„Miss Saigon“Marbella begeistert in der Rolle des „Engineer“ in Köln

Gut gelaunt erzählt Christian Rey Marbella, wie er sich seine Wunschrolle erarbeitete.
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Köln – Als charismatischer Strippenzieher „The Engineer“ (Der Ingenieur) spielt Christian Rey Marbella derzeit in „Miss Saigon“ alle männlichen – und auch die weiblichen – Kollegen an die Wand. Wie auch Leo Tavarro Valdez, mit dem er sich die Rolle teilt, stammt er von den Philippinen. In ihrem Heimatland gehört Singen und Tanzen zum Alltag. „Die meisten tun es, sie lieben es“, verrät Marbella im Rundschau-Interview.
Mit dem Musical „Miss Saigon“ kam er schon als Schüler in Berührung, und der Funke sprang sofort über: „1990 schenkte mir meine Schwester eine Cassette mit der Musik zum Geburtstag, die habe ich immerzu gehört.“ Und mit seinem Abschlussjahrgang an der Highschool brachte das Stück dann auf die Schulbühne: „Ich habe Regie geführt und John gespielt, den besten Freund der männlichen Hauptfigur.“
Statt aber von einer Karriere im Rampenlicht zu träumen, studierte Marbella Medizintechnik. „In meinem Lehr-Labor habe ich Blut untersucht, Leber- oder Nierenwerte bestimmt“, sagt er, „das Theater war für mich so etwas wie ein Hobby.“
Fifty-fifty

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Die acht Vorstellungen werden zwischen Christian Rey Marbella und Leo Tavarro Valdez (Foto) aufgeteilt. Auch die Premieren bei den jeweiligen Tournee-Stationen spielen sie im Wechsel. In Zürich war es Leo, hier in Köln dann Christian. (EB)
Eine professionelle Musical-Ausbildung hat er nie absolviert: „Das meiste habe ich später im Job gelernt.“ Aber er hat Ballettunterricht gehabt: „Und weil nicht genug Männer da waren, gab es den Unterricht umsonst. Davon, all die Mädchen hochzuheben, habe ich mächtig Muskeln bekommen, vorher war ich ziemlich schmächtig.“
Dass er 2002 beim Casting in Manila für „Miss Saigon“ eine von sechs Rollen bekam, grenzt da an ein Wunder: „Es war ein Riesen-Auftrieb, Tausende hatten sich beworben.“ Die Nacht davor konnte er nicht schlafen, fragte sich: „Soll ich? Oder soll ich nicht? Meine Mutter konnte auch nicht schlafen. Am nächsten Morgen hat sie an meine Tür geklopft und gesagt: ,Wenn du nicht hingehst, wirst du dich immer fragen: Was wäre gewesen wenn…’“
Erst spielte er Kims Verlobten Thuy, später stieg er zur Zweitbesetzung des Engineers auf, um schließlich zur ersten Wahl zu werden: „Das hat die Welt für mich geöffnet. Ich war vorher nie aus meinem Land herausgekommen, war nie gereist.“ Die derzeitige „Miss Saigon“-Produktion ist seine sechste: „Ich hätte niemals gedacht, dass ich so lange in der Show bleiben würde.“
In den fünf Jahren, in denen er in den USA lebte, war er aber auch in anderen Musicals zu sehen, darunter „Jesus Christ Superstar“, „The King and I“ oder „Beauty and the Beast“. Wird er aufgrund seines Aussehens auf bestimmte Rollen festgelegt? „Für asiatische Darsteller erweitert sich die Bandbreite langsam, die Entwicklung geht in Richtung mehr Vielfalt“, sagt er, „ dafür ist es jetzt die richtige Zeit.“
So würden etwa im The Village Theater in Washington „colourblind castings“ durchgeführt, was bedeutet, dass Rollen unabhängig von der Hautfarbe besetzt werden: „Das bricht Klischees, ich mag das. Und es hat Grenzen gesprengt, was die Herkunft, die Kultur und die Nationalität angeht. Es erlaubt jedermann, eine Chance zu haben.“
„Miss Saigon“ ist noch bis 3. März zu sehen, gespielt wird Di, Do und Fr 19.30 Uhr, Mi 18.30, Sa 14.30 und 19.30 Uhr, So 14 und 19 Uhr. Karten bei KölnTicket, Tel. 0221/2801.