Search racism. Find truth.Flüchtlinge entkräften rechte Vorurteile im Netz

Diese neun Geflüchteten wollen mit Aufklärungsclips gegen rechte Hetze im Netz vorgehen.
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- Die insgesamt neun 30-sekündigen Clips zeigen Flüchtlinge, die fremdenfeindliche Klischees entlarven.
- Die Aufklärungsvideos werden unter anderem bei Youtube vor Videos mit rechtem Gedankengut geschaltet.
- Initiiert wurde die Aktion von "Flüchtlinge Willkommen", einem Netzwerk, das Geflüchteten Zimmer in WG's vermitteln soll.
Köln – Mit einer cleveren Idee will die Berliner Initiative „Flüchtlinge Willkommen“ rechter Hetze im Netz entgegentreten. So sollen vor ausgewählten Video auf Youtube kurze Clips geschaltet werden, in denen Flüchtlinge die Argumente der jeweiligen Videos entkräften. Die Aktion läuft unter dem Namen: „Search racism. Find truth.“
Immer mehr würden Geflüchtete auf Ablehnung und Hass stoßen, heißt es in einem Werbevideo zur Kampagne. „Die größte Waffe der Rechtsradikalen ist dabei das Internet.“ Und diese soll mit den insgesamt neun Clips der Kampagne entschärft werden.
Wegklicken? Geht nicht.
Wer auf Youtube beispielsweise nach „Lutz Bachmann“ sucht, wird vor einigen Videos den Clip des 31-Jährigen Flüchtlings Arif sehen. „Lutz Bachmann wird euch sagen, dass alle Flüchtlinge kriminell sind – aber ich war nie im Gefängnis. Lutz Bachmann schon“, so der Syrer. Er führt weiter auf, dass Bachmann für Diebstahl, Körperverletzung, Drogenhandel und Einbruch verurteilt wurde. Eine Sache hätten der Syrer und der Pegida-Chef jedoch gemeinsam. Sie beiden seien geflüchtet. Arif vor dem Krieg in Syrien. Bachmann vor der Justiz nach Südafrika.
Ähnlich sind auch die restlichen Clips der Kampagne aufgebaut. Rassistische Klischees werden mit nüchternen Fakten entkräftet. Der Clou an der Kampagne: Die Videos der Geflüchteten können nicht – wie es meistens bei Youtube-Werbung der Fall ist – übersprungen werden. Wer sich also eine Rede von Lutz Bachmann ansehen will, kommt um den Clip der Kampagne nicht vorbei.
„Wir glauben nicht, dass sich ein Hardcore-Nazi umstimmen lässt“, sagt Initiatorin Mareike Geiling gegenüber der „Süddeutschen Zeitung“. Doch das sei auch nicht das, worum es bei dem Projekt gehe. Viel eher sei die Aktion an Menschen gerichtet, die sich in einer geschlossenen Welt bewegten, in der fremdenfeindliche Hetze auf der Tagesordnung stünden.
Finanzierung von rechten Videos?
Einen Haken hat die Aktion jedoch. Mit dem Schalten von Werbung vor fremdenfeindlichen Clips könne der Vorwurf laut werden, dass die Aufklärungsclips in gewisser Weise die Verbreitung von rechtem Gedankengut finanziell unterstützt. Geiling sehe dieses Problem zwar auch, hält aber die Auswirkungen für eher gering, da es sich um kleine Geldbeträge handle. Wie lange die Aktion tatsächlich funktionieren wird, ist fraglich. „Wir gehen davon aus, dass die Kanäle schnell für Werbung gesperrt werden“, so Geiling zur „Süddeutschen Zeitung“.