Im Zentrum der Serie stehen die Modeschöpfer und ihre Geschichte während der Okkupation. Eine hochkarätige Besetzung und die edle Ausstattung können sich sehen lassen.
Neue Streaming-Serie„The New Look“ zeigt neue Seiten von Coco Chanel und Christian Dior

Ben Mendelsohn (Christian Dior) und John Malkovich (Lucien Lelong) in „The New Look“.
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„The New Look“ – da denkt man an Christian Dior und seine atemberaubenden Haute-Couture-Roben, mit denen der Franzose nach dem Zweiten Weltkrieg Furore machte. Die gleichnamige Serie, die jetzt bei Apple+-TV zu sehen ist, erfüllt diese Assoziationen nicht.
Stattdessen wird erzählt, wie Dior die Zeit der deutschen Besatzung erlebt und erlitten hat. Doch weil seine Geschichte und die seiner Familie allein nicht genügend Stoff und vor allem Spannung für zehn Folgen bieten, hat man ihm eine Gegenspielerin zur Seite gestellt: Coco Chanel.

Die Darsteller Thomas Poitevin (als Pierre Balmain), Ben Mendelsohn (Dior), David Kammenos (Diors Lebensgefährte Jacques) und John Malkovich (Lucien Lelong) in „The New Look“.
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Die zentrale Frage, um die sich alles dreht: Wie agieren die Modeschöpfer während der Okkupation? Dior (Ben Mendelsohn) läuft zunächst unter dem Radar, in dem er für Lucien Lelong (John Malkovich) arbeitet, in dessen Atelier weiterhin in stundenlanger Handarbeit edle Kleider für die Ehefrauen und Geliebten hoher Nazis angefertigt werden. Direkten Kontakt mit Kundinnen lehnt er jedoch ab. Sind sie nur Mitläufer oder Kollaborateure?
Wenn das alles vorbei ist, können wir dann damit leben, was wir getan haben?“
Coco Chanel (Juliette Binoche) hat zwar ihr Atelier aus Protest geschlossen, verkauft aber weiterhin ihr Parfüm Chanel No. 5. Doch sie muss sich hinter den Kulissen mit den neuen Machthabern einlassen, als sie ihren Neffen André aus einem deutschen Kriegsgefangenenlager befreit. Wie weit kann man gehen, um seine Liebsten zu schützen?
Alles, was ich immer tun wollte, war, die schönsten Kleider für Frauen zu kreieren, die jemals existierten.
Dieselbe Frage muss sich Christian Dior stellen, als seine Schwester Catherine (Maisie Williams), die in der Résistance mitgearbeitet hatte, verhaftet und ins Lager Ravensbrück deportiert wird. „Wenn das alles vorbei ist, können wir dann damit leben, was wir getan haben?“, fragt Designer-Kollege Cristóbal Balenciaga an einer Stelle.
Die filmische Umsetzung ist schlicht, wenig innovativ, Slow Motion mit leicht verzerrten Stimmen überlagert – solches und Ähnliches hat man schon hundertfach gesehen. Die Ausstattung ist exzellent und edel, wer allerdings üppige Stoffschlachten erwartet, wird weitestgehend enttäuscht.
Schauspielerisch hat Juliette Binoche als Chanel natürlich die Möglichkeit, richtig aufzudrehen: mal glamourös, mal am Boden zerstört, mal intrigante Geschäftsfrau, mal liebevolle Coco – eine dankbare Rolle für jemanden ihres Kalibers.
John Malkovich als Lucien Lelong und Glenn Close als einflussreiche Modejournalisten legen wie nicht anders zu erwarten Kabinettstückchen hin, Maisie Williams darf wie schon als Arya Stark in „Games of Thrones“ mit ihren weit aufgerissenen Augen faszinieren.
Dagegen hat es Ben Mendelsohn ungleich schwerer. Sein Christian Dior stolpert zwischen leicht benommen und benebelt, bisweilen somnambul durch die Geschehnisse, ein introvertierter Mensch, der von den Geschehnissen überfordert wird.
Geradezu bizarr ist allerdings, dass in der englischen Originalversion die englischen und amerikanischen Schauspieler als Franzosen Englisch mit sehr künstlichem französischem Akzentsprechen.