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„Mach Dich hübsch“Isa Genzken besucht ihre Ausstellung in Berlin

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Isa Genzken (1)

Die Künstlerin Isa Genzken bei ihrem Rundgang im Martin-Gropius-Bau

Berlin – Filigran, bunt und rätselhaft sind die riesigen Holzstäbe in der Ausstellungshalle des Berliner Martin-Gropius-Baus verteilt. Isa Genkzen wandert versunken durch das Ensemble, bleibt immer wieder gedankenverloren stehen. „Ich wollte erinnern an Dinge im Leben. Man könnte auch an Schiffe denken. Oder Flöten.“

Isa Genzken

Köpfe von Nofretete mit Sonnenbrillen

Die Künstlerin ist auf dem letzten Rundgang durch die Ausstellung „Mach Dich hübsch“, die von Samstag an auch für das Publikum einen Überblick über ihr vielschichtiges und längst weltweit berühmtes Gesamtwerk gibt. Die sogenannten Ellipsoide in der Eingangshalle, von Kritikern einst als Zahnstocher geschmäht, gehören zu ihren frühesten Arbeiten aus den 70er Jahren.

„Mir ist es immer wichtig, wer kommt und sich meine Kunst anguckt“, sagt die 67-Jährige leise. „Ich freue mich immer über Leute, die gut mit meinen Arbeiten klarkommen. Ich glaube, dass meine Arbeiten nicht ganz einfach sind, auch wenn sie so aussehen.“

Isa Genzken (2)

Die Ausstellung "Isa Genzken - Mach dich hübsch!" wird vom 09.04. bis 26.06.2016 geöffnet sein.

Wenn Isa Genzken spricht, sucht sie immer wieder den Blick des Fotografen Wolfgang Tillmans. Nach ihm hat sie sogar eine Stele benannt. Er ist ein Freund, er begleitet sie. Denn nach einem Leben auf der Achterbahn ist die Künstlerin seelisch und gesundheitlich angeschlagen. Nicht immer funktioniert sie nach den Erwartungen.

„Und gerade in diesem Chaos entsteht eine so enorme Klarheit“, sagt Tillmans. „Kaum eine andere künstlerische Arbeit beobachtet ihre Zeit so genau wie Isa Genzken.“ Das gilt etwa für die mit Glitzerfolie beklebten Hochhausmodelle, durch deren Fenster sie auf die Realität hinter den Fassaden schaut.

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Die Künstlerin Isa Genzken im Martin-Gropius-Bau vor der offiziellen Eröffnung ihre Ausstellung

Eins der Häuser scheint ihr noch nicht gut genug verankert. Ihr langjähriger Galerist Daniel Buchholz, ebenfalls dabei, will sich rasch noch um Abhilfe kümmern. Daneben liegt ihr Berliner Collagenbuch „Mach Dich hübsch“, das der Ausstellung den Titel lieh und nun erstmals als Faksimile gefertigt wurde. „Welche Seite sollen wir aufschlagen?“, fragt Buchholz. „Irgendeine. Es sind alles gute Seiten“, sagt sie und ist plötzlich für einen Augenblick ganz sicher.Berlin ist - wie New York - immer wieder ein Bezugspunkt für Genzkens Werk. Seit 1996 lebt sie in der Stadt. Ihr Atelier liegt im alten Berliner Westen hinter dem Schloss Charlottenburg. Mit einer Komposition von farbenfrohen Glasmodellen hat sie sogar „New Buildings for Berlin“ entworfen.

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Der  Titel der Ausstellung "Isa Genzken - Mach dich hübsch!"

Dass ihre Wahlheimat ihr nun, drei Jahre nach der spektakulären Retrospektive im New Yorker Museum of Modern Art, eine große Werkschau widmet, empfindet sie gleichwohl nicht als Heimkehr. „Berlin ist so eine Zwischenstation wie alle Stationen in meinem Leben“, sagt sie. „Ich bleibe auch nicht immer in Berlin. Ich könnte auch mal nach Afrika gehen.“