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Letzte Vorstellung in KölnVier Schauspieler schlüpfen in „Verrückt nach Trost“ in erstaunliche Rollen

Lesezeit 2 Minuten
Verrückt nach Trost
Regie und Text: Thorsten Lensing
 
Foto: Armin Smailovic

Ursina Lardi und Devid Striesow in „Verrückt nach Trost“.

Das Stück „Verrückt nach Trost“ hat Autor und Regisseur Thorsten Lensing vier Weggefährten auf den Leib geschrieben.

„Wohin aber gehen wir, wenn es dunkel und wenn es kalt wird?“ fragte 1956 Ingeborg Bachmann in ihrem Gedicht „Reklame“. Das hätte sich auch Autor und Regisseur Thorsten Lensing fragen können, bevor er seinen ersten eigenen Theatertext „Verrückt nach Trost“ schrieb.

Uraufgeführt wurde das Stück 2022 bei den Salzburger Festspielen, nach 43 Aufführungen bot das Schauspiel Köln am Wochenende die letzte Gelegenheit, es auf einer Bühne zu erleben. Ein Theatergastspiel der Extraklasse, bei dem trotz aller Todesnähe viel gelacht werden durfte.

Von der Krake bis zum Tisch

„Kannst du auch Mensch?“ fragt der Taucher (Sebastian Blomberg) den Oktopus (Ursina Lardi). Zuvor hat der hinreißend divaeske Krake gezeigt, dass er sich nicht nur in andere Geschöpfe der Tiefsee verwandeln kann, sondern sogar in einen Tisch. „Ich kann alles spielen“, kommt als Antwort. Was auch für jeden der vier langjährigen Weggefährten gilt, für die Lensing „Verrückt nach Trost“ konzipiert und choreographiert hat.

Ursina Lardi, Devid Striesow, Sebastian Blomberg und André Jung können alles: Baby, Kind, junger und alter Erwachsener, Sportler, Schildkröte und Seestern, Roboter, Affe, Fisch und, siehe oben Oktopus: „Ich – bin – kein Fiiiiiisch!!!“

Von der Wiege bis zur Pflege

Über drei Stunden hinweg dient der Lebensweg der Geschwister Charlotte (Lardi) und Felix (Striesow) als roter Faden. Anfang und Ende bildet der Tod: der zu frühe der Eltern des Mädchens und des Jungen und der, den Charlotte am Ende, inzwischen 88, im Pflegeheim erwartet.

Aber noch sehr fidel, als Geburtstagskind im Kimono mit Schnaps und einem charmanten Pflegeroboter (Jung), mit dem man nicht nur letzte Küsse tauschen, sondern auch im Duett jodeln kann. Über Sätze wie „Ich möchte nicht auf meine inneren Werte reduziert werden“ amüsiert sich das Publikum köstlich. Wobei die Grenze zum Kalauer fließend ist: „Heute kein Champagner?“„88 ist eine Schnapszahl!“

Trost für alle

Verrückt sein kann man vor Liebe, vor Angst oder nach Trost. Den verspricht Charlotte am Ende jedem einzelnen im Publikum, egal ob krank an bösartigen Zellen, an gebrochenem Herzen oder am Leben selbst: „Wir alle werden erlöst werden.“

210 Minuten (mit Pause) - noch einmal am Sonntag, 18. Mai, 18 Uhr im Depot des Schauspiel Köln.