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Villa Zanders Bergisch GladbachIn 25 Jahren eine große Papierkunst-Sammlung aufgebaut

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Villa Zanders

Karin Sander hat ihre aktuelle Ausstellung mit einem Teppich ausstaffiert, der den Grundriss der Villa nachzeichnet.

Das Kunstmuseum Villa Zanders in Bergisch Gladbach wird 25 Jahre alt. Birgit Eckes sprach mit dem Gründungsdirektor Wolfgang Vomm und der aktuellen Direktorin Petra Oehlschlägel über die Herausforderung, ein neues Museum zu kreieren.

Herr Vomm, wie baut man in der Provinz aus dem Nichts ein Museum auf?

Vomm: Bergisch Gladbach war nach der kommunalen Neugliederung 1975 über Nacht eine Großstadt mit über 100 000 Einwohnern geworden. Es war allerdings nicht zu übersehen, dass es vor allem für die bildende Kunst überhaupt keine adäquaten Einrichtungen gab.

Villa Zanders 2

Im Büro: Wolfgang Vomm ist Grün­dungs­di­rek­tor des Museum, Petra Oel­schlä­gel leitet es heute.

Beste Voraussetzungen also!

Vomm: Und dann gab es dieses große Haus hier in der Mitte, den Familiensitz der Familie Zanders, der stadtgeschichtlich von großer Bedeutung war. Es gab überhaupt keine konkreten Pläne, als ich kam. Aber immerhin den politischen Willen, eine städtische Galerie daraus zu machen. Das Haus war total vergammelt. Aber die Stadt nahm Geld in die Hand.

Gleichzeitig fand der Aufbau der Sammlung statt, um der Galerie ein Gesicht zu geben.

Oelschlägel: Es gab einen historischen Bestand. Aber das große Glück war, dass 1985 die Kulturstiftung der Kreissparkasse gegründet worden war. Vomm: Unsere Idee war ja, hier das Thema Papier zu einem Schwerpunkt zu machen. Das entspricht der Tradition des Ortes als Papierstadt. Und bei diesem Aufbau hat uns die Stiftung dann geholfen, jedes Jahr mit einem fünfstelligen Betrag. Sonst hätten wir das nie stemmen können. Aber so ist dann im Lauf der Jahre eine schöne, international aufgestellte Sammlung entstanden.

Womit fängt man an, wenn man so eine Sammlung aufbaut?

Vomm: Man sieht sich um in der Szene, besucht Galerien, liest Literatur. Ich habe versucht, Künstler zu sammeln, die ihren Schwerpunkt in der Arbeit mit Papier haben. Da gibt es vielleicht 200, die in der westlichen Welt in Frage kommen.

Können Sie sich an das erste Blatt erinnern, das Sie für die Sammlung gekauft haben?

Oelschlägel: Soll ich mal das Inventarbuch holen? Schau an, ein Künstler von hier: Wolfgang Heuwinkels "Schwarze Elemente Lanzarote, Reißkollage". Die erste gezielte Anschaffung war vom britischen Künstler Tom Mosley. Mischa Kuball ist der Dritte. Das war ja damals ein wirklich toller Prozess, dass man einfach kaufen konnte . . . Ich bin ganz neidisch.

Was hat die Stadt beigesteuert?

Vomm: So gut wie nichts. Wir haben es immer geschafft, irgendwelche Quellen zu eröffnen. Nur die Ausstellungen hat die Stadt finanziert. Oelschlägel: Die Ankäufe sind sehr zurückgegangen, als die Haushaltskürzungen kamen und wir das Geld von der Kulturstiftung für die Ausstellungen einsetzen mussten.

Heute bezahlt die Stadt nur noch die Instandhaltung des Gebäudes und die Personalkosten.

Vomm: Aber der Galerie- und Schlossverein macht viel, die Familie Zanders, der Rotary Club hat drei Arbeiten angekauft, und wir haben immer wieder interessante Schenkungen bekommen und bekommen sie noch.

Nach diesem Aufschwung: Ist das Museum heute etabliert?

Vomm: Die letzten Jahre waren schwieriger. Es kam von der politischen Seite immer öfter die Frage: Brauchen wir ein Haus dieser Größenordnung? Es kostet ja Geld. Aber eine Schließung bringt keine Ersparnis. Außer man kündigt den Leuten. Oelschlägel: Es gibt ja auch Verpflichtungen gegenüber den Stiftern.

Die Villa Zanders beherbergt auch die größte Artothek in Nordrhein-Westfalen mit 1500 Blättern Druckgrafik von den bedeutenden Künstlern der Nachkriegszeit. War das von vornherein so angedacht?

Vomm: Wir haben ganz klein angefangen, aber die Kunst-Ausleihe war sofort ein großer Erfolg. Oelschlägel: Mittlerweile ist die Artothek für den Galerie- und Schloßverein eine sehr wichtige Einnahmequelle. Damit finanziert der Verein Ankäufe, Ausstellungen, aber auch die Museumspädagogik.

Nun ist man ja mit 25 Jahren ein eher junges Museum. Wie festigt man seine Position in der Region, wenn man keinen großen Namen wie Max Ernst oder Hans Arp trägt?

Oelschlägel: Man muss Geld in die Hand nehmen, um zu werben, aber das ist uns nicht vergönnt. Dafür finden Sie auch keine Sponsoren. Durch die gute Pressearbeit erreichen wir die Gladbacher, und die Homepage ist ein großes Thema. Glücklicherweise ist das Kunstpublikum mobil. Ein Drittel unserer Besucher kommt aus Köln, ein Drittel aus dem Rest der Welt. Aber wir müssen trotzdem noch bekannter werden

Bei Ihren Ausstellungen haben Sie so manchen Künstler zu einem relativ frühen Zeitpunkt der Karriere abgeholt und den Kontakt gepflegt.

Oelschlägel: Das zahlt sich aus. Michael Toenges, Rainer Groß, Simon Schubert, Karin Sander sind solche Beispiele. Vomm: Auch die jungen Kölner Künstler stellen gern hier aus. Oelschlägel: Die haben in ihrer Stadt für so etwas keine Räume, das kann man sich gar nicht vorstellen!

Infos zum Kunstmuseum Villa Zanders

Vor 25 Jahren, 1992, wurde in Bergisch Gladbach das Kunstmuseum Villa Zanders eröffnet. Der Bestand sind Gemälde des 19. Jahrhunderts mit Schwerpunkt Düsseldorfer Malerschule. Grundlage der Grafiksammlung ist eine Schenkung des Kölner Malers Walter Lindgens .

Ab 1985 förderte die Kulturstiftung der Kreissparkasse Köln den Aufbau der Sondersammlung "Papier als künstlerisches Medium", die rund 400 Arbeiten umfasst und zu den größten ihrer Art zählt Zudem gibt es Konvolute der Kölner Künstler Wilhelm Gorré und Jupp Lückeroth . Gründungsdirektor des Museums ist Dr. Wolfgang Vomm, seit 2012 amtiert Dr. Petra Oelschlägel als seine Nachfolgerin.

Derzeit sind Arbeiten und Installationen der international bekannten Künstlerin Karin Sander im Kunstmuseum zu sehen. Ab Sonntag kommt der in Köln lebende Maler Michael Toenges dazu.

Konrad-Adenauer-Platz, Bergisch Gladbach. Geöffnet Dienstag bis Samstag 14-18 Uhr, Donnerstag bis 20 Uhr, Sonntag 11-18 Uhr.

www.villa-zanders.de