Zum Outing der TV-StarsNoch immer ist es nicht der leichteste Schritt

Das Cover vom "Süddeutsche Zeitung Magazin" vom 5. Februar
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Köln – Als vor bald 30 Jahren Alfred Biolek und Hape Kerkeling von Rosa von Praunheim geoutet wurden, war das für die beiden auf jeden Fall unangenehm, auf lange Sicht hat es ihnen nicht geschadet. Hinzukommt, dass es vielen Menschen geholfen hat, unter anderem meiner Mutter: Dass zwei von ihr geschätzte Entertainer schwul sind, trug zur Akzeptanz in Bezug auf ihren eigenen Sohn bei. Schon allein deshalb ist es klasse, dass sich nun 185 Schauspielende geoutet haben. Es wird Eltern helfen und Jugendlichen, die einen Weg finden müssen, mit ihrer Sexualität ein glückliches Leben führen zu können.
Natürlich kann man sagen, dass es doch alles gar nicht mehr so schlimm sei – aber so ganz stimmt das nicht. Auch wenn es eine größere gesellschaftliche Akzeptanz gibt und die „Ehe für alle“ in Richtung gesellschaftlicher Mitte weist, das persönliche Coming Out, das „Wie sage ich es meinen Eltern?“ ist nach wie vor nicht der leichteste aller Schritte. Und so lange in diesem Land Kinder an Schulen gemobbt werden, Lesben oder Schwule, Transmänner oder Transfrauen Gewalt erfahren, so lange es Länder auf dieser Erde gibt, in denen darauf die Todesstrafe steht, ist die sexuelle Orientierung nicht nur etwas, dass, wie es gerne gesagt wird, doch Privatsache und bitteschön auch so zu behandeln sei.
Natürlich kann man denken, das es doch in der Unterhaltungsbranche nicht so schwer sein kann, zu dem zu stehen, wer man ist. Die Biografien, die in der SZ präsentiert werden erzählen eine andere Geschichte. Und natürlich es ist immer eine persönliche Entscheidung, das Berufsleben wichtiger zu nehmen als das, was ein wichtiger Bestandteil der eigenen Person ist. Aber schon die Tatsache, dass sich jemand überhaupt in die eine oder andere Richtung entscheiden muss, ist nicht richtig.Und ob jemand eine Rolle bekommt, sollte nicht von seiner Sexualität oder einer Quote abhängen, sondern von seinen Schauspielkünsten. Dass übrigens gilt in beide Richtungen – ich freue mich nämlich schon jetzt auf den Film „Supernova“, in dem die gestandenen Heteros Colin Firth und Stanley Tucci ein schwules Paar spielen.