WeltkunstausstellungDocumenta-Gesellschaft weist Antisemitismus-Vorwürfe zurück

Der Schriftzug „documenta” steht auf einer Fensterscheibe des documenta-Archivs.
Copyright: Uwe Zucchi/dpa/Archivbild
Kassel – Die documenta und Museum Fridericianum gGmbH hat die Antisemitismusvorwürfe gegen die documenta fifteen zurückgewiesen. Grundlage der Schau sei die Meinungsfreiheit einerseits und die entschiedene Ablehnung von Antisemitismus, Rassismus, Extremismus, Islamophobie und jeder Form von gewaltbereitem Fundamentalismus andererseits, teilte die gemeinnützige Gesellschaft am Mittwoch mit. „Das Recht aller Menschen auf ein selbstbestimmtes Leben in Frieden, Würde und Sicherheit ist für das Team der documenta fifteen elementar.“
Räume für konträre Diskurse eröffnen
Unter diesen Voraussetzungen sei es Aufgabe der documenta gGmbH, der Kunst Räume zu eröffnen, in denen unabhängige und konträre Diskurse stattfinden dürfen. „Verfälschende Berichte oder rassistische Diffamierungen, wie sie aktuell gegen Beteiligte der documenta fifteen vorgebracht werden, verhindern einen kritischen Dialog und eine produktive Debatte.“ Gegen externe Eingriffe in diesen künstlerischen Freiraum verwehre sich die documenta fifteen ausdrücklich.
Die documenta gilt als die weltweit wichtigste Schau für zeitgenössische Kunst. Die 15. Ausgabe (documenta fifteen) findet vom 18. Juni bis 25. September 2022 in Kassel statt. Ein Bündnis hatte dem kuratierenden indonesischen Künstlerkollektiv Ruangrupa vorgeworfen, dass auf der kommenden documenta auch Organisationen eingebunden seien, die den kulturellen Boykott Israels unterstützten oder antisemitisch seien. Unter anderem richtet sich der Vorwurf gegen eine palästinensische Gruppe, die sich für den Boykott Israels im kulturellen Leben ausgesprochen haben soll. Ein Journalist griff die Vorwürfe auf. Mehrere Experten beschrieben diese Kritik daraufhin als übertrieben oder unbegründet.
Dem Grundgesetz verpflichtet
Die documenta gGmbH trete als global wirkende Kunst- und Kulturorganisation für die Kunst- und Wissenschaftsfreiheit ein, heißt es in der Mitteilung weiter. „Sie ist dem Grundgesetz und internationalen rechtlichen Konventionen verpflichtet.“ Darüber hinaus nehme sie die Verantwortung, die aus der besonderen Geschichte Deutschlands erwachse, sehr ernst. Die documenta fifteen mache sich mit keiner politischen Bewegung gemein, betone aber das Recht aller Menschen, sich für ihre Rechte und gegen Diskriminierung einzusetzen.
Die Gesellschaft kündigte an, zeitnah Expertinnen und Experten aus verschiedenen Bereichen, darunter unter anderem Kolonialismus- und Rassismusforschung, Holocaust- und Antisemitismusforschung sowie Kunst und Kultur, zu einem internationalen Forum einladen zu wollen. „Im Sinne einer offenen und vielstimmigen Debatte“ solle dabei über „das Grundrecht der Kunstfreiheit angesichts von steigendem Rassismus und Antisemitismus und zunehmender Islamophobie“ diskutiert werden. Nach dpa-Informationen soll es bis zum Wochenende eine Sondersitzung des documenta-Aufsichtsrates geben, um sich mit den Antisemitismusvorwürfen zu befassen. (dpa)