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Streit um JudensterneMartenstein verlässt „Tagesspiegel“

Lesezeit 2 Minuten
Martenstein dpa

Harald Martenstein 

Berlin – Harald Martenstein (68), langjähriger Kolumnist des Berliner „Tagesspiegel“, verlässt die Zeitung im Streit über einen Text über das Tragen von Judensternen bei Corona-Demonstrationen.Martenstein, der auch Kolumnen für das „Zeit“-Magazin schreibt, hatte in einem Text am 2. Februar geschrieben, die Demonstranten, die „Judensterne“ mit der Aufschrift „Ungeimpft“ trügen, seien „sicher nicht antisemitisch“, weil sich die Träger mit verfolgten Juden identifizierten. Er sei aber „immer eine Anmaßung, auch eine Verharmlosung, er ist für die Überlebenden schwer auszuhalten“.

Der Text wurde innerhalb der Redaktion und auch von der Leserschaft kritisiert. Die Chefredaktion zog ihn online zurück.

Chefredaktion des Tagesspiegel“ begründet Zurückziehen von Martenstein-Text

Jetzt schrieb Martenstein nun auf Seite eins der aktuellen Tagesspiegel-Sonntagsausgabe, er sei in diese Entscheidung nicht eingebunden worden. „So etwas bedeutet in der Regel, dass man sich trennt, den Entschluss dazu habe ich gefällt.“ Wie immer habe er geschrieben, was er denke. „Leute, die Judensterne benutzen, um sich zu Opfern zu stilisieren, sind dumm und geschichtsvergessen. Leute, die auf ihren Demos zur Vernichtung Israels aufrufen, sind etwas gefährlicher.“

Er habe seine Meinung nicht geändert. „Vielleicht irre ich. Wo man glaubt, nur man selbst sei im Besitz der Wahrheit, bin ich fehl am Platz.“ Martenstein schrieb seit 1988 für die Zeitung.

In einer Stellungnahme hatte die Chefredaktion des „Tagesspiegel“ den Schritt, die Kolumne aus dem Online-Angebot zu nehmen, begründet: „Wir verteidigen die Meinungsfreiheit, sind uns aber deren Grenzen bewusst. Dabei gilt: Nicht alles, was rechtlich betrachtet gesagt werden darf, ist dem Ton des Tagesspiegels angemessen. Scharf dürfen Glossen, Kolumnen und Kommentare sein; persönlich verletzen sollten sie nicht.“ (kna)