Kampf um CDU-ParteivorsitzDas sind Angela Merkels mögliche Erben
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Sie könnten Angela Merkel am ehesten beerben.
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Berlin/Düsseldorf – Seit 13 Jahren ist Angela Merkel Kanzlerin, seit April 2000 sogar schon CDU-Vorsitzende. Beim Parteitag Anfang Dezember in Hamburg will sie nun nicht erneut als Parteichefin antreten. Welche potenziellen Nachfolger haben welche Chancen? Drei von ihnen kommen aus NRW.
FRIEDRICH MERZ: Der 62-Jährige brachte sich unmittelbar nach Bekanntwerden von Merkels Verzicht auf den Parteivorsitz als Kandidat ins Spiel. Das hat einen Hintergrund. Merkel - damals Parteivorsitzende - hatte Merz 2002 von der Spitze der Unionsfraktion verdrängt. Das hat bei Merz offensichtlich tiefe Spuren hinterlassen. Der in Brilon im Sauerland geborene Finanzexperte und Wertekonservative steht für eine Debatte über eine deutsche Leitkultur. Ihm dürfte - wie auch anderen Vertretern des konservativen Parteiflügels - die Sozialdemokratisierung der CDU unter Merkel bitter aufgestoßen sein. Merz zog sich nach der Niederlage gegen Merkel aus dem Bundestag zurück und ist seither als Rechtsanwalt in Düsseldorf tätig. Zu seinen Mandanten gehören nach eigenen Angaben zahlreiche Dax-Unternehmen und internationale Konzerne. In Erinnerung ist sein Steuerkonzept geblieben, das mit drei Stufen auf einem Bierdeckel erklärbar sein sollte.

Friedrich Merz (CDU)
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JENS SPAHN: Der ehrgeizige Gesundheitsminister aus dem westfälischen Ahaus hat sich in den vergangenen Jahren immer wieder als konservativer Kritiker der Kanzlerin profiliert. Nun wirft auch er seinen Hut in den Ring. Ihm wird parteiintern angekreidet, dass er mit Äußerungen etwa in der Flüchtlingspolitik zu stark polarisiert habe. Wer als Kandidat die Mehrheit eines Parteitages auf sich vereinen wolle, müsse alle Flügel integrieren, sagen Kritiker. Nachdem Merkel bei der Bildung ihres vierten Kabinetts an Spahn nicht mehr vorbeigekommen war, konzentriere sich der 38-Jährige vor allem auf die Sachpolitik - das wird auch von seinen Kritikern anerkannt. Spahn kämpft allerdings auch nach Ansicht von Parteifreunden damit, dass er zwar noch jung, aber kein wirklicher Neuling im Bundestag ist: Er gehört dem Parlament für den Wahlkreis Steinfurt I - Borken I bereits seit 2002 an.

Jens Spahn (CDU)
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ARMIN LASCHET: Als Vorsitzender des stärksten CDU-Landesverbandes Nordrhein-Westfalen könnte der Ministerpräsident schon qua Amt einen Anspruch auf den Vorsitz der Bundespartei anmelden – wenn er denn wollte. Der 57-jährige Aachener gilt als loyaler Stellvertreter Merkels in der Bundes-CDU. Laschet hält sich eine eigene Kandidatur um die Nachfolge von Angela Merkel für den Parteivorsitz offen. Die CDU müsse die Lage zunächst analysieren und danach entscheiden, sagte er am Montag in Düsseldorf. Es sei wichtig, zunächst das Gespräch zu suchen. Der CDU-Parteivorstand sollte daher am Montag weder einen Kandidaten für das Präsidium noch für den Bundesvorstand nominieren. Zu der Frage, ob er selbst als Kandidat antrete, äußerte sich der CDU-Bundesvize nicht. (dpa)

Armin Laschet (CDU)
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ANNEGRET KRAMP-KARRENBAUER: Auch die Kandidatur der CDU-Generalsekretärin wurde schon am Montagmittag bekannt. Der 56-Jährigen geben viele in der Partei die besten Chancen, Merkel zumindest als Parteichefin zu beerben. Die frühere saarländische Ministerpräsidentin gilt als Favoritin der Kanzlerin. Kramp-Karrenbauer hatte Merkel beeindruckt, als sie vor der Bundestagswahl 2017 aus fast aussichtsloser Position die Landtagswahl an der Saar mit einem deutlichen Plus noch gewann. Die verheiratete Mutter von drei erwachsenen Kindern hat sich in den vergangenen Monaten bei einer sogenannten Zuhör-Tour viel Sympathie an der Parteibasis erworben. Zugleich grenzte sie sich mit mehreren Äußerungen auch von Merkel ab - beispielsweise als sie davon sprach, dass die Partei wieder mehr Feuer brauche, wenn sie auch jüngere Menschen ansprechen wolle.

Annegret Kramp-Karrenbauer
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WOLFGANG SCHÄUBLE: Für den früheren Innen- und Finanzminister wäre es die Krönung seiner langen politischen Laufbahn, könnte er Merkel zum Ende seiner Karriere im Kanzleramt ablösen - wenn auch wohl nur als Übergangslösung. Das wäre dann wohl auch eine späte Genugtuung, nachdem der damalige Kanzler und CDU-Chef Helmut Kohl Schäuble zwar zunächst Hoffnung auf die Nachfolge als Regierungschef gemacht hatte, daraus dann aber nichts geworden war. Schäuble wurde nach der für die CDU verlorenen Bundestagswahl 1998 zunächst Parteichef, bis er im Zuge der CDU-Spendenaffäre im Jahr 2000 seine Ämter niederlegen musste. Auf ihn folgte Merkel. Der über die Parteigrenzen anerkannte 76-Jährige könnte nun darauf hoffen, dass er auch von der SPD mitgetragen würde, sollte Merkel von ihrer Partei gezwungen werden, nicht nur den Vorsitz, sondern auch das Kanzleramt aufzugeben.

Wolfgang Schäuble
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DANIEL GÜNTHER: Der 45 Jahre alte Ministerpräsident aus Schleswig-Holstein gilt vor allem für CDU-Anhänger, die sich eher in der politischen Mitte oder sogar eher links einordnen, als Hoffnungsträger. Das dürfte es dem Chef einer recht geräuschlos arbeitenden Jamaika-Koalition in Kiel allerdings schwer machen, von einer breiten Mehrheit zum Bundesvorsitzenden der CDU gewählt zu werden. Möglicherweise hat Günther deshalb am Montag auch schon abgewunken - er habe keinerlei Absicht, für den CDU-Bundesvorsitz zu kandidieren, gab er bekannt.

Daniel Günther
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