Ermittlungen in AmsterdamUnbekannte projizieren antisemitische Botschaft auf Anne-Frank-Haus

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Ein Schwarz-Weiß-Foto von Anne Frank.

Zwischen 1942 und 1944 versteckte sich Anne Frank in einem Hinterhaus an der Amsterdamer Prinsengracht.

Die Laser-Botschaft „Anne Frank, Erfinderin des Kugelschreibers“ war minutenlang auf die Wand des Hauses projiziert worden. Damit wurde die Authentizität des berühmten Tagebuchs angegriffen.

Nach der Projektion einer antisemitischen Laser-Botschaft auf die Außenwand des Anne-Frank-Hauses in Amsterdam hat die Polizei Ermittlungen aufgenommen. Der Vorfall sei gemeldet und Ermittlungen seien eingeleitet worden, sagte ein niederländischer Polizeisprecher am Freitag der Nachrichtenagentur AFP. Das Museum entdeckte nach eigenen Angaben erst nach einem „Hass-Video“ dazu im Messengerdienst Telegram, dass die Laser-Botschaft am Montagabend minutenlang auf die Wand des Hauses projiziert worden war.

Die Nachricht lautete demnach „Anne Frank, Erfinderin des Kugelschreibers“. Sie bezieht sich auf die falsche Behauptung, dass Teile ihres berühmten Tagebuchs mit Kugelschreiber geschrieben worden seien, obwohl dieser erst nach dem Zweiten Weltkrieg in Gebrauch kam. Die Behauptung stützt sich auf den Fund in den 80er Jahren von mit Kugelschreiber beschriebenen Notizblättern in den Papieren von Anne Frank.

Museum bezeichnet Hass-Video und Laser-Botschaft als „rassistisch und antisemitisch“

Niederländischen Medien zufolge handelt es sich dabei in Wirklichkeit aber um Notizen einer Gutachterin, die diese in den 60er Jahren versehentlich in den Papieren gelassen hatte. Das Museum bezeichnete Video und Laser-Botschaft als „rassistisch und antisemitisch“. Diese „greifen die Authentizität des Tagebuchs an und verbreiten Hass“. Es habe die Polizei eingeschaltet und stehe zudem in Kontakt mit Staatsanwaltschaft und Stadtrat.

„Es gibt keinen Platz für Antisemitismus in unserem Land“, erklärte Regierungschef Mark Rutte auf Twitter. „Wir können und dürfen das niemals akzeptieren.“ Justizministerin Dilan Yesilgöz-Zegerius fügte auf Twitter hinzu, der Vorfall zeige die Notwendigkeit einer Gesetzgebung zur Leugnung des Holocaust in den Niederlanden. Auch die Amersterdamer Bürgermeisterin Femke Halsema verurteilte den Vorfall als „reinen Antisemitismus“. Anne Frank, deren Tagebuch weltberühmt wurde, gilt als Symbol der Menschlichkeit inmitten des Horrors des Holocaust.

Zwischen 1942 und 1944 versteckte sich die jüdische Familie Frank in einem Hinterhaus an der Amsterdamer Prinsengracht vor den Nazis. Sie wurde jedoch verraten und von der Gestapo festgenommen. Die 15-jährige Anne und ihre 19 Jahre alte Schwester Margot starben 1945 im Konzentrationslager Bergen-Belsen an Typhus, ihre Mutter in Auschwitz. Nur Annes Vater Otto Frank überlebte. Er veröffentlichte das Tagebuch seiner Tochter und wandelte das Haus in ein Museum um. Heute hat es jährlich rund eine Million Besucher. (afp)

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