Sigmar Polke-Ausstellung in KölnAnna Polke erlebte die Entstehung einiger Kunstwerke mit

Für die Schauspielerin Anna Polke sind die Werke ihres Vaters auch mit vielen privaten Erinnerungen verbunden. (Foto: Meisenberg)
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Köln – „Ein Künstler braucht seine Freiheit, und die muss man ihm lassen!“ Das sagt Anna Polke und meint damit ihren Respekt davor, dass sie mit ihrem Vater Sigmar Polke, der vor fünf Jahren starb, nicht konkret über seine Arbeiten gesprochen hat. „Er hat einen nicht in seine Karten sehen lassen.“
Aber sie hat mit ihm gesprochen, während er gearbeitet hat. „Ich habe manchmal dabeigesessen, wenn er gemalt hat, und dann haben wir uns unterhalten“, erzählt sie im Gespräch mit der Rundschau. Manchmal hörten die beiden Radio. „Ich erinnere mich auch, wie wir uns eine neue Hörspielfassung von ,Moby Dick’ angehört und darüber gesprochen haben.“ Woran er gerade arbeitete, das war niemals Thema. In solchen Momenten ging es für Vater und Tochter in erster Linie darum, gemeinsam Zeit zu verbringen. „Wir waren einfach gerne zusammen, haben uns gefreut, wenn wir uns gesehen haben.“
Die Polke-Retrospektive ist bis 5. Juli zu sehen. Freitag und Samstag finden im Museum sowohl ein Symposium zur Ausstellung und eine Tagung mit dem Thema „Sigmar Polke und Zeitgenossen: Film und Kunst im Rheinland der 60er und 70er Jahre“. (EB)
Aber für Anna Polke war das Atelier nicht automatisch ein offener Raum. „Auf keinen Fall. Ich habe auch immer respektiert, wenn mein Vater für sich sein wollte. In Hoch-Zeiten ist man nicht vorbeigegangen – und er hat dann auch niemanden mehr reingelassen.“
Natürlich haben sich Vater und Tochter über die Kunst unterhalten, „aber auf eine philosophischere Art. Zum Beispiel bei den Kirchenfenstern, die er zuletzt in Zürich gemacht hat. Er hat davon erzählt, wie sehr ihn das Thema beschäftigt, dass er sich mit dem Alten Testament auseinandergesetzt hat, mit Religionsgeschichten.“
Manchmal wurden Werke auch konkreter besprochen, „und dann kam ich wieder, und es war ganz anders.“ Aber das wurde nicht thematisiert. „Der Respekt war immer, dass man ihn machen ließ.“
Wenn man mit der 50-Jährigen durch die große Ausstellung im Museum Ludwig geht, kommen bei der Schauspielerin auch viele Erinnerungen hoch. So lässt eine Serie von Fotos sie an die Wohnung in der Düsseldorfer Kirchfeldstraße denken, wo die Familie gewohnt hat und die Bilder Ende der 60er Jahre entstanden sind. „Es hat etwas Privates“, aber es sei unproblematisch, dies jetzt im Museum zu sehen. „Wir haben ja mit den Kunstwerken gelebt, die waren einfach da.“
Die vielen bunten Stoffe, die Polke als Leinwandersatz nutzte, lassen sie an gemeinsame Einkaufstouren denken: „Dass ich heute gerne in Stoffgeschäften gucken gehe – das ist etwas, was ich übernommen habe.“
Das Malen dagegen nicht: „Das habe ich einmal versucht und nie wieder“, erzählt sie lachend. Es gab auch keine Versuche des Vaters, sie in diese Richtung zu lenken. „Aber er hat meine Berufswahl schon sehr verfolgt. Als ich Schauspielerin werden wollte, habe ich ihm das erzählt, und er ist gucken gekommen. Und hat dann gesagt, ja, okay, ich könnte das machen.“