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Digitale Schule in NRWWie es nach den Sommerferien weitergehen soll

Lesezeit 3 Minuten
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 Ein Schüler der achten Klasse tippt in einer Schule auf einem iPad. 

  1. In der Coronakrise haben sich sehr viele Schwachstellen aufgetan, was den digitalen Unterricht anbelangt.
  2. Insgesamt 350 Millionen Euro stellt die Landesregierung für die Digitalisierung der Schulen bereit.
  3. Zudem können benachteiligte Schüler Geräte künftig ausleihen.

Düsseldorf – Die Landesregierung will alle Lehrer und benachteiligte Schüler mit digitalen Endgeräten ausstatten. „Wir haben ein Investitionspaket von über 350 Millionen Euro für die Digitalisierung geschnürt, das es so noch nie gab“, sagte NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) am Montag. 105 Millionen Euro stammen aus Bundesmitteln, 18 Millionen Euro von Schulträgern. NRW sei das erste Bundesland, das seine rund 200.000 Lehrer flächendeckend mit Laptops oder Computern versorge. Zusätzlich sollen vor allem bedürftige Schüler Leihgeräte zur Verfügung gestellt bekommen.

In der Corona-Krise hatte sich gezeigt, dass der Wec hsel zwischen Präsenz- und Fern-Unterricht häufig unter anderem daran scheiterte, dass Lehrer keine eigenen Dienstgeräte hatten. Jene, die auf eigene Computer zurückgriffen, gingen ein Datenschutz-Risiko ein. Auch erreichte der digitale Unterricht viele Schüler nicht, weil es auch ihnen an digitalen Geräten mangelte. Welche Schüler ein Leihgerät erhalten, sollen Gebauer zufolge die Lehrer nach Bedürftigkeit entscheiden. Um die Kinder nicht zu stigmatisieren, solle keines in die Lage kommen, seinen Bedarf nachweisen zu müssen. Die genauen Beschaffungsmodalitäten würden noch mit den Kommunen als Schulträgern erörtert.

Geräte sollen bis Dezember angeschafft werden

Spätestens bis zum Ende Dezember müssen die Kommunen die finanziellen Mittel für die digitalen Endgeräte aber verausgabt haben. Dies sei ein Anreiz, die Technik schnell zu beschaffen, sagte Gebauer. Sie dämpfte zugleich allzu hohe Erwartungen an digitalen Unterricht nach den Ferien: Erst bis Ende 2022 seien alle Schulen in NR W an schnelles Internet angebunden. Bisher sind es rund 30 Prozent. Zudem gebe es derzeit Gespräche mit den kommunalen Spitzenverbänden zur technischen Unterstützung – klar sei aber, dass die Landesregierung sich nicht um das Personal für den technischen Support von 6000 Schulen kümmern könne.

Das digitale Lernen nach den Sommerferien will die Schulministerin zudem unterstützen, indem sie den Schulen Lernmaterialien an die Hand gibt. „Technik allein ergibt keinen Unterricht“, so Gebauer. Eine entsprechende Materialsammlung für Lehrer im Internet sei mehr als 10.000 Mal heruntergeladen worden. Weiterhin soll eine Handreichung für Lehrer angeboten werden zur organisatorischen, pädagogischen und didaktischen Verknüpfung von Präsenz- und Fernunterricht. Dabei soll es Beispiele für Unterrichtsvorhaben geben, damit diese jeweils digital und analog vermittelt werden können. Zudem soll die landesweit verfügbare Plattform Logineo um eine sicher e Videoplattform und einen Messenger-Dienst für Schüler und Lehrer erweitert werden.

Lehrer-Vorsitzende zeigt sich beeindruckt

Lehrerverbände begrüßten die Ankündigungen. „Auch wenn es noch viele Detailfragen zu klären gibt: Dieses Maßnahmenpaket ist ein echter Meilenstein“, kommentiert die lehrer nrw-Vorsitzende Brigitte Balbach. „Es ist wichtig, dass wirklich alle Schülerinnen und Schüler hier mitgenommen werden und es ist richtig, dass Lehrkräfte nicht mehr gezwungen sein werden, auf private Geräte zurückgreifen“, erklärte Stefan Behlau, Vorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung NRW.

Als Schritt in die richtige Richtung bezeichnete die geschäftsführende Direktorin am Institut für Schulentwicklungsforschung an der TU Dortmund, Nele McElvany, die Maßnahmen. Aber mit der Bereitstellung der Hardware sei es natürlich noch nicht getan. „Was passiert mittel- und langfristig mit der Finanzierung – vor allem im Hinblick auf die Infrastruktur-Auss tattung der Schulen? Was passiert, wenn etwas kaputtgeht, wenn Software aktualisiert werden muss?“, sagt McElvany. Dafür brauche es einen mittelfristigen Plan.

Zudem müsse geklärt werden, in welchen Klassenstufen, Fächern und in welchen Formaten Lerninhalte im digitalen Lernraum überhaupt verankert werden könnten. „Es kann nicht ein Konzept für alle und alles geben“, sagt sie.

In einer Studie hatte die Uni mehr als 3600 Lehrkräfte aus allgemeinbildenden Schulen zum digitalen Unterricht in der Corona-Krise befragt. „Viele haben von Schülern berichtet, die weder ausreichende Medienkompetenz noch die Hardware hatten, um zu Hause mit den gestellten Aufgaben umgehen zu können“, sagt McElvany. Das gelte zudem auch für viele Lehrer. „Auch die müssen noch viel lernen. Da kommt eine ganze Menge an Weiterqualifizierungen auf uns zu.“