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Kommentar zu Kevin KühnertSeine kruden Thesen schaden der SPD

Lesezeit 2 Minuten
Juso Kühnert

Kevin Kühnert, Bundesvorsitzender der Jungsozialisten (Jusos)

Zur Jobbeschreibung eines Juso-Vorsitzenden gehört, dass er ab und zu mal auf den Putz hauen muss. Ein bisschen Revolution muss sein. Das hat Kevin Kühnert mit seinen Thesen zur Kollektivierung von Unternehmen, zur Abschaffung von privaten Mietverhältnissen und zum demokratischen Sozialismus getan.

Inhaltlich sind die kruden Thesen weit weg von der Politik, die die SPD in der Regierung macht. Dennoch werfen sie auch ein schräges Licht auf die Sozialdemokraten. Kevin Kühnert ist nicht irgendein Juso-Vorsitzender. Er hat Einfluss und Autorität in der Partei. Die Parteiführung hat ihn konzeptionell eingebunden. Das neue Sozialstaatskonzept trägt seine Handschrift. Nun hat er einen Befreiungsschlag gegen die mütterliche Umarmung der SPD-Führung unternommen. Mit Erfolg, allerdings auch auf Kosten seiner dauerkriselnden Partei. Denn mit den Äußerungen bringt er die Parteiführung zum Start der heißen Phase des Europawahlkampfs in eine schwierige Lage. Es mag eine überzogene Interpretation dessen sein, was Kühnert meinte: Aber ein Hauch von DDR umweht die Thesen durchaus.

Das ist nicht das einzige Problem: Die steilen Thesen wirken irgendwie altmodisch. Wenn Juso-Chefs in den 70er Jahren solche Dinge gefordert haben, dann waren sie zwar auch weit weg von ihrer Parteiführung, aber doch auf der Höhe der Zeit für junge, politisch links denkende Menschen. Die jungen Menschen heute aber interessieren sich mehr für Klimaschutz als für Kollektivierung. Niemand würde auf die Idee kommen, einen Juso-Chef zum Thema Klimaschutz zu befragen. Und das ist Teil des Problems der SPD: Weder die Mutterpartei noch die Jugendorganisation werden als auf der Höhe der Zeit wahrgenommen.

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