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Kommentar zum Umgang mit AstrazenecaFehlentscheidungen, die sich bitter rächen werden

Lesezeit 2 Minuten
Astrazeneca

Ampullen mit dem Corona-Impfstoff des Herstellers AstraZeneca stehen in kleine Kartons verpackt in einem Kühlschrank.

Hinterher ist man immer schlauer. Aber der deutsche Umgang mit Astrazeneca ist ein besonders gravierender Fall für Fehlentscheidungen, die sich bitter rächen werden. Weil in die Testphase nicht so viele Hochbetagte einbezogen waren, wurde der Impfstoff bei uns nur für unter 65-Jährige zugelassen. Die Briten gingen davon aus, dass ein für Jüngere zugelassenes Vakzin auch Ältere wirksam schützt, und immunisierten vor allem die Hochrisikogruppe mit ihrem „Oxford-Serum“.

Das war auch deshalb genau richtig, weil Ältere den Vektor-Impfstoff besser vertragen – die gefährlichen Thrombosen sind auch in Deutschland nur bei unter 65-Jährigen aufgetreten. Dass die Ständige Impfkommission die Rufe von Spezialisten trotzdem wochenlang ignorierte, ist ein schweres Versäumnis.

Den Gipfel der Verantwortungslosigkeit hat CSU-Chef Markus Söder erklommen, indem er jetzt den Eindruck erweckt, die Astrazeneca-Impfung sei eine Mutprobe. So zerstört man das Restvertrauen in ein Vakzin, das unverzichtbar ist, um die Pandemie endlich zu stoppen. Den Karren aus dem Dreck ziehen müssen jetzt die Hausärzte. Anders als falsch vorsichtige Kommissionen und überforderte Politiker können sie einschätzen, wo ein reales Risiko vorliegen könnte – und wo eben nicht.

Bis zu 15 Millionen Astrazeneca-Dosen werden im zweiten Quartal erwartet. Zieht man von den gut 83 Millionen Einwohnern die bereits Geimpften, die Minderjährigen und Frauen unter 65 Jahren ab, bleiben noch weit mehr Menschen übrig, für die Astrazeneca genutzt werden kann. Der Stoff muss sofort in die Praxen und an alle verimpft werden, die sich nicht von Söder und Co. verunsichern lassen.

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