Innenminister-KonferenzGespräche von Alexa und Siri sollen als Beweis dienen

Der Lautsprecher Amazon Echo mit dem Alexa Voice Service steht auf einem Tisch.
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Berlin – Alexa lauscht. Das ist ihr Job, so ist sie programmiert. Zwar versichert der US-Internetkonzern Amazon, die Assistentin in seinen Tablets, Lautsprechern und Fernbedienungen speichere nur die nötigsten Daten. Doch das scheinen immer noch eine Menge zu sein, wie eine Reihe von Skandalen gezeigt hat: Amazon-Mitarbeiter haben sich in verschiedener Weise an Tonaufnahmen aus Privatwohnungen ergötzt.
Jetzt schaut noch eine weitere Gruppe von eifrigen Datennutzern begehrlich auf den Schatz an Audiomitschnitten aus Haushalten: die Polizei und die Staatsanwaltschaft. Die deutschen Innenminister wollen auf einer Konferenz in der kommenden Woche den Entwurf einer entsprechenden Empfehlung erteilen.
Den digitalen Spuren komme eine immer größere Bedeutung bei der Aufklärung von schweren Verbrechen wie Terrorismus zu, lautet die Begründung für den Vorstoß. Auch Daten von anderen smarten Geräten könnten die Behörden zur Strafverfolgung heranziehen. Damit würden auch Bewegungsmelder, Lampen, Kameras oder Kühlschränke im smarten Haus zu Spionen der Polizei. Die Erlaubnis eines Richters könne dafür ausreichen, auf die Daten zuzugreifen. Die Innenminister rechnen jedoch mit Widerstand der Datenschützer gegen ihren Plan.
Mithörer im Wohnzimmer
Der amerikanische Computerhersteller Apple hatte im Jahr 2011 mit Siri die ersten Assistentin vorgestellt, die menschliche Sprache versteht. Seitdem haben zahlreiche andere Firmen nachgezogen. Google bietet einen smarten Lautsprecher an, der eigentlich eher ein großes Mikrofon im Wohnzimmer ist. „Google Nest“ kann per Internetsuche Fragen beantworten oder Funktionen eines durchtechnisierten Hauses ansteuern, beispielsweise die Rollläden hochfahren.
Der konkurrierende Lautsprecher Amazon Echo hat ähnliche Funktionen. Der Shopping-Anbieter hat naturgemäß auch die Möglichkeit zur Internetbestellung eingebaut. „Alexa“ heißt hier die Software, die hinter dem Mikrofon sitzt. Ähnlich verhält es sich mit dem Siri-Konkurrenten Cortana von Microsoft. Auch die Telekom bietet in ihrer „Magenta“-Produktlinie eine Sprachsteuerung fürs Haus an.
Allen diesen Geräten ist eine Eigenschaft gemeinsam, die manchem Ehepartner abgeht: Sie hören jederzeit geduldig zu. Schließlich dürfen sie den Moment nicht verpassen, in dem ihre Besitzerin sie mit „Hey Alexa!“ oder dergleichen anspricht. Was passiert aber mit den Tondaten zwischen den Aufrufen? Die Anbieter flüchten sich auf Nachfrage in vage Phrasen. „Wie nehmen die Privatsphäre und Datensicherheit unserer Kunden sehr ernst“, teilte Amazon mit. „Wir hören nur eine sehr kleine Stichprobe von Alexa-Aufnahmen ab, um das Benutzererlebnis unserer Kunden zu verbessern.“ Einem Missbrauch der Daten beuge das Unternehmen mit „strengen internen Regeln“ vor.
Weitere Datenquellen sind von Interesse
Doch die Strafverfolgungsbehörden könnten auf noch viel mehr Daten zugreifen, wenn sich die Fluttore öffnen. Auch in den Lenkrädern von Oberklassewagen sind Mikrofone angebracht, über die der Bordcomputer auf Befehle lauscht. Eine wirklich private Konversation über heikle Fragen wird in Zukunft vermutlich nur im Wald möglich sein. Vorausgesetzt, man lässt sein Handy und damit Alexa, Siri, Cortana und Magenta Assistant zuhause.