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LandtagswahlWer in Porz und Kalk-Ost zur Wahl steht – und welche Chancen hat

Lesezeit 4 Minuten
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Florian Braun, CDU

  1. Zur Landtagswahl am 15. Mai analysiert die Rundschau die Lage in den sieben Kölner Wahlkreisen und zeigt jeweils die aussichtsreichsten Direktkandidaten.
  2. Heute geht es um Porz und Kalk-Ost (Wahlkreis 17/Köln V).

Köln – Seit 1975 gehört Porz zu Köln, ist heute der größte Stadtbezirk und bildet mit den Kalker Stadtteilen Rath/Heumar, Brück und Merheim den größten Landtagswahlbezirk Kölns. Hier finden sich noch dörfliche Strukturen und mehr freie Flächen als anderswo in Köln, es gibt aber auch viel Industrie und Gewerbe, der Flughafen zählt zu den großen Arbeitgebern. Politisch ein hart umkämpftes Terrain. Bei den letzten vier Landtagswahlen siegte zweimal die CDU und zweimal die SPD. Der Überblick.

So war es bei der Landtagswahl 2017

Nachdem sich der damalige Kölner SPD-Chef Jochen Ott 2012 und 2010 im Wahlkreis durchgesetzt hatte, gelang es Florian Braun (32) 2017, Porz und Kalk-Ost für die CDU zurückzuerobern. Mit 27 Jahren zog er als jüngster direkt gewählter Abgeordneter in NRW in den Landtag ein. Es war eine sehr knappe Entscheidung: Braun bekam 377 Stimmen mehr als Ott. Der Grüne Jörg Hancke fiel mit 5,5 Prozent auf Platz vier hinter Christian Nüsser (FDP, 7,2 Prozent) zurück. 2012 hatten die Grünen noch doppelt so viele Erststimmen bekommen wie die FDP.

Die Ausgangslage vor der Wahl

Der in Porz aufgewachsene Florian Braun will sein Mandat gegen zwei neue Konkurrenten verteidigen. Die SPD schickt den Chef ihrer Ratsfraktion, Christian Joisten (50) ins Rennen. Er kandidiert erstmals für den Landtag, ist seit 20 Jahren in Porz politisch aktiv und dort so bekannt, dass er vielen als Porzer gilt, obwohl er in Ostheim wohnt. Als Fraktionschef erlauben ihm die Parteistatuten der SPD ein Doppelmandat. Bisher fährt Joisten einen Spagat zwischen seiner ehrenamtlichen Arbeit im Stadtrat und seiner beruflichen Tätigkeit im Luftfahrtbereich. Er will in den Landtag, um sich als Berufspolitiker voll auf seine politische Arbeit konzentrieren zu können.

Dagegen ist es für Grünen-Kandidat Marvin Schuth (33) der erste politische Gehversuch. Er kommt aus Koblenz, lebt seit 2019 in Köln, wohnt im Bezirk Kalk und bewirbt sich zum ersten Mal um ein Mandat.

Was sagen die Kandidaten?

Er sei optimistisch, den Wahlkreis erneut gewinnen zu können, sagt Braun. „Ich nehme landesweit eine positive Stimmung für die CDU und unseren Ministerpräsidenten Hendrik Wüst wahr.“ Klar sei aber: „Es wird wieder ein knappes Rennen.“ Beim wichtigen Thema bezahlbarer Wohnraum setze die CDU auch auf die Förderung von Eigentum. „Das ist gerade für junge Menschen, für junge Familien ein ganz entscheidender Punkt.“ Im Landtag habe er mit dafür gesorgt, dass NRW jetzt den Ersterwerb eines selbst genutzten Eigenheims mit bis zu 10 000 Euro fördere. Als sein „Herzensthema“ nennt Braun die Digitalisierung. Das Land habe das Gründerstipendium eingeführt, um die Entwicklung von Start-ups voranzutreiben. Er wolle sich weiter dafür einsetzen, „dass in Köln gute neue Arbeitsplätze entstehen“. Die Unternehmen bräuchten attraktive Rahmenbedingungen und Flächen. „Die Konkurrenz schläft nicht.“ Auch die Schulen will Braun durch Digitalisierung voranbringen, er setzt sich für Informatik als Abiturfach ein.

Für Christian Joisten (SPD) sind Wohnen und Bildung „zentrale Themen in ganz Köln, die auch in Porz akut sind“. Konkret auf den Wahlkreis bezogen, nennt er als erstes Thema den Verkehr. Die Straßenanbindung in Porz sei teils „miserabel“, es brauche mehr Umgehungsstraßen, aber auch bessere Radwege und vor allem eine bessere Anbindung mit Bus und Bahn. „Dafür habe ich mich seit Jahren auf kommunaler Ebene eingesetzt und möchte dies künftig auch im Landtag tun.“

Sauberkeit und Sicherheit seien ebenfalls „Megathemen für Porz, die außer mir in den letzten Jahren keiner bearbeitet hat“, sagt Joisten. Für Jugendliche gebe es zu wenige Angebote, das führe zu Problemen. Deshalb wolle er sich für mehr Jugendhilfe und mehr Präsenz von Streetworkern einsetzen. In den Veedeln müssten auch mehr Städtebaumittel vom Land ankommen. „Als Kommunalpolitiker erlebe ich jeden Tag, was das Land nicht oder schlecht geregelt hat. Das gilt es zu ändern“, so Joisten.

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„Ich bin in die Politik gegangen, weil ich mich für Gerechtigkeit einsetzen will“, betont der Grüne Marvin Schuth, der aus einer Arbeiterfamilie kommt. Er trete an, „um die Themen voranzubringen, die mir wichtig sind“. Neben dem Klimaschutz, „der jetzt wieder neuen Schwung bekommt“, nennt er zuvorderst das Thema Pflege. Er absolviert derzeit ein duales Studium in Klinischer Pflege und kennt die Probleme zur Genüge. Die Pflege besser aufzustellen sei auch für den Wahlkreis ein wichtiges Thema, neben Mobilität, Wohnungsbau und bezahlbaren Mieten. Dass ein Grüner hier kaum Chancen auf ein Direktmandat hat, ficht ihn nicht an. „Ich bin realistisch und weiß, dass es schwierig wird. Aber ich kämpfe um jede Stimme“, betont Schuth.

Wer kann es über die Landesliste schaffen?

Braun könnte dank Listenplatz 25 auch ohne Sieg ein Mandat winken. Dagegen muss Joisten (Platz 79) zwingend gewinnen, um in den Landtag zu kommen. Schuth steht nicht auf der Liste.

Weitere Kandidaten: Martin Ozminski (FDP), Ahmet Türe (AfD), Madeleine Eisfeld (Linke), Aaron Baron von Kruedener (Die Partei), Dirk Heidtmann (Tierschutzpartei), Christopher Gudacker (Volt).