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Aline Abboud über Migrationshintergrund„Plötzlich hatte ich einen anderen Status“

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Abboud

Berlin – „Tagesthemen“-Moderatorin Aline Abboud hat eine zwiespältige Meinung zum Begriff „Migrationshintergrund“. „Im Grunde war das ein Stempel, den ich plötzlich auf der Stirn hatte“, sagte die in Ost-Berlin geborene 34-Jährige der „Augsburger Allgemeinen“ (Freitagausgabe).

In ihrer Berliner Schulzeit und Jugend sei es für sie im Alltag nie ein Thema gewesen. „Es wurde gar nicht hinterfragt, dass ich Deutsche war und mein Vater Libanese – und ich jeden Sommer in den Libanon fuhr“, sagte Abboud. „Als dann das Thema Migrationshintergrund wichtiger wurde, hatte ich plötzlich einen anderen Status.“ Vom Menschen Aline sei sie zu „Aline, der ostdeutschen Halblibanesin“, gemacht worden.

„Tagesthemen-Sprecherin Aline Abboud: „Beruflich passte mein Typ“

Sie habe diese Zuordnung für sich auch genutzt, gestand Abboud. „Ich muss das mal ganz offen sagen: Beruflich passte mein Typ durch die Diversität, die ich in mir trage, gut ins gesuchte Profil der Sender.“ Sie sei auf dieses Profil stolz - und versuche heute, sich „für Menschen aus möglicherweise immer noch marginalisierten Gruppen“ öffentlich stark zu machen.

Problematisch finde sie auch Klischees über den Osten, „wenn etwa die Menschen im Osten pauschal als rechts abgestempelt werden“, sagte Abboud. „Dabei ist uns doch allen klar, dass das nicht alle sind, und es mögliche Gründe für politische Irrwege gibt, weil zum Beispiel seit Jahrzehnten die Wertschätzung ihrer Lebenswelten, Biografien fehlte.“ Sie warnte: „Wenn wir diesen Menschen nun sagen, ihr denkt falsch, ihr wählt falsch, ihr seid falsch – dann macht man den Graben noch viel größer.“

Abboud moderiert seit September 2021 im Wechsel mit Ingo Zamperoni und Caren Miosga die ARD-„Tagesthemen“. (dpa)