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Tarja TurunenArien aus dem Metal-Himmel

2 min
Tarja Turunen in der Essigfabrik.

Tarja Turunen in der Essigfabrik. 

Von Wacken ohne Umwege in die Kölner Essigfabrik: Was für ein Ortswechsel. An einem Abend im Metal-Himmel, am nächsten vor ein paar hundert Gästen in der Halle im Süden von Deutz. Dafür hat Tarja Turunen, die einst als Frontfrau von Nightwish weltberühmt wurde, das passende Wetter mitgebracht.

Mit allen Mitteln einer Opernsängerin

Und Fans, die mindestens ebenso laut und euphorisch sind wie die des legendären Festivals.  Während draußen ein Platzregen herniedergeht, feiern diese die 47-Jährige, die ihrerseits mit der geballten Kraft ihrer klassisch ausgebildeten Stimme eine Metal-Arie nach der anderen präsentiert und zeigt, warum sie einst als stilprägend galt – und warum man sie auch heute noch im Auge und im Ohr behalten sollte.

Im Grunde folgt Tarja seit nunmehr 20 Jahren dem ursprünglichen Ansatz von Nightwish und unterlegt ihren oft walkürenhaften Gesang mit dem bombastischen Sound ihrer Band, die aber gelegentlich doch ein Stück wuchtiger unterwegs ist als Tuomas Holopainen und Co Ende der 1990er Jahre. Mühelos schwingt sich die Finnin schon beim Opener „Eye Of The Storm“ in die Höhe und erzählt mit all den Mitteln einer Opernsängerin ihre Geschichten, kann aber auch blitzschnell einen rockigeren Ton anschlagen.

Publikum singt mit

Dieser technische Wechsel kommt an mancher Stelle sehr überraschend, zeigt aber die technische Bandbreite Turunens, die schon immer sowohl ihre Metal-Karriere verfolgt als auch als klassische Solistin unterwegs ist. Großartig etwa das opulente „In For A Kill“ oder das sich anschließende „Undertaker“, bei dem das Publikum ausgelassen nicht etwa den Text, sondern vielmehr das zentrale instrumentale Motiv mitsingt.

Da stört es auch nicht, dass die Balance zwischen Band und Sängerin nicht immer optimal ausgesteuert ist und die Musiker Tarja mitunter unfreiwillig zu überwältigen drohen. Was zum Glück nie gelingt. Rund anderthalb Stunden feuert Turunen aus allen Rohren und greift auf alle Alben von „My Winter Storm“ bis zu „Living The Dream“ zurück. Besonders eindringlich erweist sich ihre Solo-Version von „Oasis“, ganz ohne Band, nur mit ihr am E-Piano.

Ihre Kollegen dürfen sich dafür am Ende von „Shadow Play“ austoben, bevor schließlich mit „Wishmaster“ und – etwas später – mit „Wish I Had An Angel“ zwei Hits aus der Nightwish-Ära das Publikum begeistern. Das Beste daran: Es wäre nicht nötig gewesen. Und das Zweitbeste: Nach einem eindrucksvollen Konzert hat sich der Regen wieder verzogen. Wahrscheinlich zurück nach Wacken.