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Amokfahrt in TrierFahrer stand rauchend neben dem Auto, als die Polizei ihn festnahm

Lesezeit 3 Minuten

Menschen stehen bei einer Schweigeminute zum Gedenken der Opfer nach der Amokfahrt von Trier mit Toten und Verletzten um genau die Uhrzeit, zu der ein 51-jähriger Mann am Dienstag durch die Fußgängerzone gerast ist. In ganz Trier läuteten die Kirchenglocken.

Mainz – Nach der Amokfahrt in Trier hat der Täter nach Angaben der Polizei das Auto abgestellt und eine Zigarette geraucht.

Polizisten hätten den 51-Jährigen stehend am Heck des Wagens angetroffen, berichtete der Polizeivizepräsident von Trier, Franz-Dieter Ankner, am Freitag in einer Sondersitzung des Innenausschusses des rheinland-pfälzischen Landtags in Mainz. „Dort sah er den Einsatzkräften grinsend entgegen.” Die Beamten hätten ihn dann überwältigt und festgenommen.

Amokfahrt in Trier: Noch ist das Motiv für die Tat unklar

In dem Auto sei scharfe Munition gefunden worden, aber bilsang keine dazu passende Waffe entdeckt, berichtete Ankner. Weil sich Kartons in dem Wagen befanden, seien Sprengstoffexperten eingeschaltet worden, die dann aber Entwarnung gegeben hätten.

Noch ist das Motiv für die Tat unklar. Der Mann habe bei den bisherigen Vernehmungen keine klaren Angaben dazu gemacht, sagte der rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz (SPD) am Freitag.

Die Polizei bittet alle möglichen Zeugen und Verletzten, sich zu melden. Bislang seien bei den Ermittlern mehr als 200 Hinweise zu der Tat am Dienstag eingegangen, teilte die Polizei in Trier am Freitag mit.

Die Polizei gehe davon aus, dass es noch viele weitere Zeugen und möglicherweise einige weitere verletzte Personen gebe. Es sei wichtig, dass diese sich meldeten, um Angaben zu den Geschehnissen zu machen. Jede Information bei der Aufklärung der schrecklichen Tat könne von Bedeutung sein, hieß es in einer Mitteilung.

Amokfahrt in Trier: Zahl der Verletzten hat sich von 18 auf 24 erhöht

Der 51-jährige Tatverdächtige war nach bisherigen Erkenntnissen am Dienstagnachmittag mit einem Geländewagen in hoher Geschwindigkeit durch die Trierer Fußgängerzone gefahren. Nach Aussage von Lewentz hatte er dabei offenbar gezielt Menschen überfahren. Fünf Passanten wurden getötet, darunter ein nur wenige Wochen altes Baby. Die Zahl der Verletzten hat sich inzwischen von 18 auf 24 erhöht. Es hätten sich nachträglich noch Leute gemeldet, sagte ein Sprecher der Polizei in Trier. Die Zahl der Schwerverletzten darunter sei bei sechs geblieben.

Der Mann, der zur Tatzeit betrunken war, sitzt seit Mittwoch in Untersuchungshaft. Ihm wird unter anderem mehrfacher Mord vorgeworfen.

Nach Ankners Worten gilt der in Trier geborene Mann als Einzelgänger. Er sei kinderlos und ledig. Der Deutsche sei nach den bisherigen Erkenntnissen arbeitslos und zuletzt auch ohne festen Wohnsitz gewesen. Er habe offenbar in dem Wagen übernachtet. Es habe keine Einträge in polizeiliche Register oder die des Staatsschutzes gegeben. Der Geländewagen, der für die Tat benutzt wurde, sei dem Mann von einem Bekannten aus Gefälligkeit überlassen worden, sagte der Polizeivizepräsident.

Amokfahrt in Trier: Arbeitsgruppe zur Früherkennung angeregt

Unterdessen regte Lewentz eine bundesweite Arbeitsgruppe zur Früherkennung solcher Gefahren an. Es gehe darum, Anhaltspunkte für eine Planung und Vorbereitung von Amokfahrten und Anschlägen früher wahrzunehmen, sagte er. „Ich habe diese Thematik zur Erörterung der Innenministerkonferenz nächste Woche eingebracht.”

Lewentz erinnerte an vergleichbare Gewalttaten in Münster, Bottrop und Volkmarsen. Vor diesem Hintergrund werde vermehrt hinterfragt, ob die Sicherheitsbehörden in der Lage sein müssten, solche Menschen mit einem erheblichen Gefahrenpotenzial frühzeitiger zu identifizieren.

Gleichzeitig sollte gesagt werden, dass „ein absoluter Schutz vor irrational handelnden Einzeltätern leider nicht möglich” sei. „So schwer es einem Innenminister fällt, so etwas sagen zu müssen.” (dpa)