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„Verraten“Jussi Adler-Olsen schickt Carl Mørck in den Ruhestand

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Jussi Adler Olsen

Jussi Adler Olsen

Mit dem gerade erschienenen zehnten Band der Serie macht Krimiautor Jussi Adler-Olsen Schluss mit dem Sonderdezernat Q.

Dass Carl Mørck irgendwann mal abtreten muss, verwundert nicht wirklich. In mehr als 15 Jahren hat ihn Autor Jussi Adler-Olsen einen sadistischen Mord nach dem anderen lösen lassen. Erfolgreich stellte der Ermittler eine scheinbar nicht enden wollende Flut an dänischen Psychopathinnen und Psychopathen. Das laugt aus. Mørck, schon immer ein bisschen faul und gerade noch mal Vater geworden, legt immer öfter die Füße auf den Schreibtisch im Keller des Kopenhagener Polizeipräsidiums.

Im zehnten und letzten Band der Serie um den Spezialermittler des Sonderdezernats Q steht Mørck nun selbst im Fokus der Ermittlungen. Adler-Olsen titelt seinen Krimi auf Dänisch „Syv m² med lås“, Sieben Quadratmeter mit Schloss: die Gefängniszelle, in der Mørck sitzt und die beinahe zur tödlichen Falle wird. Der deutsche Titel beschreibt somit eher, wie er sich fühlt: „Verraten“.

„Druckluftnagler“-Fall wird gelöst

Wer, wenn nicht Mørcks langjährige Assistenten, versuchen ihrem Chef zu helfen. Die mental nicht immer stabile Rose, der schmächtige Gordon und Hafez el-Assad, der immer einen Kamel-Spruch auf den Lippen hat und dessen Geheimnis im achten Band gelüftet wird, gehören zum Mikrokosmos des Sonderdezernats Q. Die „Cold Case“-Abteilung der Kopenhagener Polizei wurde von Adler-Olsen erdacht, als es diese noch lange nicht so flächendeckend bei den Ermittlungsbehörden gab wie heute.

Adler-Olsen war es, so teilt er mit, wichtig, dass auch diejenigen, die zum ersten Mal ein Buch der Serie lesen, mit dem zehnten Band einsteigen können. Dem kann man getrost entgegnen: Das ist natürlich möglich, aber wäre äußerst witzlos. Denn der Spannungsbogen rund um den „Druckluftnagler“-Fall, in dem Carl Mørck steckt, wird seit Band eins aufgebaut. Involviert sind der seitdem vom Hals abwärts gelähmte Hardy und der damals bei einem Schusswechsel verstorbene Kollege Anker.

Würdiges und spannendes Finale

Manch ein Fall kam seit 2007 mehr oder weniger konstruiert daher. Beim letzten Band konzentriert sich Adler-Olsen aber auf das Wesentliche: Ein würdiges und spannendes Finale abzuliefern. Kreise schließen sich, wenn Protagonisten aus anderen Fällen dazu kommen, um Kriminalkommissar Mørck zu unterstützen. Dessen Persönlichkeit bekommt auch nach Jahren noch einmal neue Facetten: Der sonst so stoische und stabile Nordjüte gerät auf seinen sieben Quadratmetern ins Straucheln. Verletzlich, aber auch gestärkt verlässt Carl Mørck seine Bühne. Ja, ein bisschen wird man ihn doch vermissen.