Kendrick Lamar und SZA bieten in Köln eine unvergessliche Show, performen ihre Hits vor 50.000 begeisterten Fans und nutzen spektakuläre Bühneneffekte.
Unvergessliches ErlebnisMitreißende Show von Kendrick Lamar und SZA begeistert Publikum in Köln

SZA und Kendrick Lamar beim gemeinsamen Auftritt.
Copyright: Cassidy Meyers
Und plötzlich steht da dieser schwarze Wagen auf der Bühne im ausverkauften RheinEnergie-Stadion. Ein schwarzer Buick GNX, von unten auf die Bühne gehoben, darin sitzt: Kendrick Lamar. Die 50.000 Fans im Stadion hören den US-Superstar bereits, bevor sie ihn sehen. Zu den Versen von „Wacced out murals“ steigt der Ausnahmerapper aus Los Angeles gegen 20 Uhr langsam aus dem Oldtimer. Großer Jubel brandet auf, Lamar steht mit leicht verschränkten Armen fast zaghaft vor dem Publikum.
Feuerwerk zischt aus dem Bühnenboden und der Bass dröhnt. Und Lamar schmettert seine Textzeilen zielsicher in Richtung der Fans, die von Anfang an begeistert mitrappen und die Köpfe im Takt nicken. Das lässt auch die Temperaturen des Mittwochs vergessen.
Wasserflaschen und Ventilatoren erlaubt
Denn tagsüber verzeichneten die Wetterdienste Temperaturen bis zu 39 Grad. Um der Hitze Rechnung zu tragen, gibt es Stadion mehrere Stellen, an denen Besucher kostenlos Wasser erhalten. Zudem darf man leere Flaschen mitnehmen, ebenso Mini-Ventilatoren. 40 Sanitäter sind rund um das Konzert im Einsatz.
Für den Abend war dann ein Unwetter vorausgesagt, doch die Sturmböen nehmen zu Konzertbeginn wieder ab. Der Himmel meint es gut mit den Besuchern. Zwar regnet es zur Mitte des Konzertes kurz, allerdings bleibt es den Großteil der Zeit trocken. Auch die Temperaturen haben sich zum Konzertstart wieder eingependelt.
Altes und Neues im Mix
Beste Bedingungen also für Kendrick Lamar, der zu Beginn Lieder seines neuesten Albums „GNX“, benannt nach seinem Lieblingsoldtimer, gemischt mit älteren Songs performt. Auf „Wacced out murals“ folgen „Squabble up“, „King Kunta“, „Element“ und „TV off“.
Zwar stammen sie allesamt von unterschiedlichen Alben, was sie aber eint, sind die komplexen Texte mit US-amerikanischen Slangwörtern, die in verschiedenen Tempos vorgetragen werden. Diese haben Lamar neben vielen Grammy-Auszeichnungen auch als erstem Rapper einen Pulitzer-Preis beschert. Umso verwunderlicher ist, wie textsicher sich das Kölner Publikum zeigt.
Erste Show in Europa
Köln ist der erste Stopp in Europa auf der „Grand National Tour“. Allein ist Lamar dabei nicht gekommen. Er bestreitet die Tour mit R’n’B-Sängerin SZA, die nach den ersten fünf Liedern mit auf die Bühne kommt. Vor ihrem Auftritt läuft über die riesigen LED-Wände eine Videosequenz, in der sie die Aussprache ihres Künstlernamens erklärt. Dass das aber nicht nötig ist, zeigen die Reaktionen der Menge. Von Beginn an wird SZA wie Lamar gefeiert.
Fast 50 Lieder performen die beiden US-Stars insgesamt, mal solo, mal im Duett. Alles wirkt gut aufeinander abgestimmt, die Wechsel greifen wie Zahnräder ineinander und stören die Show nicht, sondern machen sie besser.
Jede Menge Insekten
Während sich SZA dynamisch über die Bühne bewegt und mittanzt, gleitet Lamar eher langsam darüber. Ruhigere und melancholische Songs wie „Garden“ oder „Brocken Clocks“ finden Platz genauso wie klassische Rapsongs mit harten Beats wie „Reincarnated“.
Begleitet wird der Auftritt von riesigen LED-Bildschirmen, die filmreife Zwischensequenzen einspielen. Neben fiktiven Polizeiverhören der beiden Künstler oder Aufnahmen von den Straßen der Heimat Lamars sind auch immer wieder Insekten zu sehen: Tausendfüßler, Schmetterlinge oder auch Käfer. Das gipfelt darin, dass SZA ihren Song „Kitchen“ auf einer überlebensgroßen Ameise performt und bei „Nobody gets me“ mit Flügeln scheinbar über der Bühne schwebt.
Song gegen Drake gefeiert
Mit dem Einbrechen der Dunkelheit wird die Stimmung immer euphorischer. Lamar und SZA spielen ihre größten Charterfolge wie „Humble“, „DNA“ oder „Kill Bill“. Am meisten gefeiert wird „They not like us“, Lamars letztes Lied. Der Song erhebt schwere Vorwürfe gegen den Rapper Drake (der übrigens am 15. und 16. August in die Arena kommt). Das Publikum rappt auch die verbalen Angriffe mit.
Anschließend brandet Jubel auf, der nicht abebbt. Die Fans feiern den US-Superstar mit „Kendrick“-Sprechchören. Der Angesprochene kommt wieder zurück auf die Bühne und genießt den Jubel. Zum Abschluss performt er mit SZA die Songs „Luther“ und „Gloria“. Die knapp dreistündige Show endet so, wie sie anfing: Beide setzen sich in den Buick GNX, der unterhalb der Bühne verschwindet.