„Sie ist tatsächlich schlau“Arte bringt zum 90. Geburtstag der Queen eine Doku

Queen Elizabeth II. – hier sehr typisch mit einem Hut
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London – Im Februar 1952 stieg eine junge Frau die Leiter zum Baumhaus in der damals einzigen Safari-Lodge der Welt in Kenia hinauf. Als sie wieder herunterkletterte, war sie Königin von England - ohne es zu wissen. Denn die Nachricht vom Tod ihres Vaters George VI. erreichte Elizabeth, die mit ihrem Mann Philip auf Staatsbesuch in Kenia weilte, viel später als den Großteil ihrer Nation. „In London werfen die Zeitungen Sonderausgaben auf den Markt, doch in Kenia kommt die Botschaft nicht an“, sagt der Historiker Hugo Vickers - so beginnt eine Arte-Dokumentation über die Frau, die sogar Queen Victoria überholt hat, als am längsten regierende Monarchin in die Geschichte Großbritanniens eingegangen ist - und die am 21. April 90 Jahre alt wird.
In 90 Minuten hat die Dokumentation mit dem schlichten Titel „The Queen“ diese 90 Jahre gepackt. Arte zeigt sie an diesem Samstag (2. April) um 20.15 Uhr. Chronologisch erzählt sie die Geschichte über eine Frau, die für Generationen das Gesicht Großbritanniens ist - und die doch eigentlich gar nicht Königin werden sollte. Als ihr Onkel, König Edward VIII., abdankte, weil er lieber mit der geschiedenen US-Amerikanerin Wallis Simpson zusammen sein wollte, als das Empire zu regieren, und damit Elizabeths Vater König George VI. wurde, „wird das Drehbuch ihres Lebens neu geschrieben“.
Behütete, aber strenge Kindheit
Die Doku erzählt von einer strengen, aber behüteten Kindheit, von der engen Beziehung Elizabeths zu ihrem Vater, den Entbehrungen der Kriegsjahre, die die Königsfamilie in London verbrachte, und dem Überschwang des sogenannten V-Days, als die damalige Prinzessin sich gemeinsam mit ihrer jüngeren Schwester unter das Volks mischte, das das Ende des Zweiten Weltkriegs und den Frieden feierte.

Nach der feierlichen Krönung ihres Gatten George VI. am 12.5.1937 winken Königin Elizabeth und ihre älteste Tochter Prinzessin Elizabeth vom Balkon des Buckingham-Palastes der Bevölkerung zu.
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„Wir tanzten Conga hinein in das Ritz“, erinnert sich die Cousine und frühere Hofdame der Queen, Margaret Rhodes, im Arte-Film an die legendäre Nacht. Rhodes sagt, sie habe heute noch immer eine Flasche eines bestimmten Likör zu Hause, den sie selber gar nicht möge - nur für die Queen. Die trinke ihn nämlich gerne mit einem Schuss Gin.
Liebe auf den ersten Blick: Elizabeth und Philip
Im Film geht es um die Ehe zwischen Elizabeth und Philip, die inzwischen fast 70 Jahre verheiratet sind. Darum, dass es Liebe auf den ersten Blick gewesen sein soll - und dass er damit zu kämpfen hatte, dass seine Kinder den Namen seiner Frau tragen und nicht seinen. „Ich fühle mich wie eine Amöbe“ soll er nach dem verlorenen Machtkampf mit den Windsors gesagt haben.

Queen Elizabeth II. posiert mit ihrem Ehemann Prinz Philip (Archivfoto vom 01.01.1954)
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Schicksalsschläge und Skandale inklusive
Ansonsten ist die Dokumentation eher arm an Anekdoten. Sie hangelt sich an der bekannten Geschichte des bewegten Lebens der Rekord-Monarchin entlang - Schicksalsschläge und Skandale inklusive. Vom Tod des Lieblingsonkles Lord Mountbatten durch eine Bombe der IRA über die „Tampon-Affäre“ zwischen Charles und Camilla, die Abrechnung ihrer Ex-Schwiegertochter Diana mit der gesamten Königsfamilie bis hin zum Feuer auf Schloss Windsor. 1992 sollte als von Elizabeth selbst so bezeichnetes „Annus horribilis“, als ein schreckliches Jahr, in die Geschichte des englischen Königshauses eingehen. Als Diana 1997 in einem Pariser Tunnel verunglückte und starb, wurde es sogar noch schlimmer.
„Nie zuvor in seiner Geschichte war das britische Königshaus so unbeliebt“, heißt es in der Dokumentation - kaum zu glauben, denkt man heute an die Begeisterung von Millionen für den Queen-Enkel William, seine Frau Kate und ihre niedlichen Kinder George und Charlotte. Dass sich das Bild des Königshauses innerhalb von knapp 20 Jahren wieder so gewandelt hat, das sei der Queen selbst zu verdanken, sagt Ex-Premierminister Tony Blair. „Sie ist tatsächlich schlau“, begründet er das. Und Königsexperte Arthur Edwards sagt: „Sie ist ein Fels in der Brandung.“