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Winfried ReckermannKölner Galerist mit viel Erfolg und wenig Verkaufstalent

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Winfried Reckermann ist Kunsthändler aus Leidenschaft.

  1. Winfried Reckermann öffnete im Januar 1968 seine berühmte Kölner Galerie.
  2. Heinz Mack, Otto Piene, Günter Uecker waren seine Lieblinge, dennoch räumt er ein, kein Verkaufstalent zu sein.
  3. Sehr erfolgreich war er dennoch - mit ganz eigenen Strategien.

Köln – Eigentlich war der 1936 in Koblenz geborene Beamtensohn ja Automechanikerlehrling. Doch abends ging er gern noch ins Amerika-Haus, „und da gab es einen Fotoband mit Mondrian: Ich war hingerissen“.

Kein Wunder, dass Winfried Reckermann später die Industriekaufmannausbildung bei Porsche abbrach, um in Esslingen für den Galeristen Hans Mayer zu arbeiten. Und um dann im Januar 1968 seine berühmte Kölner Galerie zu eröffnen.

Unbedarft in die Kunstwelt gezogen

„Ich habe ja das Wort ,Kunst‘ nicht buchstabieren können, als ich anfing“, bekennt er in seinem knapp einstündigen, höchst lebendigen Monolog, der soeben als äußerst unterhaltsamer Beitrag ins Kölner „Audioarchiv Kunst“ eingestellt wurde.

Sabine Oelze und Marion Ritter sammeln auf dieser „Oral History“-Plattform Zeitzeugenberichte über die frühe Szene im Rheinland. Mary Bauermeister, Rudolf Zwirner, Kasper König und viele andere haben hier schon aus dem Nähkästchen geplaudert.

Heinz Mack, Otto Piene, Günter Uecker waren seine Lieblinge

Nun also Reckermann, für den „Künstler anfangs wie Heilige“ waren, der aber unverblümt feststellt: „Köln hatte anderen Regionen gegenüber den Vorteil, dass da angeblich Toleranz herrschte. Es ist aber nicht so, es ist ihnen nur egal.“ Einerlei, er hat sich hier „hochgemendelt“.

Heinz Mack, Otto Piene, Günter Uecker waren seine Lieblinge, dennoch räumt er ein, kein Verkaufstalent zu sein. Ein Beispiel: „Ich war eng befreundet mit Gerhard Richter, aber ich fand es furchtbar, was er machte.“

Das Geschäft war gegenüber heute vergleichsweise klein

Reckermann erinnert sich an die ersten Ausgaben des 1967 gegründeten Kölner Kunstmarkts. Das Geschäft war gegenüber heute vergleichsweise klein, die Egos aber mitnichten. Als Zwirner etwa Jöllenbeck nicht zuließ, war die Begründung kurz: „Weil mir seine Nase nicht passt.“

Damals hatten viele Kölner Galeristen „höchstens Ladenlokale“, Reckermann schielte indessen auf Zwirners großzügigen Bau in der Albertusstraße 18, den er 1972 tatsächlich bekam. Hier zeigte er Josef Albers, Arman oder Yves Klein, überwarf sich aber auch mit Mack. „Ich mochte Ausstellungen mit viel Platz zwischen den Werken“, der Künstler beklagte sich bitter, dass zu wenige Exponate hingen.

Den Prinzipen treu geblieben

Klasse statt Masse wollte der Kunsthändler auch für die Art Cologne und sah entsetzt, dass sie Mitte der 90er Jahre auf 350 Aussteller angeschwollen war. So wurde er einer der Initiatoren des 1996 erstmals ausgetragenen „Art Forums“ in Berlin.

Während er in Köln geschäftlich dank der Fotogalerie seiner Frau Heidi bald auf zwei Beinen stand, blieb er seinen Prinzipien treu: „An Kunst war mir immer die Ästhetik wichtig.“ Wenn die dann politisch wurde – umso besser, aber nur politischer Anspruch war ihm zu wenig.

Galeristen schleppen Dünnbrettbohrer mit

Er respektiert amerikanische Giganten wie David Zwirner oder Larry Gagosian, die schon dank ihres Namens üppige Geschäfte machen, dabei aber auch „manche Dünnbrettbohrer durchschleppen“.

Und bei den Sammlern waren ihm „Triebtäter“ wie der weltläufige Peter Ludwig immer sympathisch. In „die leeren Augen der Milliardäre“, die Kunst erst ab zweistelligen Millionenpreisen schätzen, schaut er hingegen ungern.

Anspielung auf die Klientel des Düsseldorfer Kunstberaters Helge Achenbach

Das mag man als Anspielung auf die Klientel des Düsseldorfer Kunstberaters Helge Achenbach sehen, der ebenfalls als neues Mitglied im Audioarchiv zu hören ist. Er bekennt, dass er als betrügerischer „Art Consultant“ für Berthold Albrecht in seine eigene Falle getappt sei.

Aber er erzählt auch, wie er einst mit Winfried Reckermann den Kauf von drei Arbeiten (Mack, Uecker, Piene) aus Chicago bewerkstelligt habe. Keiner von beiden habe die nötigen 50 000 Mark besessen, doch Achenbach wusste, dass in Spanien eingelöste Schecks damals erst Wochen später das heimische Konto belasteten.

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Mit einem Koffer voller Peseten kehrte er zurück, und Reckermann habe kurz darauf allein mit dem Uecker-Werk die 50 000 erlöst. Kein Konto rutschte ins Minus, und am Ende stand für beide ein hübscher Gewinn. Ganz legal.n.

audioarchivkunst.de