Grünen-Chefin mit Seitenhieb gegen MerzRicarda Lang: „Die AfD ist im Kern eine unsoziale Partei“

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Ricarda Lang, Bundesvorsitzende der Grünen, mit ARD-Journalist Matthias Deiß  stehen kurz vor Aufzeichnung für das ARD-Sommerinterview zusammen.

Ricarda Lang, Bundesvorsitzende der Grünen, mit ARD-Journalist Matthias Deiß stehen kurz vor Aufzeichnung für das ARD-Sommerinterview zusammen.

Ricarda Lang bekräftige ihr Nein zu einer Zusammenarbeit mit der AfD. Einen Kommunal-Fall wolle die Grünen-Chefin „intern klären“.

Ricarda Lang hat sich im ARD-„Sommerinterview“ erneut klar gegen die Alternative für Deutschland (AfD) positioniert. Die Grünen-Chefin warf der AfD eine desaströse Politik vor. Eine Zusammenarbeit mit den Rechtspopulisten schloss Lang auf allen Ebenen aus. „Die AfD ist im Kern eine unsoziale Partei, die dieses Land destabilisieren will“, sagte Lang deutlich, die sich Attacken von AfD-Chef Tino Chrupalla ausgesetzt sah. Lang kündigte außerdem Konsequenzen in einem bekannt gewordenen Fall von Zusammenarbeit mit der AfD an.

Grüner Gemeinderat stimmte wohl AfD-Antrag zu – Ricarda Lang will Fall „intern klären“

Eine mögliche Zusammenarbeit der demokratischen Parteien mit der AfD ist zuletzt viel diskutiertes Thema geworden, weil CDU-Chef Friedrich Merz eine mögliche Kooperation mit der AfD auf kommunaler Ebene angedeutet hatte. Merz, der für die Äußerung viel Kritik auch aus der eigenen Partei einstecken musste, sagte zunächst, man müsse nach „Wegen“ zur Zusammenarbeit suchen, ruderte später aber zurück.

Wie nun bekannt wurde, hat offenbar in der baden-württembergischen Stadt Backnang Gemeinderat Wilfried Härtner (Grüne) einem AfD-Antrag im November 2022 für die Finanzierung des Theaters zugestimmt. Lang kündigte jetzt im „Sommerinterview“ an, dies „intern klären“ zu wollen.

Mit Blick auf Friedrich Merz' Äußerungen zu einer möglichen AfD-Zusammenarbeit sagte Ricarda Lang: „Ich halte das für eine große Gefahr, was er dort getan hat, denn er hat ja ausgehend von der Situation Sonneberg, die bestimmt eine schwierige ist für alle Kommunalpolitiker, gar keine Frage, pauschal die Kommunen ausgenommen, was die Zusammenarbeit mit der AfD angeht.“ Lang legte nach: „Ein Parteivorsitzender, der entweder hier bewusst den Tabubruch begeht, oder nicht weiß, was er da sagt, dafür habe ich ziemlich wenig Verständnis.“

Ricarda Lang im „Sommerinterview“: Die AfD „macht Politik gegen die Mehrheit der Menschen in diesem Land“

Die 29-jährige Grünen-Chefin stellt in dem ARD-Interview der AfD erneut ein übles Zeugnis aus: „Man muss ganz klar sagen, diese Partei macht Politik gegen die Mehrheit der Menschen im Land, gegen deren Sorgen, weil sie von diesen Sorgen profitieren“, sagte sie.

Eine Äußerung von AfD-Chef Tino Chrupalla, der die Grünen als „die gefährlichste Partei Deutschlands“ bezeichnet hatte, konterte Lang mit den Worten: „Die gefährlichste Partei in diesem Land, das ist die AfD“. Sie verwies auf den von etlichen Parteimitgliedern geforderten Austritt Deutschlands aus der Europäischen Union. „Das wäre ein wirtschaftliches Fiasko für Deutschland.“

Auf AfD-Politiker angesprochen, die Deutschlands Mitgliedschaft in der Nato für die Zukunft in Zweifel ziehen, sagte Lang: „Wir würden uns Putin ausliefern.“ Sie fuhr fort: „Keine Gewerbesteuer mehr - Haupteinnahmequelle der Kommunen, also keine Freibäder, keine Frauenhäuser, keine Kitas.“ Für die kleinen Leute tue die AfD, die das Rentenalter erhöhen wolle, nichts.

Grünen-Chefin Lang sieht Auftrag von Bürgerinnen und Bürgern an Ampel-Regierung

Auf die Frage nach einem möglichen eigenen Anteil an den Umfrageerfolgen der AfD, die in der Sonntagsfrage zuletzt um die 20 Prozent erzielte, räumte Lang eine Mitverantwortung der Ampel-Koalition aus SPD, Grünen und FDP ein. „Wenn ich jetzt gerade im Land unterwegs bin, treffe ich viele Bürger, die sagen mir eigentlich: „Wir wollen, dass ihr euch einfach mal zusammenreißt.“ Und ich glaube, diese Erwartung, das muss ein Auftrag sein, auch an uns.“

Alle demokratischen Parteien seien gefragt, betonte Lang, die vor gegenseitigen Schuldzuweisungen zwischen Regierung und Opposition warnte. Wirtschaftliche Unsicherheit schaffe außerdem einen Nährboden für Angst. „Das heißt, wir brauchen Aufstiegsversprechen statt diesen Abstiegsängsten.“ Sie warnte auch vor einer inhaltlichen Annäherung: „Wer das Lied der Populisten singt, stärkt am Ende die Populisten.“ (mit dpa)

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