Sanftmut, Achtsamkeit und politische Korrektheit überwuchern wie geistiger Mehltau die Freunde von Asterix und Obelix.
Neuer Band „Die Weiße Iris“Der neue Asterix kehrt zurück zu den Wurzeln

Der Asterix-Band Nummer 40 heißt „Die Weiße Iris“.
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Genau 50 Jahre nach dem grandiosen Comicband „Streit um Asterix“ ergreift wieder kollektives Gefühlschaos das gallische Dorf. Doch in „Die Weiße Iris“ – nun im Handel – sind es nicht wie damals Wut und Neid, die die öffentliche Ordnung gefährden. Nein, Sanftmut, Achtsamkeit und politische Korrektheit überwuchern wie geistiger Mehltau die Freunde von Asterix und Obelix.
Als Influencer, der jeden Menschen einzeln beglückt, schleimt sich der römische Militärarzt Visusversus durch das Dorf. Er gewinnt das Vertrauen der Menschen, unterzieht sie einer Gehirnwäsche. Irgendwann sind die einst rauflustigen Dörfler alle Weicheier. Natürlich handelt es sich um einen Versuch Roms, die Kampfkraft der Gallier zu brechen.
Visusversus verbreitet schräge Glückskeks-Weisheiten wie „Jedes Problem hört auf, eines zu sein, sobald es keine Lösung dafür gibt.“ Der spröden Gutemine bescheinigt der schmierige Römer: „Du funkelst und schillerst.“ Verleihnix – der „edle Händler mit dem Seetangbukett“ – wird von ihm bekehrt, regionalen Fisch zu verkaufen. Selbst die Wildschweine im Wald wollen kuscheln. Alle haben sich lieb.
Asterix und Obelix schwant nichts Gutes. Sie fallen nicht auf die Bewegung der Weißen Iris herein. Und schon bald wird klar, was Visusversus geplant hat.
Das Wichtigste an diesem Band ist wohl der neue Autor. Fabrice Caro ist in Frankreich unter dem Künstlernamen Fabcaro enorm erfolgreich. Für den 50-Jährigen kam das Angebot, das Szenario des 40. Albums zu entwerfen, völlig überraschend: „Das war surreal.“ Fabcaro ersetzt als Autor Jean-Yves Ferri, der nach fünf Bänden nicht mitwirkte. Seit 2013 mühte sich Ferri, dem wichtigsten Comic Europas gemeinsam mit Zeichner Didier Conrad neues Leben einzuhauchen.Conrad hatte vielleicht die leichtere Aufgabe: Er zeichnet sehr genaue Kopien der beliebten Helden in dem Stil, wie sie in den 1960ern und 1970ern schon aussahen. Ferri hingegen plante Neues. Viele Leser wünschten sich Szenarien, die dem Asterix der Nachkriegszeit mehr geähnelt hätten. „Das stört mich schon“, sagte Ferri 2021. „Der Grundgedanke ist doch, dass man diese Serie weiterführt.“ Doch die Kritik von Teilen der Fans riss nie ab: Die Abenteuer hätten zu wenig Witz, die Handlung sei verstolpert.
„Die Weiße Iris“ lehnt sich wieder stärker an die frühen Bände von Albert Uderzo und René Goscinny an. Fabcaro richtet den Blick wieder stärker in das gallische Dorf, statt die Helden mit den Flügelhelmen in immer neue ferne Gebiete zu schicken. Und die Zeichnungen stammen weiterhin von Didier Conrad, der bei seinem sechsten Band zu bester Routine gefunden hat. (dpa)