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FrankreichPolizist bleibt nach tödlichem Schuss auf Jugendlichen in U-Haft

Lesezeit 2 Minuten
Polizisten stehen vor Demonstranten auf dem Place de la Concorde während der Demonstration.

Nach dem tödlichen Schuss eines Polizisten auf einen Jugendlichen bei einer Verkehrskontrolle kommt es in Paris immer wieder zu Zusammenstößen zwischen Protestierenden und Polizisten.

Seit dem Tod des 17-jährigen Nahel in der vergangenen Woche wurde Frankreich von Krawallen und Protesten gegen Polizeigewalt erschüttert.

Nach dem tödlichen Schuss auf einen Jugendlichen bei einer Verkehrskontrolle bei Paris bleibt der Polizist, gegen den wegen Totschlagverdachts ermittelt wird, in Untersuchungshaft. Ein Antrag auf Freilassung des 38 Jahre alten Beamten sei am Donnerstag abgelehnt worden, teilte das zuständige Gericht in Versailles mit.

Unter Verweis auf interne Ermittlungsunterlagen, aus denen die Zeitungen „Le Parisien“ und „Le Monde“ zitierten, drohte der Kollege des späteren Schützen dem 17-Jährigen am Steuer bei der Kontrolle: „Du bekommst eine Kugel in den Kopf.“ Der nun inhaftierte Beamte habe gerufen „Ausmachen, ausmachen“ und auf die Windschutzscheibe geschlagen, um den Jugendlichen zum Ausschalten des Autos zu bringen.

Frankreich: Aufflammen der Krawalle und Proteste zum Nationalfeiertag erwartet

Laut den Ermittlungsunterlagen sagte der Beamte bei einer Befragung, er habe geschossen, weil er befürchtet habe, dass sein Kollege von dem anfahrenden Auto mitgerissen werde. Der zweite Beamte habe aber ausgesagt, dass er nur einen Arm in das Fahrerfenster gehalten habe. Ebenfalls sagte der Schütze demnach, er habe auf die untere Körperhälfte des Jugendlichen gezielt. Weil er beim Anfahren des Wagens das Gleichgewicht verloren habe, habe der Schuss aber die Brust getroffen.

Seit dem Tod des 17-jährigen Nahel bei der Kontrolle in der vergangenen Woche wurde Frankreich von schweren Krawallen und Protesten gegen Polizeigewalt erschüttert. Wiederholt kam es zu Plünderungen, Brandanschlägen und gewaltsamen Konfrontationen zwischen Polizisten und Randalierern. Inzwischen haben die Unruhen nachgelassen. Die Sorge ist aber, dass sie zum Nationalfeiertag am 14. Juli wieder aufflammen.

Eine heftige Kontroverse löste unterdessen eine Spendensammlung für die Familie des festgenommenen Polizisten durch einen Rechtsextremen aus, bei der über 1,6 Millionen Euro zusammenkamen. Das ist erheblich mehr, als eine zur Unterstützung von Nahels Mutter gestartete Sammlung, an der sich rund 23.000 Menschen beteiligten und eine Summe von bislang rund 450.000 Euro zusammenbrachten. (dpa)