Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Kunst in KölnMuseum Schnütgen zeigt restaurierte Werke von Meister Arnt

Lesezeit 3 Minuten
Neuer Inhalt

Köln – Unmöglich, von diesem „dreidimensionalen Gemälde“ nicht gefesselt zu sein. So nennt Direktor Moritz Woelk den mittelalterlichen Georgsaltar aus der Nicolaikirche von Kalkar, den er im Museum Schnütgen ab April als Glanzstück der Ausstellung „Arnt der Bilderschneider – Meister der beseelten Skulpturen“ zeigt. Das aufgeklappt rund sieben Meter breite Prunkstück wirkt in den Details von Gesichtern und Frisuren ungeheuer filigran, im Gesamteindruck gewaltig, beinahe monströs.

Das liegt vor allem am Parcours der Martern, den Georg hier absolviert: Man sieht ihn in siedendem Blei, vor der verstümmelnden Axt der Schergen, gepfählt, vergiftet und schließlich enthauptet. Doch die ausdrucksstärkste Szene zeigt ihn hoch zu Ross im siegreichen Kampf mit dem Drachen. Dass das Pferd hier als „schimmernder Schimmel“ (Woelk) zu bestaunen ist, liegt am Erfolg der Restaurierung, die im Museum selbst dank spendabler Sponsoren und versierter Fachleute glückte.

Restauratoren schwärmen von Zustand des Kunstwerks

Diese Kunstbrücke rühmt der Kalkarer Pastor Alois van Doornick, „denn man sieht im Mittelteil die Kalkarer Skyline und auf den Flügeln (mit der Ursula-Legende) die Kölner Wahrzeichen“. Die wimmelige Figurenfülle im Zentrum ist mit zum Teil winzigen Gags gepickt, die das Publikum in der Schau aus der Nähe ausmachen kann. Etwa das Kaninchen, das schnell in einen Felsspalt flüchtet.

Die Restauratoren schwärmen im Pressegespräch vom vorgefundenen Kunstwerk mit all seinen Vergoldungen, Punzierungen und dem Inkarnat. Sie verschweigen aber auch nicht, wie viel vom kleinteiligen Schnitzwerk hier erst einmal befestigt, sodann von Staub, Schmutz und gealtertem Firnis und eingedunkelten Übermalungen befreit werden musste. Das Ergebnis: überwältigende Leuchtkraft. Was nichts daran ändert, dass Marc Peetz vom LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland solche in Kirchen ausgestellten Werke für „Dauerpatienten“ der Restauratoren hält.

Meister Arnt, der etwa zwischen 1460 und 1492 am Niederrhein tätig war, müsste laut Woelk mindestens so bekannt sein wie Tilman Riemenschneider. Wobei bei diesem Altar die vom unbekannten Fassmaler gelieferte Farbigkeit genau auf dem Spitzenniveau der Schnitzkunst liegt.Zu dieser überragenden Leihgabe werden sich andere (etwa aus dem Rijksmuseum Amsterdam) gesellen, doch das Haus am Neumarkt kann stolz ebenfalls ein Hauptwerk von Meister Arnt zeigen.

Das könnte Sie auch interessieren:

Und das auch noch mit spektakulärer Zugabe. Die „Anbetung der Heiligen Drei Könige“ besaß man ohnehin schon und konnte Anfang letzten Jahres drei verloren geglaubte Teilstücke dazukaufen. Restauratorin Andrea Hünteler stellte fest, dass die Reliefteile mehrfach überarbeitet und „nicht ganz so sorgfältig gelagert waren“, so dass auch hier einige Arbeiten anfielen.

Nicht ganz einfach gestaltet sich zudem die Montage des Gesamtmotivs, denn ein direktes Anstückeln der neuen Elemente wird vom auskragenden Arm einer Figur verhindert. So zeigt sich nun zwischen den Teilen ein schmaler Leerstreifen, wobei unklar ist, ob hier womöglich noch ein Stück fehlt.

So bleibt Raum für weitere Forschungen, die über den später nach Zwolle gezogenen Meister Arnt ohnehin noch längst nicht abgeschlossen sind. In der Ausstellung kann sich das Publikum an einer Medienstation selbst einen Reim auf das Anbetungsrelief machen und dessen Elemente virtuell arrangieren.

Vom 2. April bis 5. Juli zeigt das Museum Schnütgen zum ersten Mal Meister Arnt von Kalkar und Zwolle  in einer monographischen Ausstellung. Es werden etwa 50 Werke des Mannes präsentiert, der im 15.  Jahrhundert eine reiche Bildschnitzerschule am Niederrhein begründet hat. Zur Ausstellung erscheint im Hirmer-Verlag ein reich illustrierter Katalog, der den Stand der Forschung zu diesem herausragenden Künstler bündelt.