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Falsche Abi-Aufgaben„Bei mir kam Angst und Panik auf“

3 min

Wichtigste Prüfung der Schullaufbahn: Schüler beim schriftlichen Abitur.

Hennef – So hatte sich Sascha Harnischmacher die Abitur-Klausur nicht vorgestellt. "Als ich das erste Aufgabenblatt umgedreht hab, dachte ich, das kann ich nicht. Als ich das zweite umgedreht hab, ging es mir genauso", und beim dritten habe er auch kein gutes Gefühl gehabt, erzählte der 19-Jährige, einer von 16 Schülern des Leistungskurses Sozialwissenschaften/ Wirtschaft am Gymnasium Hennef, die am Donnerstag drei Aufgaben erhielten, von denen zumindest zwei nicht den Vorgaben entsprachen. Schnell habe er gemerkt, "dass das nichts mehr wird" und sei ziemlich sauer geworden. Seine Mitschülerin Anna Zimmermann berichtete, sie hätte eher weinen können. "Bei mir kam Angst und Panik auf." Erleichterung dann am Donnerstagnachmittag, als klar wurde, dass die Schüler eine falsche Aufgabe erhalten hatten.

Im NRW-Schulministerium waren am Dienstag um 12 Uhr nur die Aufgaben für das Fach Sozialwissenschaften in den Download-Server eingestellt worden, nicht aber jene für das Fach Sozialwissenschaften mit dem Schwerpunkt Wirtschaft. Schon 20 Minuten später gab es eine Rückmeldung, dass die Wirtschafts-Aufgaben fehlten. Um 12.55 Uhr standen die richtigen Aufgaben bereit. Jene Schulen aber, die in dieser Zeit die Aufgaben heruntergeladen hätten, bei denen gab es Probleme. Einige hatten den Irrtum noch vor der Klausur bemerkt und erhielten aus Düsseldorf die richtigen Aufgaben. Letztlich waren es nur Gymnasien in Hennef, Herten, Willich und Radevormwald "mit höchstens 80 Schülern", so die Sprecherin, in denen die falschen Aufgaben bearbeitet worden seien. "Für die Schüler ist das eine unerträgliche Situation gewesen", sagte der Hennefer Schulleiter Martin Roth. "Aber Fehler passieren. Wir sind froh, dass wir mit dem Ministerium zu einer schnellen Lösung gekommen sind." Die besagt, dass es den Schülern freigestellt ist, die Klausur zu wiederholen oder nicht. "Einige haben allerdings durchblicken lassen, dass sie die Klausur nicht wiederholen möchten", sagte Thorsten Piesche, an der Schule für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig.

In Abbildungen von Bio- und Chemieaufgaben gab es Mängel. In Deutsch hieß es statt "gemeines Band" "gemeinsam Band".

Das Wort "unbewusst" statt "bewusst" führte Schüler in Pädagogik in die Irre. Ein falscher Punkt ließ in Erdkunde 19 Millionen Tonnen zu 190 Millionen werden. Wegen des "Oktaeder des Grauens" durften Schüler eine Mathe-Klausur wiederholen.

Streit gab es darum, dass Schüler in Deutsch die Original-Lektüre "Don Carlos" während der Abi-Prüfung zur Hand nehmen durften, andere nicht.

3000 Abiturienten schrieben ihre Mathe-Klausur ein zweites Mal, nachdem mehrere Fehler entdeckt worden waren.

Der Potenzialtopf und weitere Aufgaben aus dem Randbereich des Curriculums machten die Physik-Aufgaben für viele Schüler kaum lösbar.

Bis Donnerstag müssen sich die Abiturienten entscheiden, ob sie die Prüfung am Freitag in zwei Wochen (26. April) wiederholen wollen.

Für Irritationen sorgte in einigen Schulen, auch in Euskirchen, eine Aufgabe in Geschichte. Dabei galt es, eine Rede von Reichskanzler Franz von Papen zu analysieren und diese mit der "gegenwärtigen" Situation in Beziehung zu setzen. Es habe Rückfragen gegeben, ob sich gegenwärtig auf die 30er Jahre beziehe, sagte die Ministeriumssprecherin. Aber selbst wer die Lage mit heute verglichen und das gut umgesetzt habe, könne eine gute Note erhalten. Es komme auf die kompetenzorientierte Lösung an, so die Sprecherin.

In Düren hatte fälschlicherweise eine Schule statt Themen für ihren Leistungskurs Aufgaben eines Grundkurses "bestellt", die per Bote gebracht wurden. Der Fehler fiel jedoch noch auf und es konnten die richtigen Aufgaben rechtszeitig heruntergeladen werden. Mit den richtigen Themen ging die Klausur schließlich mit einer kleinen Verzögerung über die Bühne.