande kamen. „Aus konservatorischen Gründen, weil das Trägermaterial so empfindlich ist, zeigen wir aber keine der beschichteten Original-Glasplatten-Negative“, erklärt Kuratorin Dr. Johanna Gummlich.

Eine Pionierleistung der frühen Fotografie gelang Theodor Creifelds mit seinem Großbild vom Kölner Dom. Um Abzüge im Maß 70 mal 90 Zentimeter zu erhalten, schleppte der Inhaber eines 1856 in der Marzellenstraße eröffneten Photographie-Geschäfts nicht nur die schwere Kameraausrüstung aufs Dach der Kirche Groß St. Martin, sondern auch kistenweise in Holzkassetten verpackte lichtempfindlich beschichtete Glasplatten. Datiert ist die ungewöhnliche Aufnahme des Kölner Wahrzeichens nicht, entstand wohl aber nach 1886. Bei genauem Hinsehen fällt auf, dass es sich um ein freigestelltes Motiv handelt. Was heute ein paar Klicks in Photoshop braucht, erforderte damals händische Retusche des Hintergrunds. Dagegen wurde der Sprung im gläsernen Bildträger im ausgestellten Fotoabzug nicht überpinselt. Sogar ein Stück der Holzkassette, in der die Glasplatten in die Kameras eingelegt wurden, ist zu sehen auf dem Positiv der Aufnahme eines nach einem Luftangriff im Zweiten Weltkrieg zerstörten Brückenpfeilers von Walter Kruyk. Auch das ein interessanter Einblick in frühere Techniken sowie gleichzeitig in die Besonderheit der Ausstellung, die Zeitdokumente von Fotografen wie Kruyk hineinzunehmen, über die bisher kaum etwas bekannt ist.

Die dreidimensionale Betrachtung historischer Fotos ermöglicht eine Medienstation – eine durchaus auch emotionale Zeitreise in die Stadtgeschichte.

Die Foto-Ausstellung ist bis zum 3. September im Archivgebäude, Eifelwall 5, zu sehen. Geöffnet ist sie dienstags bis sonntags von 10 bis 16.30 Uhr und mittwochs von 10 bis 19.30 Uhr. Der Eintritt ist frei.


Begleitprogramm

Mittwoch, 7. Juni, 18 Uhr: Vortrag Dr. Johanna Gummlich „Fotografen sehen Köln – Zu Funktion und Materialität der Glasnegative im RBA-Bestand“.

Mittwoch, 14. Juni und 23. August, jeweils 16 Uhr, Mittwoch, 28. Juni, und Dienstag, 29. August, jeweils 18 Uhr: Führung durch die Beispielsammlung des Rheinischen Bildarchivs mit Anna Christine Wagner.

Mittwoch, 21. Juni, 18 Uhr: Autorenführung „Bilder von Köln – mit Licht gemalt“ mit Katja Hoffmann.

Mittwoch, 2. August, 18 Uhr: Vortrag Dr. Eva Cichy und Robert Wagner über den Fotografen Fritz Zapp.

Mittwoch, 9. August, 18 Uhr: Vortrag Maurice Cox „Die Fotowerkstätte Schmölz – ein fotografisches Kulturerbe der Stadt“.

Mittwoch, 16. August, 18 Uhr: Vortrag Dr. Johanna Gummlich und Joachim Wittwer „Paul Sprenger – Fotograf und Verleger. Zu Biografie und Technik seiner fotografischen Postkarten“.

Mittwoch, 30. August, 18 Uhr: Vortrag Michael Albers „Schwarz-Weiß ist nicht Schwarz-Weiß – Historische Fotografien digital“.

Freitag, 1. September, 19 Uhr: „Köln im Film“.

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